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Rechner zeigt Potentiale für Kommunen auf

Geoinformatiker entwickeln Erneuerbaren-Kataster

Nach Lösungen für Solarkataster hat ein Team um die Frankfurter Professorin Martina Klärle einen Online-Rechner für Potentiale der Stromerzeugung mit allen Erneuerbaren erstellt.

Die Frankfurter Professorin Martina Klärle wurde für ihre Methoden ausgezeichnet, mit denen sich solare Potentiale von Kommunen ermitteln lassen. Nun hat eines ihrer Forschungsteams das Projekt "Erneuerbar Komm!" angepackt und einen Online-Rechner entwickelt, der die Potentiale aller Erneuerbaren zur Stromerzeugung erfasst.

Über ein Jahr lang beschäftigte sich das Team mit folgenden Fragen: Wie viel Strom kann mit Hilfe von Sonne, Wind, Biomasse und Wasser auf kommunaler Ebene erzeugt werden? Durch welche Form der erneuerbaren Energien kann der Strombedarf einer Gemeinde am ehesten gedeckt werden? Wie viel Fläche wird hierfür benötigt? "Vor dem Hintergrund der Katastrophe in Japan und der dadurch ausgelösten Diskussion hierzulande kommt dem Thema der Potenzialanalyse für den Einsatz erneuerbarer Energien eine noch höhere Bedeutung zu", sagt die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann.

Der Online-Rechner wurde zunächst für alle 75 Mitgliedsgemeinden des Planungsverbandes Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main umgesetzt. Das Instrument erlaubt es Bürgermeister(inne)n, Gemeinderäten und Bürger(inne)n, das Energiepotenzial ihrer Gemeinde selbst zu berechnen und sich ihren individuellen Energie-Mix zusammenzustellen. Zur Ermittlung des Energiepotenzials wurde eine Berechnungsmethode entwickelt, die sich auf geographische Informationssysteme (GIS) stützt. Der Nutzer des Online-Rechners kann über ein Mischpult selbst bestimmen, welchen Anteil der theoretisch geeigneten Fläche für die Stromerzeugung aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse er tatsächlich nutzen will.

Die Auswertung ergab: Vorausgesetzt, dass alle geeigneten Dächer einer Gemeinde für die Stromerzeugung mobilisiert werden könnten, wären 11 der 75 berechneten Gemeinden in der Lage, ihren privaten Strombedarf alleine durch die Nutzung dieser Dachflächen zu decken.

Im Durchschnitt eignen sich rund 20 Prozent der Dachflächen einer Gemeinde. Würde man 10 Prozent der für Solarenergie geeigneten Freiflächen mit Solaranlagen bestücken, könnten 32 der 75 Gemeinden ihren Strombedarf alleine aus dem Ertrag dieser Freiflächen decken. Der Spitzenreiter bei der Solarenergie ist die Stadt Münzenberg. Sie könnte achtmal so viel Strom aus Solaranlagen auf Dächern und Freiflächen erzeugen wie ihre privaten Haushalte verbrauchen.

Ähnlich sieht es bei der Windkraft aus: 28 Gemeinden haben ein großes Potenzial für Windkraft. Würde man dieses komplett nutzen, könnten diese Gemeinden zwischen 107 und 1.850 Prozent des Strombedarfs ihrer privaten Haushalte alleine durch Windkraft decken. Bei der Windenergie führt Grävenwiesbach. 59 Windräder könnten das Zwanzigfache des privaten Strombedarfs der Gemeinde liefern. Die Gemeinde Weilrod könnte ihren privaten Strombedarf alleine durch die Nutzung von Biomasse und Waldrestholz decken. Die dünn besiedelte Gemeinde im Nordwesten des Ballungsraums steht auch beim Gesamtergebnis an der Spitze: Sie könnte auf ihrer Fläche 27-mal so viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen wie ihre privaten Haushalte verbrauchen. Das Projekt wäre auch auf alle anderen Gemeinden in Deutschland übertragbar. pgl

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