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Kunststoffkollektoren an der Fassade im Praxiseinsatz

EnerSearch baut Anlage mit Polymer-Solarthermie

EnerSearch hat erstes Projekt mit Kunststoff-Luftkollektoren fertig. Bild: EnerSearch

Die Waiblinger EnerSearch sammelt seit kurzem Erfahrungen im Praxiseinsatz neuartiger Solarthermie-Kollektoren aus Kunststoff. Sie sollen einen deutlichen Preisvorteil bringen

Solarthermische Luftkollektoren für Fassadenanwendungen bestehen bislang meist aus Aluminium oder Glas. EnerSearch hat eine Lösung aus hochleistungsfähigen Polymeren entwickelt, erste Projekte damit realisiert und weitere in der Pipeline. Mit dem Begriff Luftkollektor ist EnerSearch-Chef Jochen Klingler aber gar nicht wirklich glücklich. Er legt Wert darauf, dass es sich um ein komplettes Fassadensystem handelt. Es integriert Wärmedämmverbundsystem, Speicher, Lüftung und Putzstruktur. Zwei Objekte hat er fertig, erklärt er im Gespräch mit dem Online-Magazin EnBauSa.de.

Wie bei anderen Luftkollektoren für die Fassade handelt es sich um ein System, bei dem die Sonne Luft in der Fassade erwärmt und diese erwärmte Luft zum Heizen und zur Warmwasserbereitung verwendet wird. Da nur Luft zirkuliert, ist kein Frostschutz notwendig wie bei wassergeführten Systemen. "Wir haben außerdem durch das Anbringen an der Fassade eine Optimierung für den Einsatz im Winter. Die Sonne steht dann tiefer, Kollektoren auf dem Dach haben dann häufig nicht mehr die optimale Wirkung", sagt Klingler. Außerdem könne man so die Konkurrenz um die Dächer mit Fotovoltaik-Installationen verringern.

Luftkollektoren für die Fassade bestehen bislang meist aus Alu-Blechen oder Glas. "Wir arbeiten mit Hochleistungs-Polymeren und können damit sehr viel geringere Kosten realisieren", sagt Klingler. Die lägen bei 300 Euro pro Quadratmeter plus Montage. Im Moment erfolge die Produktion noch halbautomatisch, eine Skalierung sei aber zügig möglich.

Exkurs: Kollektortypen
Bei der Solarthermie unterscheidet man zwischen den günstigeren Flachkollektoren und den teureren, aber auch leistungsfähigeren Vakuum-Röhren-Kollektoren.


Die Idee, solarthermische Systeme aus Kunststoffen zu bauen, beschäftigt auch andere. Seit zirka zwei Jahren gibt es dazu Vorarbeiten bei großen Chemieunternehmen. BASF ist wie andere Unternehmen der chemischen Industrie in der Task 39 der Internationalen Energieagentur engagiert. Die komplette Task Force hat das Thema der Bioenergie. In einer Arbeitsgruppe forschen Wissenschaftler/innen aus Europa und den USA auch an Solarthermie-Konzepten. Industriepartner in diesem Bereich sind neben BASF Bosch, EDF, EMS, Roth und Sohner.

Ergebnisse von Materialtests hat Rüdiger Bluhm für BASF auf der Tagung der Deutschen Solarthermie-Technologieplattform im Januar 2010 in Berlin gezeigt. Der Schweizer Forscher Stefan Brunold vom Institut für Solartechnik SPF hat seinen Ansatz auf dem Otti-Forum für Solarthermie im März 2010 vorgestellt. Brunold will im Gegensatz zu anderen Standard-Polymere verwenden. Die sind billiger als Spezialprodukte, kommen bislang kaum zum Einsatz, da sie im Sommer zu heiß werden könnten. Deshalb hat der Schweizer einen speziellen Absorber entwickelt, der bei höheren Temperaturen auf geringere Hitzeaufnahme umschaltet.

Der Waiblinger Forscher Klingler setzt Standard-Kunststoff in Kombination mit so genannten Hochleistungs-Polymeren ein, die mit größeren Temperaturen zurecht kommen. Da er die Systeme zudem als Fassade montiert, ist die Hitze nicht so extrem. Damit das System auch optisch besser an anspruchsvolle Fassaden passt, hat EnerSearch ein System mit einer Putz-Struktur entwickelt. "Es ist integriert in ein Wärmedämmverbundsystem und hat eine enorm hohe Schlagfestigkeit", sagt Klingler. Auch ein weiteres Problem in der Sanierung könne man mit dem System gut lösen: Die Vorheizung der Luft in Systemen zur Be- und Entlüftung nach einer Abdichtung der Gebäudehülle.

von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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