Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg des Energieverbrauchs in Deutschland um etwa 1,7 Prozent auf rund 13.360 Petajoule (PJ). Die erneuerbaren Energien legen mit einen Zuwachs von knapp 9 Prozent am stärksten zu, gefolgt von Erdgas mit einem Plus von etwa 8,5 Prozent. Der Mineralölverbrauch wird in etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen.
"Die Höhe des Energieverbrauchs in Deutschland wurde 2015 im Wesentlichen von den Witterungsbedingungen geprägt", erklärte Hans-Joachim Ziesing vom Vorstand der AG Energiebilanzen, "der Zuwachs bei den erneuerbaren Energien geht vor allem auf die höhere Stromproduktion der Windanlagen an Land und auf See zurück." Die Herbstprognose der AG Energiebilanzen beruht im Wesentlichen auf den Zahlen zum Energieverbrauch der ersten neun Monate des laufenden Jahres.
Erneuerbare speisen Rekordmengen ein
Erste Schätzungen zeigen zudem beim Strom eine Rekordeinspeisung der regenerativen Energien. Die erneuerbaren Energien werden 2015 voraussichtlich rund 33 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland decken. Zu diesem Ergebnis kommen das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in einer ersten Schätzung. Demnach könnten rund 193 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen bis zum Jahresende erzeugt werden. Das ist rund ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Bei Wärme sieht es immer noch anders, da stagniert der Anteil bei zirka 11 Prozent.
Deutliche Zuwächse verzeichnen ZSW und BDEW bei der Stromerzeugung aus Windkraft und PV: Am 31. Oktober 2015 lag der Anteil der Erzeugung aus Windenergieanlagen mit 63 Milliarden Kilowattstunden bereits um 47 Prozent über dem Wert des gleichen Zeitraums im Jahr 2014. Trotz des moderaten Zubaus an Solaranlagen im Jahr 2015 produzierten diese in den ersten zehn Monaten mit 35 Milliarden Kilowattstunden so viel Strom wie im gesamten Vorjahr.
Für die Berechnung des voraussichtlichen Anteils der erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch des Jahres 2015 wurden für November und Dezember die für diese Monate durchschnittlichen witterungsbedingten Erzeugungswerte angenommen. Gerade im Bereich der Windenergie kann es jedoch zu Abweichungen von der aktuellen Schätzung kommen.
"Unabhängig von der exakten Quote zum Jahresabschluss wird deutlich, dass die erneuerbaren Energien im deutschen Strommix weiter an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig steigt dadurch aber der Handlungsdruck für die Integration der regenerativen Energien ins Gesamtsystem der Stromerzeugung: Die adäquate Ausgestaltung der dafür nötigen Strukturen muss dringend vorangetrieben werden. Für die EEG-Novelle 2016 hat der BDEW bereits konstruktive Empfehlungen vorgelegt. Darüber hinaus darf beim Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze keine Zeit verloren werden", so Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Wärme und Strom müssen besser verknüpft werden
Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, ergänzt: "Wenn erneuerbare Energien nunmehr rund ein Drittel des Strombedarfs decken, wird deutlich, dass sich dieses Element der Energiewende auf einem vielversprechenden Weg befindet. Der steigende Anteil von regenerativen Quellen macht Deutschland immer unabhängiger von fossilen Energieträgern und trägt damit zur Erreichung seiner Klimaschutzziele bei. Trotzdem bedarf es weiterer Anstrengungen, die über die reine Stromerzeugung hinausgehen: Strom, Wärme und Mobilität müssen stärker miteinander gekoppelt und als Gesamtsystem optimiert werden."
Der Verbrauch an Steinkohle sank in den ersten neun Monaten leicht um 0,5 Prozent. Während der Steinkohleneinsatz in der Stahlindustrie vor allem infolge der jüngsten leichten Erholungsphase der Branche um etwa 1,5 Prozent zunahm, führte der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung zu einem Rückgang des Steinkohleneinsatzes in Kraftwerken um etwa 1,4 Prozent. Der Verbrauch an Braunkohle lag um 1,7 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraumes. Bei nur leicht gestiegener Förderung geht der höhere Beitrag der Braunkohle zum Energieverbrauch vor allem auf höhere Heizwerte der geförderten Kohle sowie Lager- und Außenhandelseffekte zurück. Die Stromerzeugung der inländischen Braunkohlenkraftwerke, die rund 90 Prozent der Gesamtförderung aufnehmen, nahm um etwa 0,5 Prozent zu. Bei der Kernenergie gab es ein leichtes Minus von 1,3 Prozent. Die erneuerbaren Energien erhöhten ihren Beitrag um insgesamt 9 Prozent. pgl