Die Mietergenossenschaft Gartenstadt Farmsen (mgf) in Hamburg wurde mit dem Deutschen Solarpreis 2012 im Bereich Solares Bauen und Stadtentwicklung ausgezeichnet.
Eurosolar übergab den Deutschen Solarpreis für Solares Bauen und Stadtentwicklung für eine im Jahr 2010 durchgeführte Reihenhausmodernisierung. Außerdem würdigte Eurosolar die Gartenstadt dafür, dass sie die Sonnenenergie in das Gesamtkonzept der Modernisierung und Instandhaltung des Wohnungsbestandes einbinde. Auch sei die mgf "Vorbild für den genossenschaftlichen Gedanken im Wohnungsbau", so Eurosolar e.V., weil sie mit ihrem Projekt zeigt, dass es sich bei Mietwohnungen sowohl für die Mieter und das Wohnungsunternehmen als auch für die Umwelt lohnt, erneuerbare Energie einzusetzen.
Nachdem die mgf 1996 die Dächer gedämmt und die Fenster isolierverglast hatte, brachte sie nun auch Wärmedämmungsverbundsysteme (WDVS) sowie Kellerdeckendämmung an. Danach erneuerte sie die Heizungsanlage und Sanitärinstallationen. Thermische Solarkollektoren liefern Heizwärme.
Nachdem die alten Heizsysteme abmontiert worden waren, baute die Gesellschaft eine Heizzentrale mit KWK sowie zwei Gasbrennwertkessel und damit verbundene Nahwärmenetze. Nach der Erneuerung der Heizanlagen schlossen sie diese an die Heizzentrale an. Dann wurden die sanierten Bäder und Küchen an die zentrale Warmwasserversorgung angebunden und die gesamte Elektrik verbessert.
Durch die gesamte Modernisierung dieser Reihenhäuser liefern die Solaranlagen etwa 15 Prozent der benötigten Wärme. Jährlich werden zirka 190.000 kg CO2-Ausstoß durch die insgesamt 355 Solarkollektoren eingespart. Sie haben eine Fläche von etwas mehr als 2.000 m². Die Auslegung der Solaranlage erfolgte entsprechend des simulierten Warmwasserverbrauchs. Die gebauten Solaranlagen berücksichtigen ein wirtschaftlich optimales Verhältnis von Speicherkapazität und Baukosten.
Eckdaten der Gartenstadt Farmsen: Grundstücksflächen: zirka 50 Hektar Gesamtwohnfläche: 137.000 m² Anzahl Wohnungen: 2.558, 39 bis 75 m² Gewerbeeinheiten: 19 Vollständig sanierte Gebäude: 87 Prozent Bestandsmiete (kalt): 5,76 Euro/ m² (Jahr 2011) Geschäftsguthaben: 1,8 Millionen Euro Kostenersparnisse durch LED-Technik: gut 33.000 Euro |
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Die Gartenstadt erstreckt sich im Nordosten Hamburgs und besteht aus verschiedenen Wohnungsarten, teilweise mit Gartenflächen. Sie wurde in der Nachkriegszeit 1953 von der "Neuen Heimat" in einem naturreichen Gebiet mit vielen Wiesen und Bäumen erbaut. Ein Jahr später zogen Familien in die neu erbauten Wohnungen. Der Grundriss der Gartenstadt ähnelt einem Ahornblatt, die Straßen haben verschiedene Verästelungen und die Häuser sind gut in die Landschaft integriert. Auch damals konnten sich die Bewohner der Gartenstadt innerhalb Farmsen dank vieler Einrichtungen im Zentrum gut versorgen.
1985 musste die bankrotte "Neue Heimat" die Gartenstadt verkaufen. Da die Mieter fürchteten, ihre Wohnungen zu verlieren, gründeten sie eine Mieterinitiative. Schließlich kaufte die Hansestadt Hamburg die Gartenstadt und übergab diese dann 1992 der neu gegründeten Mietergenossenschaft Farmsen e.G. zur Verwaltung. Schon bald begann die Mietergenossenschaft, die baufälligen Häuser zu renovieren und zu sanieren.
2001 bekam die Gartenstadt Farmsen einen Architekturpreis für den Umbau von 72 Wohnungen, 2003 wurde die Siedlung unter Denkmalschutz gestellt. Ein Jahr später bekam sie den Hamburger Solarpreis als Anerkennung für das Engagement zur Förderung der Solarenergie. Auch in den Folgejahren wurde sie mit weiteren Preisen und Auszeichnungen geehrt.
Die Umwelt in der Gartenstadt wird nicht nur durch die energetische Sanierung der Gebäude geschont, wodurch der Energiebedarf für Warmwasser und Heizung erheblich gesenkt wird. Auch die Verästelungen der Verkehrswege reduzieren Lärm und Abgase, da die Stichstraßen und Schleifen den Durchgangsverkehr verhindern. Auch durch Grünflächen und Bäume ist das Gebiet von der Hauptstraße abgeschirmt.
Nicht nur durch Grünflächen und Bäume, sondern auch durch insgesamt acht Pelletanlagen für 142 Wohnungen in den Familienhäusern schont die mgf die Umwelt. Auch wurde der Energieverbrauch der Beleuchtung in der Gartenstadt durch LED-Technik um 30 Prozent verringert. Bis zum Ende des Jahres 2012 sollen alle Außenlampen der Gartenstadt auf LED-Technik umgestellt sein, so Uwe Jentz, technischer Vorstand der mgf. Dadurch werden jährlich 145 MWh Energie eingespart und die Kosten jährlich um 33.151 Euro gesenkt.
Auch sollen bis zum Ende des Jahres 2016 alle Gebäude vollständig saniert sein. Außerdem soll zugleich die Beheizung auf Nahwärmenetze umgestellt werden. Diese Umstellung auf insgesamt 15 Nahwärmenetze, bei denen die technisch-ökonomischen Vorteile durch die Zusammenfassung mehrerer Wärmeverbraucher zu einem Großabnehmer genutzt werden, soll bis 2019 vollendet sein. von Emily Schweitzer-Martin