Die Anbieter von Smart-Home-Lösungen erkennen zunehmend, dass das Kochen des eigenen Süppchens nicht zum Durchbruch auf dem Markt führen kann.
So hat eQ-3 jetzt angekündigt, seine Steuerzentrale Home Control für Dritte zu öffnen. Das bedeutet, dass Dritthersteller Homematic-Anwendungen erstellen können, ohne sich dazu mit dem Funkprotokoll des Herstellers auseinanderzusetzen. Ihre Geräte sollen dann ohne Aufwand angeschlossen werden können, ähnlich wie heute schon Endgeräte wie Drucker, Maus und Bildschirm an einen PC.
Auch die Telekom-Plattform Qivicon geht einen ähnlichen Weg. Die Programmierschnittstellen sollen schrittweise offengelegt werden. Ziel ist es, eine herstellerübergreifende Lösung zu entwickeln. Man arbeite mittlerweile bereits mit ersten Entwicklern zusammen, um die Schnittstellen, so genannte Application Programming Interfaces (API) und Entwicklungswerkzeuge zu erproben. "Wir erwarten eine Öffnung der ersten API in zweiten Halbjahr 2015", erklärte Telekom-Sprecher Niels Hafenrichter auf Anfrage von EnBauSa.de. Iolite, ein Projekt des DAI-Labors der Technischen Universität Berlin, wirbt ebenfalls mit der kompletten Offenheit seiner Plattform.
Diese Öffnung der Programmierschnittstellen ist eine Möglichkeit, zu einer Smart-Home-Lösung zu kommen, an die sich viele Geräte anschließen lassen. Sie setzt jedoch voraus, dass sich eine Lösung schon so weit etabliert hat, dass Dritte Interesse daran haben, dafür zu Anwendungen zu erstellen. Es stellt sich also das typische Henne-Ei-Problem. Die EEBus-Initiative sucht einen anderen Weg und will sich als Vermittlungsplattform etablieren. Das stößt zunehmend auf Akzeptanz.
Bei einem so genannten Plug-Fest hat die Initiative gezeigt, wie sich Geräte von 15 Herstellern zusammenfügen lassen. Der Begriff "Plug" steht für "Stecken" und meint, dass sich die unterschiedlichen Geräte einfach miteinander verbinden lassen. Der Verband der Elektrotechnik (VDE) hat das "Steckfest" begleitet und bescheinigt, dass die Koppelung nicht nur mit ausgesuchten Prototypen im Labor funktioniert, sondern mit auf dem Markt erhältlichen Seriengeräten. Mit im Test waren unter anderem Produkte der Hausgeräteexperten Bosch, Siemens und Miele, von Heizungsspezialisten wie Vaillant und Wolf, Gateway-Spezialisten aus dem Internet-Umfeld wie Intel und Devolo oder Wechselrichter- und Systemlieferanten wie SMA oder Busch-Jaeger. Eine Kooperation mit dem Open Interconnect Consortium, die auf der Computermesse Cebit im März beschlossen wurde, soll den Zugang zur IT-Welt erleichtern. Zur OIC gehören unter anderen Acer, Cisco, Dell und Intel.
"Die Öffnung der Schnittstellen ist ein guter erster Schritt und zeigt das steigende Verständnis der Anbieter in Bezug auf die Wichtigkeit von Offenheit, Vernetzung und Einbindung in ein Ökosystem", so Alexander Barge von Ioilite. Durch die reine Öffnung würden jedoch noch keine übergreifenden Use-Cases ermöglicht. Iolite unterstütze eine Vielzahl von Protokollen und fungiere als Hub, der die Lösungen der einzelnen Anbieter und Hersteller bündele.
Barge nennt zwei Beispiele: Ein Nutzer, der 15 unterschiedliche "smarte" Devices hat, benötige zur Steuerung heutzutage in der Regel 15 unterschiedliche Apps. Bei Iolite könne er die über eine Plattform verbinden. Ein Nutzer der beispielsweise eine LED-Lampe habe, die mit dem Standard Zwave kommuniziere, und einen EnOcean basierten-Kippschalter, könne diese heutzutage ohne eine Plattform wie Iolite nicht miteinander nutzen.
Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von Versuchen, mit mehr oder weniger einfachen Lösungen Geräte gemeinsam anzusteuern. So setzt das Schweizer Unternehmen Digitalstrom auf seine intelligenten Lüsterklemmen, die es für viele verschiedene Geräte gibt. Um Digitalstrom zu nutzen, muss im Schaltkasten des Hauses eine Steuereinheit installiert werden. Dann lassen sich viele Geräte, die ans Stromnetz angeschlossen sind, mit den Lüsterklemmen versehen. Die haben einen Chip, der die Steuerung übernimmt. Este Geräte, die eine entsprechende Steuerung bereits eingebaut haben gibt es auch. Die müssen dann nicht mehr konfiguriert, sondern nur noch in die Steckdose gesteckt werden.
Auf der Computermesse CES in Las Vegas hat das Unternehmen außerdem gezeigt, wie sich Googles Nest-Thermostate damit ansprechen lassen. Demonstriert wurde auch die Einbeziehung von Microsoft Kinetic. Dessen Konzept ist die Steuerung per Geste. Ein Beispiel: Wenn in der Küche ein Topf unter den Wasserhahn gehalten wird erkennt das System, dass der mit Wasser gefüllt werden soll und öffnet automatisch den Wasserhahn.
Zudem versuchen neue Allianzen, im Smart-Home-Bereich Fuß zu fassen. So hat Wibutler in Deutschland seinen Marktstart für Mai angekündigt. Man mache Smart Home erstmals für den Endkunden erlebbar und greifbar, heißt es vollmundig in der Presseankündigung. Der Home Server übersetzt diverse gängige Funkstandards. Noch hält sich die Zahl der Partner aber in Grenzen, Produkte soll es ab Mai geben.
ABB, Bosch und Cisco haben vor kurzem das Gemeinschaftsunternehmen Mozaiq Operations gegründet, das ebenfalls eine offene Softwareplattform für das Smart Home entwickeln und betreiben soll. Die Plattform soll die bisherigen individuellen Lösungen für die Hausautomatisierung vereinheitlichen und geräteübergreifende Kompatibilität schaffen. Das wird aber noch eine Weile dauern. Unternehmen der Bosch-Gruppe wie Junkers orientieren sich deshalb auch an bereits bestehenden Allianzen wie Qivicon von der Deutschen Telekom. Die bringt es mittlerweile auf mehr als 30 Partner, vor allem aus der Haus- und Gebäudetechnik. Auch Komplettanbieter wie eQ-3 bieten ihre Produkte unter dem Dach von Qivicon an.
Dann mischen natürlich auch noch die großen amerikanischen Player wie Amazon, Google, Microsoft oder Apple mit. Bei Apple will man beispielsweise mit dem HomeKit dieses Segment besetzen, allzu viele konkrete Angebote gibt es aber noch nicht. Elgato habe auf der Computermesse CES die Integration von Sensoren für Luftqualität, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Stromverbrauch und Wasserverbrauch gezeigt, berichtet das IT-Portal Heise. Belkin arbeitet an der Homekit-Kompatibilität seines Heimautomatisierungssystem WeMo. Beim Konzept von Amazon soll ein Netzwerklautsprecher die Funktion der Kommandozentrale übernehmen.
Die entscheidende Frage ist, ob es gelingt, den Nutzern den Zusatzkomfort wirklich zu vermitteln und so schmackhaft zu machen, dass sie das nicht nur im Prinzip cool finden, sondern auch bereit sind dafür Geld auszugeben. Denn Energiesparlösungen, die sich amortisieren, düften die Smart Homes in der Regel nicht sein. von Pia Grund-Ludwig