Mit einer klaren Forderung wendet sich der Forschungsverbund Erneuerbare Energien (FVEE) an die Bundesregierung: Die Forschungsmittel in diesem Bereich sollen in den nächsten Jahren verdoppelt werden. 2003 seien noch 2,2 Prozent des Branchenumsatzes im Bereich erneuerbare Energien an öffentlichen Forschungsmitteln geflossen. Heute seien es unter 0,9 Prozent, rechnete Professor Frithjof Staiß vor, Sprecher des FVEE.
Man brauche eine Hightech-Initiative in Deutschland. "Die öffentliche Forschungsförderung für erneuerbare Energien und Energieeffizienz in der Bundesrepublik muss mit den steigenden Förderungen in anderen Ländern wie Japan, den USA und China gleichziehen", fordert Staiß. Das sei notwendig, um den derzeitigen Vorsprung zu halten, betonte er. Vor allem in den USA werde seit einem Jahr viel Geld in die Erforschung Erneuerbarer Energien gesteckt, berichtete Wolfgang Eberhardt, Geschäftsführer des Helmholtz Zentrum Berlin für das Gebiet der Energieforschung.
Insgesamt fordert der Verbund eine deutliche Erhöhung der Forschungsmittel für diesen Bereich um mindestens 20 Prozent jährlich bis zu einer Höhe von 550 Millionen Euro. Derzeit habe man bei der Energieforschung einen falschen Mix. 64 Prozent gingen in die Forschung rund um Nukleartechnologien und nur 33 Prozent flössen in die Erforschung der Erneuerbaren. Das sei auch notwendig, um Arbeitsplätze zu schaffen. Die Voraussetzungen, diese Veränderung zu erreichen seien unter der neuen Regierung nicht schlechter geworden, ist Staiß sicher.
Jürgen Schmid, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik betonte dabei insbesondere, dass der Ausbau von Kohle- und Atomkraftwerken den Ausbau der erneuerbaren Energien ausbremse. Kraft-Wärme-Kopplung sei besser geeignet, um Lastspitzen abzudecken, die sich mit Sonne und Wind nicht so einfach erreichen lassen.
Auf ihrer Jahrestagung in Berlin vom 24. bis 25. November 2009 stellten die Institute des Forschungsverbund die Technologien vor, die dazu beitragen. Sie kommen unter anderem aus den Bereichen des solaren Bauens in anderen Klimaten, Dünnschicht-Solarmodulen und neuen Verfahren zur Speicherung von Energien.
Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme betonte, dass sich auch hierzulande ein entscheidender Teil des Energiebedarfs mit Fotovoltaik decken lasse. Als Beispiel nannte er Bayern, wo der Deckungsgrad aus Solarstrom bereits bei 2 Prozent liege, im Landkreis Fürstenfeldbruck, der besondere Anstrengungen unternommen hat sogar bereits bei 10 Prozent.
Zwar sei Solarstrom im Moment noch die teuerste aller erneuerbaren Energien, aber da werde sich in den nächsten Jahren viel tun, ist Weber sicher. Das zeichne sich bereits ab. Mit jeder Verdoppelung der Produktionsmenge seien die Preise um 22 Prozent gesunken. Weber verwies insbesondere auf die Anstrengungen der Halbleiterindustrie, die die Relevanz der Photovoltaik erkannt habe und sich der Weiterentwicklung dieser Technologie zuwende. Ein Beleg seien Halbleiterkonferenzen wie die Semicon West in den USA, auf der Photovoltaik mittlerweile breiten Raum einnehme.
Mttelfristig soll auch Sonnenstrom aus der Wüste, der im Rahmen des Desertec-Projekts erzeugt wird, den Deckungsgrad an erneuerbaren Energien decken, meinte Robert Pitz-Paal, Leiter solare Energietechnik am Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt. Im Rahmen des Vorhabens sollen solarthermische Kraftwerke, die Wärme zur Stromerzeugung nutzen, im Wüstengürtel Afrikas entstehen. "Zunächst soll damit die steigende Nachfrage nach Energie vor Ort gestillt und dann im zweiten Schritt Strom nach Europa exportiert werden, um lokale erneuerbare Ressourcen zu ergänzen", erklärt Pitz-Paal.
Um offene technische Fragen zu lösen, hat sich Ende Oktober 2009 die Desertec Industrial Initiative gegründet. Ihr gehören bislang Unternehmen aus der Solarbranche, aber auch Finanzkonzerne und Stromunternehmen an. Noch sind bei Desertec viele Fragen offen. Eine davon ist die nach den leistungsfähigen Hochkapazitätsnetzen für Gleichstrom. Die gibt es noch nicht. Auch unter Umweltschützern ist Desertec nicht unumstritten. Solar-Vordenker Herrmann Scheer hat vehemente Einwände vorgebracht. Sein Hauptargument ist, dass das Projekt Abhängigkeiten von den großen Stromkonzernen erhalten helfe und nicht die Stromproduktion vor Ort in Europa voranbringe. pgl