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TÜV Rheinland: 30 % der PV-Großanlagen weisen schlimme Mängel auf

Kostendruck führt zu Pfusch bei Solarenergie

Bei Solarstrom-Großanlagen ist die Fehlerquote hoch, so der TÜV Rheinland. © BSW Solar

30 Prozent der Solarenergie-Großanlagen weisen gravierende Mängel auf, so Zahlen des TÜV Rheinland.

Die Zahlen des TÜV Rheinland sind alarmierend: Fast jede dritte Solarstrom-Großanlage, die das Institut überprüft hat, weist entweder Sicherheitsmängel auf oder so viele Einzelfehler, dass sie nicht vernünftig funktioniert. Diese Zahlen aus seinen Prüfungen gab das Institut erstmals heraus. Bei kleinen Anlagen auf privaten Dächern gibt es keine Zahlen.

In anderen Segmenten der Qualitätskontrolle der PV scheint es aber durchaus eine Lernkurve zu geben. 2002 fiel noch mehr als jedes zweite Solarenergie-Modul bereits bei der Zertifizierung des TÜV Rheinland durch. Diese Rate betrug 2012 nur noch 10 Prozent.

Doch auch hier warnen die Prüfer vor zu viel Optimismus: "Unsere weitergehenden Tests zur Verarbeitungsqualität und Langlebigkeit von Modulen zeigen, dass manche Hersteller nicht in der Lage sind, kontinuierlich gleichbleibende Qualität in der Serie sicherzustellen", sagt Jörg Althaus. Er ist einer der Geschäftsfeldleiter für Solarenergie des Prüfinstituts.

Materialeinsparungen durch erhöhten Kostendruck wirkten sich negativ auf die Qualität aus, so die Prüfer weiter. "Hersteller gehen derzeit mit neuen Produkten oft vorschnell auf den Markt, obwohl diese noch Kinderkrankheiten haben", schreiben sie.

Derzeit liegt der häufigste Fehleranteil bei der Feuchte-Wärme-Prüfung. Hier fällt immer noch fast jedes vierte Modul durch. Bei der mechanischen Belastung hat sich die Fehlerquote von 2 Prozent im Jahr 2006 auf 16 Prozent im vergangenen Jahr deutlich erhöht.

Die Zertifizierung lässt nur begrenzt Rückschluss auf die Qualität realer Module zu, die nicht für die Prüfung, sondern in Serie gefertigt wurden. Um darüber Aufschlusss zu gewinnen, testet der TÜV die Verarbeitung durch Prüfung der Vernetzungsqualität und der Laminierung an Serienprodukten.

Der Vernetzungsgrad zeigt, wie gut die Folien, die als Einbettmaterial für die Zellen verwendet werden miteinander verbunden sind. Das ist wichtig für die Langlebigkeit. Ein Standardwert sollte zwischen 68 und 90 Prozent liegen. Bei 10 Prozent der Module lag er deutlich darunter. Da sei es sehr wahrscheinlich, dass sie keine zwanzig Jahre halten, so Althaus. Bei 50 Prozent lag er darüber. Auch das begeistert die Tester nicht, dann seien die Materialien zu steif, das erhöhe ebenfalls das Ausfallrisiko. Das Credo der Tester: eine Bauartzertifzierung sei unverzichtbar für Qualität und Sicherheit, sie müsse aber durch weitere Tests ergänzt werden.

Besonders bei Großanlagen gab es außerdem häufig Installlationsfehler. Bei kleineren Aufdachanlagen auf Privathäusern gibt es dazu keine Zahlen. In diesem Zusammenahng spannend: Der TÜV Rheinland beschäftigt sich auch mit Bränden von PV-Anlagen, ein Projekt dazu in Kooperation mit Fraunhofer ISE und weiteren Partnern läuft noch bis 2014. Bei 65 Bränden hat die PV-Anlage diesen verursacht, in 50 Prozent lag es an schlechter Installation, so die bisherigen Erkenntnisse.
von Pia Grund-Ludwig

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