Gebäudetechnik macht Nutzer zu Akteuren auf dem Energiemarkt

Thema Energieeffizienz beherrscht die Light + Building

Energieeffiziente Licht- und Gebäudetechnik standen im Fokus der Light + Building. © Thole

Auf der Light + Building 2012 stand das Thema Energieeffizienz im Fokus. Gezeigt wurden Lösungen und Systeme, die die dezentrale Energieinfrastruktur der Zukunft ermöglichen sollen.

Als "weltgrößte Messe für Energieeffizienz" bezeichnet der Veranstalter Messe Frankfurt stolz die Light + Building, die am Freitag mit einem Aussteller- und Besucherrekord zuende gegangen ist. Tatsächlich war die Energieeffizienz 2012 das beherrschende Thema - sowohl im Licht- als auch im Gebäudetechnikbereich. "Wir zeigen hier die Instrumente, die einen grundlegenden Strukturwandel im Energiebereich möglich machen", berichtete Klaus Mittelbach, Vorsitzender der Geschäftsführung des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), auf der Podiumsdiskussion "Futurecourse 2012". Dies seien Techniken und Lösungen, die es den Bürgern ermöglichen, selbst gestaltend in die Energieverteilung und -verwendung einzugreifen. 

Die technischen Möglichkeiten allein reichen jedoch nicht aus, machte Verbraucherschützer Holger Krawinkel deutlich. "Derzeit investieren Verbraucher noch mehr Geld in die Modernisierung von Bädern und ähnlichem als in die energetische Sanierung", stellte der Leiter des Fachbereichs Bauen, Energie, Umwelt des Verbraucherzentrale Bundesverbands die derzeitige Prioritätenlage bei den Verbrauchern klar und forderte: "Energieeffizienz muss anders diskutiert werden. Es kann nicht nur darum gehen Kilowattstunden einzusparen, sondern das Lastverteilungsmanagement muss mehr in den Vordergrund rücken." Den Verbrauchern müsse deutlich werden, dass sie durch ihre Entscheidungen zu einer optimalen Lastverteilung beitragen können.

Dass derzeit noch eine große Unsicherheit darüber herrscht, welche Bedeutung Gebäude für eine erfolgreiche Energiewende haben, macht eine Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der Messe Frankfurt deutlich. Danach hält nur jeder Fünfte den Einsatz von energieeffizienter Technik und Gebäudeautomation für wichtig bis sehr wichtig zur Herbeiführung der Energiewende. Dennoch ist die Bereitschaft hoch, in energieeffiziente Gebäudetechnik zu investieren: 64 Prozent der Befragten erklärten sich dazu bereit.

Wie sich Smart Metering, Energiemonitoring, Elektromobilität, Energieerzeugungs- und Lastmanagement ohne Komfortverlust in das Wohnen einbinden lassen, zeigten auf der Light + Building gleich mehrere Sonderschauen. So präsentierte die KNX Association, in allen Hallen unübersehbarer Light + Building-Aussteller, das KNX Home. Die KNX Association ist Begründer und Eigentümer des weltweiten Standards KNX, der alle Anwendungen im Bereich Haus- und Gebäudesystemtechnik verbindet. Schätzungen der Organisation BSRIA (Building Services Research and Information Association) zufolge betrug der Marktanteil KNX-basierter Lösungen in Europa 2011 über 70 Prozent.

Was alles durch die totale Vernetzung im Haus möglich ist, zeigte zudem der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) in seinem E-Haus, einem 100 Quadratmeter großen Modellhaus mit sieben Räumen: Wohn- und Schlafzimmer, Küche und Bad, ein Raum fürs Energiemanagement, einer für die Regelungs- und die Heiztechnik sowie eine Garage mit Elektroauto. Alle Systeme und Produkte im E-Haus waren untereinander vernetzt und konnten während der Messe im Live-Betrieb besichtigt werden, auch die Steuerungselektronik.

Die demonstrierte Haustechnik wird entweder über zentrale Panels in den einzelnen Räumen, oder aber auch mit mobilen Endgeräten wie Tablet-PC oder Smartphone bedient. Gerade Letzteren misst der ZVHE besondere Bedeutung bei. "Die hohe gesellschaftliche Akzeptanz und die enorme Durchdringung von Smartphone und Tablet-PC haben wesentlich zu einem Schub in der Gebäudeautomation im privaten Bereich geführt", beschreibt der Verband die enorme Bedeutung von iPhone und Co. für seine Branche. "Die neuen Geräte werden zur Kommunikations- und Schaltzentrale."

Eine weitere Sonderschau widmete sich dem Gebäude als Kraftwerk im Smart Grid. Als Schauobjekt diente ein Container auf dem Freigelände, umrahmt von zwei Kleinwindkraftanlagen sowie mehreren Solar-Carports. Auch die Fotovoltaikanlage auf dem Dach fehlte nicht. Im Container selbst gab es weitere Bausteine zu sehen, die in Gebäuden zur dezentralen Energieerzeugung und zum Lastmanagement beitragen können: eine Brennstoffzelle und ein Blockheizkraftwerk ebenso wie eine große Batterie als Speicher. Auch eine Wärmepumpe samt Pufferspeicher war in das System eingebunden. Eine Solarthermieanlage als weitere Möglichkeit, erneuerbare Energie zu nutzen, fehlte allerdings, was auf einer Leistungsschau für Elektroinstallationen aber nicht weiter verwundert. Der Eindruck, ein Gebäude als Kraftwerk im Live-Betrieb zu betreten wollte angesichts der Kombination aller denkbaren Geräte nicht aufkommen, die Sonderschau hatte eher Ausstellungscharakter.

Eine interessante Lösung für die Einbeziehung des Nutzers in die energieeffiziente Gebäudesteuerung zeigte die Siemens-Division Building Technologies. Die neue Version des Gebäudeautomationssystems Desigo signalisiert sowohl dem Raumnutzer als auch dem Gebäudebetreiber jederzeit den Effizienzstatus im Gebäude durch die Anzeige eines Blattes, das je nach Status grün oder rot leuchtet. Grün bedeutet, die angeschlossenen Komponenten Heizung-Lüftung-Klima (HLK), Verschattung und Beleuchtung sind so eingestellt, dass möglichst wenig Energie verbraucht wird. Verändert der Nutzer einen Parameter, etwa indem er manuell die Raumtemperatur erhöht, verändert sich die Anzeige auf rot - der Zustand ist nicht mehr energieoptimal. Egal, was verstellt wurde: durch einfaches Drücken auf die Blatt-Anzeige, wird der energieoptimale Zustand wiederhergestellt. Gleiches gilt für das Gesamtgebäude auf Betreiber-Ebene.

Damit erlaubt das System auf Nutzerebene die unmittelbare Einflussnahme, um den energieoptimalen Zustand wiederherzustellen. Durch diesen aktiven Einbezug von Betreiber und Nutzer ins Energiemanagement des Gebäudes lassen sich laut einer Studie der Technischen Universität München ohne Komforteinbuße bis zu 25 Prozent Energie einsparen, berichtet Siemens. Allerdings zielt die Lösung weniger auf Wohngebäude als auf große Bürogebäude sowie Hotels ab.

Im Bereich intelligenter Wohngebäude konzentriert sich das Geschäft auf den gehobenen Wohnbereich, berichtet die BSRIA. Maßgeschneiderte Lösungen für Luxushäuser und - wohnungen stellen hier nach wie vor zwei Drittel des Umsatzes. Auch in Zukunft werden Haushalte mit hohem Einkommen sowie Firmenkunden die Hauptsegmente bleiben. Erst Mittelfristig rechnen die Marktforscher mit einer Belebung des Marktes im Bereich einfacher und kostengünstiger Lösungen. Technische Lösungen zur Unterstützung von betreutem Wohnen stellten einen weiteren Wachstumsbereich dar.

Von unserer Redakteurin Silke Thole

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