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Beratungsangebote der Energieversorger stoßen auf Mißtrauen

Bürger sind bei Smart Metern noch sehr skeptisch

Digitale Zähler senden Verbrauchsdaten via Telefonleitung an den Energieversorger. Bild: DTAG

Ende 2010 müssen die Netzbetreiber Tarife anbieten, die den Verbrauch von Spitzenzeiten weglenken. Ob die Kunden das annehmen ist noch ungewiss.

Smart Meter sind intelligente Steuergeräte, mit denen Kunden künftig ihren Strombedarf optimieren sollen. Im Neubau sind sie seit Anfang 2010 Pflicht, im Altbau können Verbraucherinnen und Verbraucher sie für zirka 150 Euro nachrüsten. Ab Ende 2010 müssen die Netzbetreiber Tarife anbieten, die zur Verlagerung des Stromverbrauchs weg von Spitzenzeiten und zum Stromsparen anregen. Doch bislang sind die potentiellen Kunden vom Nutzen der smarten Kleingeräte noch lange nicht überzeugt. Das belegen Umfragen von Forsa im Auftrag der Verbraucherzentrale sowie eine jetzt vorgelegte Studie des Beratungsunternehmens Accenture.

Die Befragten stehen der technischen Neuerung zwar grundsätzlich positiv gegenüber, so die Forsa-Umfrage. Doch nur vier Prozent sind bereit,  für einen marktüblichen digitalen Zähler Geld auszugeben. "Verbraucher sehen zwar die Vorteile, doch das macht die Technik nicht zum Selbstläufer", so Gerd Billen, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband bei der Vorstellung der Umfrage. Immerhin 25 Prozent sind bereit, in die Zähler zu investieren wenn der Preis niedrig und die Möglichkeit Geld zu sparen groß ist.

Das setzt Stromtarife voraus, die nach Tageszeit variieren. Die Regulierungsvorgaben der Bundesnetzagentur schränkten diese Möglichkeit derzeit noch stark ein, so die Verbraucherschützer. "Veraltete Vorgaben verhindern, dass die Zähler ihr Potential wirklich entfalten können", kritisiert Billen. "Wir brauchen neue Tarifstrukturen, die gleichzeitig fair und transparent sein müssen."

Außerdem müssen die Kunden davon überzeugt werden, dass mit ihren Daten kein Schindluder getrieben wird. Zu den Hauptbedenken gegen die Zähler gehört die Furcht, dass der Datenschutz verletzt wird. Das fürchten immerhin knapp 60 Prozent der Befragten in der Forsa-Umfrage. In der Erhebung von Accenture lehnten 44 Prozent erweiterte Zugriffe der Energieversorger auf Verbrauchsdaten ab.

Die Accenture-Studie hat außerdem ermittelt, dass die Verbraucher immer noch wenig über intelligente Stromnetze wissen. Auch gegenüber den zeitvariablen Tarifmodellen sei die Skepsis noch groß. Nur jedem Dritten war bei der Befragung klar, dass sich mit zeitvariablen Stromtarifen möglicherweise Energie und Kosten einsparen lassen, wenn energieintensive Endgeräte wie Waschmaschinen oder Wäschetrockner während verbrauchsarmer Tageszeiten in Betrieb genommen werden.

Außerdem wissen nur wenige, dass ihr Energieversorger diese Tarife demnächst anbieten muss oder haben Informationen darüber, wie die Tarifstruktur aussehen soll. Grundsätzlich regiere unter den Verbrauchern die Skepsis: 88 Prozent lehnen Stromtarife ab, die die freie Gestaltung des eigenen Energieverbrauchs einschränken und etwa den Betrieb verbrauchsintensiver Endgeräte nur zu bestimmten Zeiten gestatten. Doch selbst ohne eine solche Einschränkung bleibt die Zustimmung der Verbraucher mit nur 28 Prozent gering.

Gleichzeitig trauen die Kundinnen und Kunden ihren Energieversorgern nicht wirklich über den Weg. Fast jeder zweite sprach sein Misstrauen in Sachen Beratung aus. Beratung sei aber eine Chance, um verlorenes Vertrauen wiederzuerlangen betont Accenture. Das müssen sich auch tun, denn neue Akteure sehen in den smarten Steuergeräten ein Milliardengeschäft. Unter anderem will auch die Deutsche Telekom hier mitmischen und sich neue Geschäftsfelder erschließen. Pia Grund-Ludwig

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