Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Neue Produkte adressieren Sanierung und sind leiser

Wärmepumpen alleine reichen für Energiewende nicht

Neue Produkte adressieren Altbauten. © GTDS

Der Absatz von Wärmepumpen hat in den vergangenen Jahren im zweistelligen Bereich zugelegt. Auf der ISH standen so Innovationen bei Wärmepumpen sowohl bei den darauf spezialisierten Unternehmen als auch bei den Generalisten im Fokus. Kältemittel, Schallemissionen und Leistungsmodulation sind die Stellschrauben, an denen die Hersteller drehen. Doch Fachleute warnen auch vor einem unreflektierten Einsatz der Technologie, da vor allem für den Winter Kraftwerke vorgehalten werden müssen, um den Strombedarf zu sichern.

Im unlängst vorgelegten Positionspapier der baden-württembergischen Klimaschutz- und Energieagentur (KEA) zu Strategien im Heizungssektor wird deshalb, ebenso wie im Wärmepumpen-Manifest des Energieinstituts Hessen, die Notwendigkeit des Einsatzes möglichst effizienter Wärmepumpen betont. Das Energieinstitut Hessen fordert eine  Jahresarbeitszahl von über 4 im Dauerbetrieb, derzeit liegt diese etwa im Feldtest des Instituts für Solare Energieerzeugung für den Zeitraum von Oktober 2017 bis September 2018 deutlich darunter. 22 Außenluft- und 12 Erdreichanlagen waren im Langzeittest, die Außenluftanlagen brachten es auf eine Jahresarbeitszahl zwischen 2,6 und 4 mit einem Mittelwert von 3, die Erdreichwärmepumpen schafften Werte zwischen 3,2 bis 4,6 mit einem Mittel von 3,7. Dabei hing die Effizienz nicht wesentlich vom Gebäude ab: "In jeder Baualtersklasse findet man alle Ergebnisse und Anlagen", so Danny Günther.

Um die Qualität zu sichern, fordern die Hessen außerdem eine Auszahlung der Förderung nach einem Effizienznachweis im Betrieb. Damit würde das Risiko allerdings auf die Hausbesitzer abgewälzt, die sich dann bei fehlendem Effizienznachweis mit dem Planer der Wärmepumpe streiten müssten, ob Anlage oder Nutzerverhalten der Grund sind. Die Baden-Württemberger schlagen für Außenluft-Wärmepumpen, die bei niedrigen Außentemperaturen zunehmend ineffizient werden, Hybridsysteme und bivalente Systeme vor. "So können 80 bis 90 Prozent der Jahresarbeit mit hoher Effizienz von der Wärmepumpe bereitgestellt werden, während bei extrem tiefen Quellentemperaturen oder einem Engpass bei der Stromerzeugung die Leistungsspitze mit einem herkömmlichen Brenner erzeugt wird", heißt es in dem Papier. Das erfordert allerdings höhere Investitionen, da zwei Anlagen gefordert sind. Der Heizungsverband BDH und der Bundesverband Wärmepumpe fordern deshalb eine spezielle Förderung für diese Systeme im Marktanreizprogramm.

Erdwärmepumpen profitieren von konstanter Temperatur der Wärmequelle

Erdgekoppelte Wärmepumpensysteme bieten den Vorteil im Laufe des Jahres konstanterer Wärmequellentemperaturen. Derzeit sind allerdings nur ein Drittel der Systeme Erdwärmepumpen, zwei Drittel Luftwärmepumpen. Der Absatz verlagere sich zudem vom Sanierungs- ins Neubausegment, was Luftwärmepumpen begünstige, so Martin Sabel vom Bundesverband Wärmepumpe bei der Vorstellung der Umsatzzahlen für 2018. Ein Punkt, der die Marktdurchdringung von Wärmepumpen im Vergleich zu Öl und Gas bremst ist der hohe Strompreis. Simone Peter vom Bundesverband Erneuerbare Energien forderte deshalb auf dem Pressegespräch im Rahmen der ISH, Druck aufzubauen für eine CO2-Bepreisung.

Thorsten Herdan, Leiter der Abteilung Energiepolitik im Bundeswirtschaftsministerium, erteilt dem zumindest für diese Legislaturperiode immer wieder eine klare Absage. Eine rein auf Strom basierende Strategie zum Umstieg auf Erneuerbare dürfe es für den Wärmemarkt ohnehin nicht geben, ergänzte der Energiepolitiker. Auch "grünes Gas" und "grünes Öl" müssten eine zentrale Rolle spielen.

Bei den Produkten, die auf der ISH zu sehen waren, standen die Punkte Modulation zur Erhöhung der Effizienz, Produkte für die Gebäudesanierung, Minderung des Schalldrucks bei Außenluftanlagen und ein Umstieg auf das Kältemittel R290 im Fokus. Für die Sanierung geht es unter anderem darum höhere Vorlauftemperaturen zu erreichen, um die Heizkörper nicht austauschen zu müssen. Daikin zeigte eine Anlage, die über 70 Grad Vorlauftemperatur schafft, Viessmann zeigte die Groß-Wärmepumpe Vitocal 350-G für hohe Temperaturen, auch Wolf geht mit mit der CHA-Monoblock-Wärmepumpe in Richtung Sanierung. Nibe hat Produkte, die höhere Temperaturen liefern, bereits seit längerem im Sortiment. Viessmann hat außerdem eine Warmwasser-Wärmepumpe neu im Programm. Sie übernimmt die Warmwasserbereitung aus der Raum- oder Außenluft, typischer Anwendungsfall ist die Nutzung der Abluft in Serverräumen oder in Betrieben wie Bäckereien. Glen Dimplex setzt mit dem System M auf eine modulare Bauweise, um unterschiedliche Bedarfe mit einer Anlage abdecken zu können. Sie verfügt zudem über einen Anschluss für PV und Solarthermie und ein Lüftungsmodul.

Invertersteuerung wird bei Wärmepumpen wichtiger

Zu sehen war auf der ISH außerdem eine größere Zahl invertergesteuerter Erdwärmepumpen. Invertersteuerung hilft, die Leistung flexibel dem Bedarf anzupassen. Bei Nibe gab es bereits die zweite Gerätegeneration mit integrierter Warmwasserstation zu sehen. Stiebel Eltron zeigte als Neuheit erstmals eine Erwärmepumpe mit Inverterregelung.

Alpha Innotec hat zur Verminderung des Schalls ein neues Luftführungskonzept mit beidseitig angebrachten Lamellegittern gezeigt. Die Schallemission stellt auch Ochsner bei der Airhawk in den Mittelpunkt. Sie ist durch Horizontal- Tischverdampfertechnik und neues Gehäusedesign des Innenteils besonders gering. Als Kältemittel verwendet Ochsner R 531A, das weniger klimaschädlich ist als bislang verwendete Kältemittel. Andere wie Wolf oder Alpha Innotec setzen bei neuen Anlagen auf Propan. Das wird seit einem Jahr zunehmend in Wärmepumpen mit alternativen Kältemitteln verwendet.

Wichtiger wird auch das Thema Konnektivität. So gibt es bei Nibe nicht mehr nur die Möglichkeit, die Geräte per Ethernet an das Internet anzuschließen, sie haben auch eine Wifi-Schnitstelle. Außerdem könmnen Installateure zu Wartungszwecken jetzt einfacher auf Daten aus der Anlage zugreifen. von Pia Grund-Ludwig

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