Trends in der SHK-Branche

Hygiene bei Raumluft und im Sanitärbereich

Hygiene im Bereich Sanitär und bei der Wasseraufbereitung spielt seit Corona eine große Rolle. Foto: Goffkein/stock.adobe.com

Das Thema Hygiene hat in Zeiten von Corona noch einmal an Bedeutung gewonnen. Hier stehen zum einen Lüftungsanlagen und Klimatechnik im Fokus. Zum anderen spielt Hygiene im Bereich Sanitär sowohl bei der Wasseraufbereitung als auch im Generationenbad weiter eine entscheidende Rolle.

Die Luftqualität in Innenräumen und die damit verbundene Auswirkung auf das gesundheitliche Wohlbefinden wird kurzfristig sowie langfristig in der Gebäudeplanung immer wichtiger. Treiber sind die Pandemie, aber auch sich weiter verschärfende Effizienzanforderungen an Wohn- und Nichtwohngebäude.

Lüften reicht nicht

Es ist bekannt, dass die Haupt-Ansteckungsgefahr mit CoV-2-Viren, die die gegenwärtige Covid-19-Pandemie ausgelöst haben, nicht von den Schmierinfektionen ausgeht, sondern über Tröpfchen und Aerosole erfolgt. Damit rückt das Thema Luftreinigung verstärkt in den Blickpunkt.

Tröpfchen und Aerosole dienen Viren als Transportvehikel. Viren können sich bis zu drei Stunden auf diese Weise im Luftraum halten. Der Effekt des Lüftens ist, dass eine möglicherweise virenbelastete Aerosolkonzentration über den Luftaustausch verdünnt wird. Darüber kann die Virenkonzentration dauerhaft aber nicht so verringert werden, dass das Infektionsrisiko signifikant sinkt. Das, was Querlüften nicht schafft, können gemäß der Raumgröße und Personenzahl ausgelegte Luftreiniger erfüllen.

Entwicklungen am Markt

Einige Klimatechnik-Hersteller haben auf Covid-19-Pandemie reagiert und bieten Lösungen zur mobilen Luftreinigung an. Der Filtervorgang ist in mobilen Luftreinigern oft stufenweise untergliedert. Vorfilter halten Grobstoffe ab, um die nachgeschalteten Feinfilter nicht unnötig zu beladen. Der Einbau zentraler Lüftungsanlagen konnte in der augenblicklichen Situation häufig nicht schnell genug umgesetzt werden. Gerade darum gilt es, neue gebäudetechnische Standards zu definieren und zu etablieren, die die technische Luftreinhaltung zumindest in öffentlichen Gebäuden bei Neubau und der Sanierung verpflichtend macht. Je nach Situation kann dies eine Mischung aus mobilen und festinstallierten Lösungen sein.

Verschärfte Effizienzanforderungen

Ein zweiter Treiber für den Bedeutungszugewinn von Raumlufttechnik sind verschärfte Effizienzanforderungen an Wohn- und Nichtwohngebäude. Die neue Ampel-Regierung will schrittweise die Standards für wesentliche Ausbauten, Umbauten und Erweiterungen von Bestandsgebäuden im Gebäudeenergiegesetz (GEG) anpassen, so dass die auszutauschenden Teile dem EH 70 entsprechen. Zum 01. Januar 2025 soll außerdem der Neubau-Standard KfW-EH 40 gelten.

Lüftungsanlagen werden zum Standard

Die Gebäude werden immer dichter ausgeführt. Der Lüftungsbedarf der Menschen aber bleibt – nicht nur, um verbrauchte Luft auszutauschen, sondern auch, um zum Beispiel Luftfeuchte, Gerüche oder Schadstoffe aus der Raumluft zu entfernen. Damit entsteht ein neues Effizienz-Problem, denn wenn heute schon die Wärmeverluste eines Gebäudes zu 50 Prozent auf das Konto von manuellem Lüften geht, dann wird sich dieser Wärmeverlust-Anteil prozentual in Zukunft noch erhöhen. Im Neubau und bei umfassender Sanierung werden Wohnungslüftungsanlagen darum zum Standard.

Hygiene im Sanitärbereich

Im Bereich Sanitär spielt die Hygiene eine große Rolle, etwa bei der Trinkwasser-Bereitstellung. In Trinkwasserleitungen von Wohngebäuden ist der Zirkulationsbetrieb heute der dominierende Betriebszustand bzw. der technische System-Standard. Er dient beispielsweise dazu, die vorgeschriebenen Hygieneanforderungen in Deutschland umzusetzen und zu erfüllen: Wenn zwischen der Erzeugung warmen Wassers und der Entnahmestelle mehr als 3 l Inhalt liegen und Trinkwasseranlagen in Mehrfamilienhäusern mehr als 400 l warmes Wasser speichern, müssen die Systeme regelmäßig auf Legionellen beprobt werden (DVGW Arbeitsblatt W 551). Laut DIN 1988 sollten permanent hohe Temperaturen > 55 °C im System gehalten werden, um einer Legionellenbildung vorzubeugen. Andererseits dient der Zirkulationsbetrieb auch dazu, den Komfort an den Zapfstellen für den Verbraucher zu erhöhen, weil über die Zirkulation sehr schnell warmes Wasser zur Verfügung gestellt wird. Dann sind die Leitungen nicht mehr mit kaltem Wasser gefüllt, das sonst erst abfließen müsste.

Temperatur über Sollwert

Durch einen permanenten Zirkulationsbetrieb bei zugleich geringer Zapfentnahme können allerdings die Warmwassertemperaturen mitunter deutlich über den gewünschten Sollwert steigen, wenn sie mit zentralen Frischwassersystemen kombiniert werden, was mehr und mehr der Fall ist. Bisweilen sind Temperaturen >65 °C in solchen Systemen keine Seltenheit, wie Praxismessungen zeigen.

Leitungsverluste heute gering

Das Problem zu hoher Warmwasser-Temperaturen im Zirkulationsbetrieb ist ein inzwischen auch hausgemachtes. Die Primärtemperatur wird in Pufferspeichern u. a. zur Deckung des Spitzenbedarfs auf min. 70 °C gebracht. Die Wärmeverluste in den Leitungssystemen sind im Neubau heute aber längst nicht mehr so groß wie in alten Bestandsgebäuden – das ist zu begrüßen, schafft aber auch neue technische Herausforderungen, die auf der IFH/Intherm mit Experten beleuchtet, diskutiert und mit Lösungen versehen werden können.

Unerwünschte Effekte

Die Rücklauftemperatur ist in dem oben skizzierten Fall entsprechend hoch und sie stört nicht nur die Temperaturschichtung im Pufferspeicher empfindlich. In der Folge kann sie auch die Funktionalität des Wärmeerzeugers einschränken oder seine Effizienz mindern. Wärmepumpen bspw. schalten dann sogar oft auf Störung. Nebenbei steigt das Verkalkungsrisiko bei hohen Umlauftemperaturen deutlich an und der eigentlich gewünschte Warmwasserkomfort, den der Zirkulationsbetrieb bewirken soll, wird gleich wieder egalisiert, was konkret beim Duschen passiert: Der Nutzer muss zunächst während des Warmwasserbezugs wegen zu heißen Wassers kaltes Wasser zumischen, während das System parallel nachgeregelt, um den Sollwert zu erreichen, aber aufgrund der eingestellten Zumischung dann zu kalt ausfällt, so dass der Nutzer ein zweites Mal nachregeln muss, dieses Mal heiß. Das eigentliche Problem in diesen zirkulationsbasierten Systemen in Verbindung mit zentralen Frischwasserstationen liegt in der trägen Regelung. Sie reagiert nur, statt vorausschauend zu agieren.

Hygiene und Komfort im Badezimmer

Corona hat das Thema berührungslose Armaturen aktuell gemacht. Diese sind seit vielen Jahren z.B. in Hotels, in der Gastronomie, in Einkaufshäusern und in Firmenzentralen zu finden. Sie versprechen an diesen stark frequentierten Orten mehr Sauberkeit und Hygiene, da Kontakte an den Armaturen entfallen. In Corona-Zeiten wachsen hierfür nochmal das Bewusstsein und die Wahrnehmung. Darüber hinaus bieten berührungsfreie Armaturen auch starke Design- und Ausdrucksmöglichkeiten in Richtung Wertschätzung von Kunden, Mitarbeitern und Gästen. Im privaten Bereich mit wenigen Kontakten an einer Zapfstelle werden sie vermutlich weiter die Ausnahme bleiben, doch möglicherweise wächst auch hier im Zuge der Pandemie das Interesse.

mh

Eine Verwendung dieses Textes ist kostenpflichtig. Eine Lizenzierung ist möglich.
Bitte nehmen Sie bei Fragen Kontakt auf.