Angebot an Anlagen mit Enthalpiewärmetauschern steigt

Lüftung mit Feuchterückgewinnung ist umstritten

Mit der Abluft wird meist auch die Feuchtigkeit abtransportiert. Im Winter kann das zum Problem werden. Bild: Pixelio/Petplei

In Häusern mit Lüftungsanlage ist in kalten Wintern oft trockene Luft ein Problem. Lüftungsanlagen mit Wärme- und Feuchterückgewinnung können Abhilfe schaffen, sind jedoch nicht unumstritten.

Viele Bewohner von Niedrigenergie- oder Passivhäusern mit Lüftungsanlage klagen im Winter über sehr trockene Luft im Wohnbereich. Als gesund und behaglich gilt eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 60 Prozent. An sehr kalten Tagen hat die kalte Außenluft meist einen sehr hohen Sättigungsgrad, so dass bei der Erwärmung der Außenluft in der Lüftungsanlage die relative Luftfeuchtigkeit sinkt. Gleichzeitig wird die im Haus produzierte Feuchtigkeit durch die Lüftung nach Außen transportiert. Die Folge sind nicht selten relative Luftfeuchtigkeiten deutlich unter 30 Prozent. Lüftungsgeräte mit Feuchterückgewinnung können dem entgegenwirken, sind jedoch nicht unumstritten.

"Ich empfehle unbedingt eine Feuchterückgewinnung. Trockene Luft reduziert die Wohnbehaglichkeit und ist nicht gesund", nimmt Professor Peter Müller, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer des Europäischen Testzentrums für Wohnungslüftung TZWL, eindeutig Stellung. Er bedauert daher, dass die Feuchterückgewinnung in der Praxis noch keine große Rolle spielt, obwohl die Technik seit längerem vorhanden ist. Müller zufolge gibt es drei technologische Ansätze für die Feuchterückgewinnung: Rotationswärmetauscher gewännen neben der Wärme immer auch Feuchtigkeit zurück. Eine weitere Möglichkeit seien Lüftungsgeräte mit Wärmepumpe und die dritte schließlich Geräte mit einem Enthalpiewärmetauscher.

In den vergangenen Monaten sind eine Reihe von Geräten mit Enthalpie-Wärmetauscher neu auf den Markt gekommen. So hat Helios Ventilatoren aus Villingen-Schwennigen fünf Geräte mit Enthalpietauscher neu im Programm: drei kompakte Wandgeräte für die Be- und Entlüftung von Wohnhäusern und Etagenwohnungen mit Luftleistungen von 200, 300 und 500 Kubikmetern pro Stunde sowie zwei Geräte mit Konstantvolumenstrom mit Luftleistungen von 270 und 370 Kubikmetern je Stunde. Der Enthalpiewärmetauscher arbeitet mit einer speziellen Membran als Wärmetauscher. Die Wassermoleküle der abgesaugten Raumluft schlagen sich an den Übertragungsflächen des Wärmetauschers nieder, wandern durch die Membran und werden auf der Zuluftseite von der trockenen Außenluft aufgenommen.

 
Feuchterückgewinnung lässt sich nicht steuern

Auch Paul Wärmerückgewinnung setzt auf Enthalpietauscher. Seit fünf Monaten neu im Programm ist etwa das Gerät Fokus 200, das mit einem solchen Wärmetauscher ausgerüstet werden kann. "Allerdings liefert Paul neben dem Enthalpietauscher immer auch einen Wärmetauscher ohne Feuchterückgewinnung mit", weiß Dr. Jürgen Schnieders, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Passivhausinstitut. Damit gehe die Firma auf Nummer sicher, denn Enthalpietauscher bergen ein Problem. "Der Prozess der Feuchterückgewinnung lässt sich nicht regulieren. Wird im Haus viel Feuchtigkeit produziert, könnte es zu feucht werden", so Schnieders. In diesem Fall drohe etwa Schimmelbildung, wenn die Feuchtigkeit an Wärmebrücken kondensiert. Gegensteuern ließe sich lediglich, indem der Luftwechsel drastisch erhöht oder durch die Fenster gelüftet werde.

Schnieders empfiehlt Lüftungsgeräte mit Feuchterückgewinnung nur für große Wohngebäude mit geringer Belegung. Sinn machen könnten sie außerdem, wenn über die Zuluft geheizt wird. Grundsätzlich müsse man genau hinsehen: Wieviele Personen bewohnen das Gebäude, wieviel Feuchtigkeit fällt an. "Oft zeigt sich dann, dass eine Feuchterückgewinnung nicht benötigt wird. Meist reicht es, den Luftvolumenstrom etwas zu reduzieren, um die Luftfeuchtigkeit im Wohnbereich im angemessenen Rahmen zu halten", so der Passivhaus-Experte. Er führt zudem an, dass Geräte mit Feuchterückgewinnung etwa einen zehn Prozent geringeren Wärmerückgewinnungsgrad aufweisen.

Dem widerspricht TZWL-Mann Müller entschieden. "In Enthalpietauschern entsteht Verdampfungswärme und diese ist ein großer Gewinn. Die meisten Geräte mit Feuchterückgewinnung weisen Wärmerückgewinnungsgrade von über 100 Prozent aus", berichtet er. Interessenten könnten dies gerne im aktuellen TZWL-Bulletin nachschlagen. Auch Helios wirbt mit Wärmerückgewinnungsgraden über 100 Prozent für seine Enthalpie-Wärmetauscher. Anzumerken ist, dass das Passivhausinstitut den Wärmerückgewinnungsgrad trocken misst. Das könnte die unterschiedlichen Darstellungen erklären. Bisher hat noch kein Lüftungsgerät mit Wärme- und Feuchterückgewinnung eine Passivhauszertifizierung erhalten. Das Passivhausinstitut rechnet jedoch damit, dass sich das in absehbarer Zukunft ändert.

Auch vom Herunterregeln des Luftvolumenstroms hält Experte Müller wenig, gelte es doch, für eine niedrige CO2-Konzentration von 1.000 ppm zu sorgen. Wird weniger Luft ausgetauscht, sinkt die Luftqualität. Müller sieht auch keine Notwendigkeit, Enthalpietauscher im Sommer gegen Wärmetauscher ohne Feuchterückgewinnung auszutauschen. "Im Sommer besteht das Problem, dass sich die Feuchtigkeit an Wärmebrücken niederschlagen könnte nicht", sagt er.

Eberhard Paul, Gründer und Geschäftsführer von Paul Wärmerückgewinnung, berichtet im Passivhaus-Kompendium 2011 über Feldversuche an der HTA Luzern. Dabei wurde an Geräten mit Membran-Feuchtetauschern ermittelt, dass die Raumluftfeuchte in den Wohnungen um durchschnittlich 12,6 Prozent ansteigt. Für Bewohner von Häusern mit einer Lüftungsanlage, die unter trockenen Schleimhäuten, häufigen Erkältungen und ähnlichem leiden, könnte es sich daher lohnen, über eine Feuchterückgewinnung nachzudenken und sich zu erkundigen, ob die Nachrüstung einer Feuchterückgewinnung möglich ist.

 

Was die Reinigung von zentralen Lüftungsanlagen angeht, sind Verschmutzungen in der Regel nicht zu erwarten, weil die Geräte mit einem Filter an der Einsaugöffnung arbeiten, sagt Claus Haendel, technischer Referent beim Fachverband Gebäude-Klima. "Wird bei einer Inspektion festgestellt, dass die Kanäle doch schmutzig geworden sind, gibt es Spezialfirmen, die die Reinigung übernehmen. Man findet sie unter www.rlt-reinigung.de", sagt Haendel.

Während Haendel einen Inspektionsintervall von zwei Jahren empfiehlt, rät Alexander Schaaf vom Beratungs- und Sachverständigenbüro TB AS zu Wartungen im Jahresrhtmus. Um zu verindern, dass bei der Übertragung von Feuchtigkeit von der Abluft auf die Zuluft Keime von einem Luftstrom zum anderen gelangen, sollte Filter auch die Abluft reinigen. Schaaf empfiehlt, dafür sehr hochwertige Filter zu verwenden.

 

Von Silke Thole

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