Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Projekt Wärmepumpendoktor will für mögliche Probleme sensibilisieren

Wärmepumpen erfordern detaillierte Planung

Luft-Wasser-Wärmepumpen sind vergleichsweise preiswert und einfach zu installieren. Bild: Stiebel Eltron

In Baden-Württemberg gibt es nach Schweizer Vorbild einen Wärmepumpendoktor. Ziel ist es, für Probleme bei Wärmepumpen zu sensibilisieren und die Versprechen der Anbieter ins rechte Licht zu rücken.

Zwar sind die Absatzzahlen 2009 leicht zurückgegangen, doch der Trend ist ungebrochen: Wärmepumpen haben sich als Alternative zu klassischen Brennwertheizungen auf Basis von Gas oder Öl etabliert. Vor allem Luft-Wasser-Wärmepumpen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.

Mit der Verbreitung nehmen auch die Problemfälle zu. Beispielsweise wird es nicht warm, oder der Stromverbrauch steigt in astronomische Höhen. Ursachen sind meist fehlende Informationen, mangelnde Planung oder eine schlechte Ausführung der Wärmepumpeninstallation. In Baden-Württemberg können sich Wärmepumpennutzer, die nicht mehr weiter wissen, an den Wärmepumpendoktor wenden.

Im Jahr 2009 sind 54.800 Wärmepumpen verkauft worden, 7.000 weniger als im Vorjahr. Mittlerweile sind damit in Deutschland insgesamt 334.000 Wärmepumpen installiert. Vor allem Luft-Wasser-Wärmepumpen, die als Wärmequelle die Umgebungsluft nutzen und daher verleichsweise einfach und kostengünstig zu installieren sind, finden ihre Kunden. 2009 waren 44,6 Prozent der verkauften Anlagen Luft-Wasser-Wärmepumpen.

Ziel des Projekts Wärmepumpendoktor, das beim Informationszentrum Energie des Baden-Württembergischen Wirtschaftsministeriums angesiedelt ist, ist es nicht zuletzt, Negativ-Schlagzeilen zu vermeiden, die das Image der Technologie schädigen. Doch Harald Höflich möchte mit dem Projekt auch "dem aggressiven Marketing mancher Anbieter etwas entgegensetzen und die Verbraucher für mögliche Probleme sensibilisieren".

Höflich ist der offizielle Wärmepumpendoktor im Ländle. Bei ihm laufen die Anträge auf Problemlösung auf. Das sind derzeit etwa 15 bis 20 Anfragen im Jahr – also nicht übermäßig viele. Allerdings hat das Informationszentrum Energie den Wärmepumpendoktor nicht groß beworben und die Hemmschwelle für die Anfrager durch einen detaillierten Fragebogen hoch gesetzt.

"Wir sind keine Beratungsstelle. Tipps für die Planung von Wärmepumpen gibt es an anderen Stellen genug", sagt Höflich im Gespräch mit EnBauSa. Der Wärmepumpendoktor solle wirklich erst dann zum Einsatz kommen, wenn die an der Anlage Beteiligten keine Lösung für ein gravierendes Problem finden können. Ein solches gravierendes Problem ist es beispielsweise, wenn es im Haus nicht warm wird oder wenn die Stromrechnung um ein Vielfaches höher ist, als erwartet.

"In 50 Prozent der Fälle läßt sich das Problem nicht ohne weiteres lösen", berichtet Höflich und merkt an, dass diese Quote bei 15 bis 20 Anfragen im Jahr nicht ungewöhnlich ist. Auch bei anderen Heiztechniken wie Pellet-Heizungen gebe es Kunden, die zwei bis drei Mal im Monat den Handwerker anrufen müssen, weil es nicht warm wird. Wärmepumpen würden jedoch besonders kritisch beobachtet, weil sie mit Strom betrieben werden.

Zudem, merkt Höflich an, fielen die Anbieter von Pellet-Heizungen nicht durch so ein aggressives Marketing auf wie derzeit die Anbieter von Wärmepumpen. "Wärmepumpen werden in der Öffentlichkeit zuweilen als Weg dargestellt, einfach und billig an erneuerbare Energie zu kommen. Und es werden Effizienzwerte versprochen, die nur auf dem Prüfstand erreicht werden, ohne den Kunden klar zu machen, dass diese bei ihnen wahrscheinlich nicht erreicht werden." Dabei könne bei ineffizienten Wärmepumpen von erneuerbarer Energie keine Rede mehr sein. Bei Wärmepumpen komme es besonders auf gute Installation an. Vor Standardlösungen und Schnäppchenangeboten warnt Höflich.

Oft müssen sich die Nutzer aber auch an ihre eigene Nase fassen. So ist es schon etwas blauäugig, wenn Wärmepumpen eingebaut werden, ohne dass eine Planung stattgefunden hat. Oder es wird am falschen Ende gespart und auf einige Meter Erdsonde verzichtet – mit dem Effekt, dass die Wärmequelle zur Beheizung des Hauses nicht ausreicht und mit zusätzlichem Strom nachgeheizt werden muss.

"Damit eine Wärmepumpe arbeitet, muss sie genau an den Einzelfall angepasst sein", betont auch der Bundesverband Wärmepumpe (BWP), dessen Mitglieder sich Pressesprecherin Verena Gorris zufolge sehr stark in der Beratung und Ausbildung des Fachhandwerks engagieren, um eine hohe Qualität zu fördern und zu vermeiden, dass ein Wärmepumpendoktor nötig wird. "Grundsätzlich ist es uns natürlich lieber, wenn die Wärmepumpe keinen Doktor braucht", kommentiert BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski das Baden-Württembergische Projekt. Wenn es allerdings in Einzelfällen zu einem Problem komme, sei es vor allem wichtig, dass schnell und unkompliziert geholfen wird. "Bis Wärmepumpendoktoren flächendeckend zur Verfügung stehen, ist die ausführende Firma der erste Ansprechpartner der Kunden", so Stawiarski. Der Verband empfiehlt Verbrauchern grundsätzlich, sich gezielt an Wärmepumpen-erfahrene, zertifizierte Fachbetriebe zu wenden.

Worauf Verbraucher bei der Anschaffung einer Wärmpumpe achten sollten, hat der BWP in einer Checkliste zusammengefasst. Wichtig sei es, immer das Gesamtkonzept im Blick zu haben. So sind Wärmepumpen besonders dann effizient, wenn eine möglichst geringe Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle und benötigter Temperatur für Heizung und Warmwasser besteht. Daher spielt die Dämmung des Hauses ebenso eine Rolle wie das System für die Wärmeverteilung. Hier eignen sich vor allem Niedertemperaturheizungen wie eine Fußbodenheizung. "Man kann jedoch nicht pauschal sagen, dass Wärmepumpen in einem Altbau nur dann Sinn machen, wenn gleichzeitig auf eine Fußbodenheizung umgerüstet wird", räumt Gorris mit einem weit verbreiteten Mißverständnis auf. "Oft reicht es schon, wenn einzelne Heizkörper gegen moderne Niedertemperaturheizkörper oder flächigere Heizkörper ausgetauscht werden." 117sth

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