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Debatte im EnBauSa-Blog zum rentablen Einsatz von Sonnenwärme

Kuschow: "Solarthermie teilweise überdimensioniert"

Solarthermie sorgt für Warmwasser und Heizung. Bild: AAE

Wie viele Sonnenkollektoren machen Sinn: Die Frage der Rentabilität von Solarthermie diskutieren Experten im EnBauSa.de-Blog.

Lebhafte Debatten hat EnBauSa.de-Blogger Arno Kuschow mit seinem jüngsten Beitrag zur Auslegung solarthermischer Anlagen ausgelöst. "Bei den Größen der installierten Anlagen frage ich mich des Öfteren, ob da ein Fachplaner dabei war oder ein guter Verkäufer möglichst viele Kollektoren in den Vertrag hineingeschrieben hat", spitzt er zu.

Kuschow empfiehlt eine "Beschränkung der Solarthermieflächen auf ein sinnvolles Maß zur Brauchwasserbereitung. Aus seiner Sicht sind das je nach Haushaltsgröße zwischen 2 und 6 Quadratmeter. Hier kommt entschiedener Widerspruch des sächsischen Solarexperten Timo Leukefeld. Der geringste Anteil des jährlichen Energieverbrauchs werde für das Duschwasser benötigt, sagt er: "Von dem Wenigen spart eine Solaranlage zur reinen Duschwassererwärmung etwa 50 Prozent ein." Es seien laut Stiftung Warentest zwischen 60 und 90 Euro pro Jahr bei Anschaffungskosten zwischen 4.000 und 5.000 Euro. "Meine Meinung ist, dass sich solare Duschwassererwärmung im Einfamilienhaus nicht rechnet," sagt Leukefeld klar.

Solare Heizungsunterstützung mit größeren Kollektorflächen sei sinnvoller und auch viel wirtschaftlicher. Sie setze bei der Raumheizung an, die einen größeren Teil des Verbrauchs ausmache. "Solche Anlagen der Nutzklasse amortisieren sich in der halben Zeit", meint Leukefeld. Kuschow rechnet anders: "Eine Einsparung von 60 bis 90 Euro für das Warmwasser ist bei einem Gesamtaufwand von 300 bis 400 Euro jährlich für Energie in einem guten Haus schon eine ganze Menge." Leukefelds Betrachtung stimmt für ihn nur bei schlecht gedämmten Bestandsbauten. "Derartige Energieschleudern mit großformatigen Solaranlagen entgegen jeder tatsächlichen Wirtschaftlichkeit auf ein Pseudo-Energiesparniveau zu heben ist unter dem Aspekt des 'my home is my castle' zwar nachvollziehbar und auch jedem Nutzer selber überlassen, kann aber nicht Bestandteil einer zukunftsorientierten Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sein", kontert Kuschow.

Ulrich Trojan stimmt Kuschow im Prinzip zu, sieht aber eine Entwicklung: "Thermischen Solaranlagen, die vom Konzept her neben der reinen Brauchwassererwärmung dazu in der Lage sind, die Heizung effektiv zu unterstützen gehört eindeutig die Zukunft." In der gängigen Praxis sei eine Warmwasseranlage aber einfacher zu installieren und  deshalb vielleicht besser verkäuflich. Kuschow dagegen plädiert für möglichst einfache Solaranlagen: Man könne überlegen, so genannte Schwerkraft-Solaranlagen einzusetzen.

Die sind deutlich günstiger als Anlagen mit elektronischer Regelung und Umwälzpumpen. Sie nützen das Prinzip, dass erwärmte Flüssigkeiten nach oben steigen. Der Warmwasserspeicher ist oberhalb des Kollektors. Das Wärmeträgermedium im Sonnenkollektor steigt hoch und gibt über einen Wärmetauscher die Wärme an das Wasser ab. Da der Speicher im Dach ist, eignet sich diese Lösung nur für kleinere Speicher und damit für die Warmwassererzeugung.

Letztendlich tangiert die Debatte um die Solarthermie auch die Frage, mit welchen Maßnahmen sich Energieeffizienz wirtschaftlich realisieren lässt. Tillman Bott bringt den Aspekt in die Debatte ein, ob eine großflächige Verbreitung des Passivhausstandards wirklich wünschenswert ist: "Wie viel kostet diese Sanierung mehr gegenüber der Sanierung auf EnEV 2009-Niveau, bei der die Heizkosten (heute) bei 850 statt bei 450 Euro liegen." Er hat dabei vor allem Bestandsgebäude im Auge. Kuschow spricht in seinem Beitrag sogar von einer Abwrackprämie für Häuser, die zu viel Energie verschwenden. Da kommt Widerspruch von Bott: "Für wahrscheinlicher (und sinnvoller) als die Abwrackprämie fürs Haus halte ich die CO2-Steuer pro Kopf, die ja bei unseren französischen Nachbarn auch tatsächlich schon auf der politischen Tagesordnung stand. Bei der zahlt das kinderlose Paar im KfW-55 Haus mit 200 Quadratmeter mehr als die vierköpfige Familie, die mit 100 Quadratmetern im EnEV-Haus auskommt." 117pgl

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