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EnEV 2009 lässt Energiegewinnung über die Fenster außen vor

Beitrag der passiven Solarnutzung wird unterschätzt

Große Fenster nach Süden gewinnen Sonnenenergie. Bild: Sonnenhaus Institut

Während Fotovoltaik und Solarthermie als Quellen erneuerbarer Energien zunehmend ins Blickfeld der Allgemeinheit rücken, fristet die passive Solarnutzung nach wie vor ein Schattendasein. Dadurch bleiben große Potenziale ungenutzt, mahnte Professor Gerd Hauser, Vorsitzender der Gesellschaft für Rationelle Energieverwendung und Inhaber des Lehrstuhls für Bauphysik an der Technischen Universität München in Frankfurt auf einer Veranstaltung des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller VFF.

Hauser zufolge wird der Beitrag der passiven Nutzung von Sonnenenergie zum Gesamtenergieverbrauch oft ünterschätzt. "Allein für den Wohnungsbau liefert die passive Solarnutzung jährlich  83 Milliarden Kilowattstunden (KWh) erneuerbare Energie. Zum Vergleich: Die Biomasse als derzeit größte Energiequelle für erneuerbare Wärmeenergie liefert rund 90 Milliarden KWh, also nicht sehr viel mehr“, machte er deutlich.

Die passive Solarnutzung ist vergleichsweise einfach: Es gilt, ein Haus besonders nach Süden hin mit möglichst vielen, transparenten Fensterflächen auszustatten, durch die die kurzwellige Strahlung der Sonne in das Haus gelangen kann. Bauteile und Gegenstände im Innern des Hauses absorbieren die Strahlung und wandeln sie in langwellige thermische Strahlung um. Diese jedoch kann durch Fensterscheiben so gut wie gar nicht durchdringen: Die Wärme bleibt im Gebäude. Die Energieausbeute ist umso besser, je höher der Gesamtenergiedurchlassgrad der Fenster ist.

"Trotz ihres großen Energiebeitrags bleibt die passive Solarnutzung in der EnEV 2009 unberücksichtigt", bemängelte Hauser. Er fordert, dass mit der nächsten Fassung der Energieeinsparverordnung für Fenster ein U-Wert eingeführt wird, der solare Energiegewinne berücksichtigt. Die Chancen dafür stünden gut, weil der so genannte äquivalente U-Wert demnächst in europäische Normen Eingang finden wird.

Die passive Solarnutzung ist neben der aktiven Nutzung von Sonnenenergie durch Fotovoltaik und Solarthermie einer der Schwerpunkte des solaren Bauens, das von immer mehr Architekten praktiziert wird. Entsprechende Gebäude sind sehr kompakt gebaut, damit möglichst wenig Energie über die Außenwände verloren geht, und mit großen Fensterflächen im Süden ausgestattet. Fenster im Norden dagegen werden möglichst vermieden oder sehr klein gehalten, weil sie keine  solaren Wärmegewinne einbringen. Oft benutzte Räume wie Wohnzimmer oder Küche werden eher im Süden des Hauses geplant, da dort am meisten Wärme benötigt wird. Seltener benutzte Räume wie Abstellkammer oder auch der Eingangsbereich und die Treppe dagegen liegen im Nordteil des Hauses. Um eine Überhitzung der Südräume im Sommer zu vermeiden, wird zudem in der Regel ein Sonnenschutz vorgesehen. sth

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