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Pforzheimer machen Anlagenbetreiber zu Stromhändlern

Fotovoltaikanlagen werden intelligent

Neben den Modulen gewinnt die clevere Steuerung von PV-Anlagen an Bedeutung. Bild: BSW

Das Pforzheimer Unternehmen Umes hat eine intelligente Steuerung für Fotovoltaikanlagen entwickelt, die Eigenverbrauch und Einspeisung abhängig vom jeweils gültigen Stromtarif steuert.

Nach der für Juli geplanten Veränderung der Einspeisevergütung für Solarstrom fahren die Betreiber von <link solar-geothermie aktuelles artikel kabinett-beschliesst-kuerzung-der-einspeiseverguetung-1021.html beschließt kürzung der>Fotovoltaikanlagen meist besser, wenn sie den auf dem Dach produzierten Strom selbst verbrauchen. Anbieter wie Conergy und Solarworld haben reagiert und Produkte angekündigt, die helfen sollen, den Eigenverbrauch von Solarstrom zu maximieren. Hier reiht sich nun das kleine Pforzheimer Unternehmen Umes - Unabhängige und Mobile Energie Systeme ein. Der Umes Energy-Manager macht die Fotovoltaikanlage intelligent.

Die Produkte der großen Solaranbieter zielen darauf ab, Erträge aus der Dach-Solaranlage dem jeweiligen Verbrauch gegenüber zu stellen und sollen so ein effizientes und transparentes Energiemanagement durch den Anlagenbesitzer ermöglichen. Das heißt, sie sollen dafür sorgen, dass der Anlagenbetreiber immer dann, wenn viel Strom auf dem Dach produziert wird, auch viel Strom im eigenen Haushalt verbraucht. Um den Eigenverbrauch darüber hinaus zu erhöhen, bezieht Solarworld bereits von Beginn an eine Batterie in sein Komplettpaket ein, Conergy plant dies für einen späteren Zeitpunkt.

Die Steuerung von Umes, einem Unternehmen, das seine Wurzeln im Geschäft mit Inselanlagen für abgelegene Ferienhäuser, Camper oder Boote hat, geht deutlich über dieses Konzept hinaus. Sie bezieht den jeweiligen Stromtarif des Stromanbieters in die Betrachtung ein. "Ab 2011 muss jeder Stromanbieter zeitabhängig flexible Stromtarife anbieten. Unser Energy-Manager steuert die Fotovoltaikanlage und die damit verbundene Batterie abhängig von diesen Tarifen", erläutert Umes-Gesellschafter Martin Jaiser. Dabei entscheidet die Anlage nicht nur zwischen einspeisen, selbst verbrauchen oder Batterie laden. "Es ist auch denkbar, dass die Steuerung morgens den Ladezustand der Batterie prüft und dann das Gesamtsystem so schaltet, dass am morgen billiger Strom aus dem Netz geladen wird, um ihn zur teuren Zeit zu verbrauchen." Während billiger Netzstrom geladen wird, könnte der selbst produzierte Strom aus der Solaranlage eingespeist und so der Gesamtertrag maximiert werden.

Das Anlagenkonzept der Pforzheimer bezieht ein, dass es hierzulande immer Zeiten geben wird, in denen der Strom billig ist. Grund dafür ist die große Zahl an Grundlastkraftwerken, die in Zeiten, in denen viel regenerative Energie aus Windkraftanlagen oder Fotovoltaik ins Netz eingespeist wird, nicht einfach abgeschaltet werden können.

Das System ist ab sofort zu haben. Ob es sich tatsächlich rechnet, hängt natürlich von den Kosten des Energy-Managers und der Batterie ab. "Die Steuerung selbst ist mit unter 1.000 Euro nicht so teuer", sagt Jaiser. Allerdings wird für das Konzept neben einer Batterie auch noch ein weiterer Wechselrichter und Laderegler benötigt. Insgesamt kommen so für eine mittelgroße Anlage mit einer Batterie, die ausreicht, um "einigermaßen elegant über die Hochtarifzeit zu kommen", laut Jaiser 8.000 - 8.500 Euro zusammen. "Wir empfehlen, dass die Batterie fünf Kilowattstunden speichern können sollte. Die Gesamtkosten hängen stark davon ab, wieviel Leistung auf dem Dach ist und wieviel Pufferkapazität gewünscht wird", so der Elektroingenieur.

Mithilfe des Energy-Managers kann künftig jeder einzelne Fotovoltaikanlagenbetreiber wie ein Händler agieren: billig einkaufen, teuer verkaufen. Um dies nicht nur im kleinen, sondern auch im großen abzubilden, planen Jaiser und Mürle die Vernetzung ihrer Systeme über das Internet. "Dadurch könnten beispielsweise Energiegenossenschaften ihren Ökostrom selbst an der Strombörse in Leipzig vermarkten", so Jaiser. Derzeit scheitere dies unter anderem daran, dass die Genossenschaften keine Liefermengen garantieren können. "Strom aus regenerativen Quellen, der einen Tag im Voraus planbar ist, ist sehr wertvoll", ist sich Jaiser sicher. Wie genau so ein Modell für Genossenschaften aussehen kann und ob es rechtliche Hürden gibt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

Klar ist: Eine entscheidende Komponente ist die Batterie. Jaiser und sein Partner Udo Mürle gehen davon aus, dass spätestens 2012 der Strom aus dem Netz im Tagesdurchschnitt teurer ist als der auf dem eigenen Dach produzierte. "Spätestens dann wird sich sowieso jeder eine Batterie in den Keller stellen", so Jaiser. Forschungsinstitute arbeiteten bereits an neuen Technologien, die die Lebensdauer von Batterien deutlich verlängern. sth

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