„Den signifikant preisdämpfenden Effekt der Erneuerbaren Energien gilt es umfassend zu nutzen. Wir können es uns nicht leisten noch einmal in eine fossile Preiskrise zu schlittern“, appelliert BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. „Die Politik steht jetzt am Scheideweg: Werden jetzt alle Chancen der Erneuerbaren Energien genutzt, um Energiesouveränität und Bezahlbarkeit nachhaltig zu sichern oder werden fossile und atomare Brücken verlängert, die die Energiewende weiter hinauszögern.“
Kurzfristige Potenziale auch schon für diesen Winter
„Im Bereich der Bioenergie können wir durch die Entdeckelung und die befristete Anpassung von Genehmigungsrecht ad hoc 19 Terrawattstunden heben. Um sofort mehr Leistung bei der Photovoltaik zu entfesseln, müssen Anlagenzertifikate vereinfacht und vor allem der Netzanschluss beschleunigt werden“, fasst Peter zusammen und weist auf die Novelle des Energieabsicherungsgesetztes hin.
Die Verbesserung der kurzfristigen Leistungsbeiträge im Bestand und ein beschleunigtes Repowering durch eine Anzeigepflicht, ohne erneute naturschutzfachliche Genehmigung, schlägt der BEE als Sofortmaßnahmen im Bereich Windenergie vor. „10.000 MW fertig geplante Windenergie-Projekte hängen aktuell in der Genehmigung und in den nächsten drei Jahren können durch Repowering 45.000 MW Leistung ans Netz gebracht werden. Dafür brauchen wir LNG-Geschwindigkeit auch bei den Erneuerbaren!“
Wärmepumpen und Geothermie können im Wärmesektor Entspannung bringen
„Hier sind ein erleichterter Netzanschluss für Wärmepumpen und schnellere Genehmigungen für kleine Geothermie-Erdwärmepumpen nötig“, so Peter. Allein 7 GW Solarwärme lassen sich zudem in den nächsten 3 Jahren durch einen Solarbooster heben. „Und auch bei der Holzenergie sollten wir die nachhaltig verfügbaren Potenziale nochmals prüfen – denn hier sieht der BEE ebenfalls noch Luft nach oben.“
Energiemärkte nach Ausbau der Erneuerbaren ausrichten
Mittelfristig müssen Erneuerbare Energien in den Fachgesetzen als vorrangig gelten und Planung und Bau priorisiert werden. „Allein im Jahr 2021 wurden 5,8 Terrawattstunden Wind- und Sonnenstrom abgeregelt. Das ist widersinnig und spricht auch gegen den weiteren Betrieb von konventionellen inflexiblen Anlagen wie Atomkraftwerken, die Risiken bergen und viel Geld kosten. Hier sind besser alle anderen Optionen – von Lastverschiebung bis erneuerbarer KWK – zu nutzen“, erklärt Peter. „Die Bundesregierung sollte noch in diesem Jahr die Plattform Klimaneutrales Strommarktdesign einsetzen, um ein flexibel steuerbares dezentrales Back-up im Strommarkt zu schaffen.“
Vorschläge, wie der Strommarkt der Zukunft aussehen kann, hat der BEE bereits im letzten Jahr in einer Studie gemacht. „Kurzfristige Eingriffe, wie jetzt von der EU geplant, müssen im Einklang mit den Ausbauzielen stehen. Nur durch einen schnellen Zubau der Erneuerbaren Energien werden wir langfristig die fossile Energiekrise zu überwinden.“
Quelle: BEE / Delia Roscher