Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Energiegespräche über Hemmnisse bei der Gebäudesanierung

Viele Heizungskäufe erfolgen ohne großen Plan

Klaus Oberzig: "Die Hälfte der Heizungskäufe sind Notkäufe." © Morhart

Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern beschaffen sich oft eine neue Heizung ohne große Vorüberlegung. Grund: Die alte Heizung ist kaputt, es muss schnell Ersatz beschafft werden.

Wie beschaffen sich Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern Informationen über Heizungsthemen? Oft gezwungenermaßen improvisiert, zitierte der Fachbuchautor und Journalist Klaus Oberzig in seinem Vortrag die Untersuchung eines Heizungsherstellers: "Die Hälfte der Heizungskäufe sind sogenannte Notkäufe." Das könne man zeitlich gut abgrenzen – nämlich immer in der Phase, wenn gerade die Heizperiode angefangen hat. Dann breche die alte Heizung zusammen. Da sei keine Zeit, sich zu fragen: Bleibe ich bei dem Energieträger oder mache ich was völlig Neues? Was kann ich einsparen? "Die Bude wird kalt, und sie hoffen, dass sie in ein, zwei Tagen Ersatz haben!"

Oberzig sprach bei den ersten "Wildauer Energiegesprächen" an der TH Wildau bei Berlin, die – anders als die meisten Tagungen dieser Art – das Augenmerk nicht auf technische Einzelfragen oder energiepolitische Betrachtungen legte, sondern von der Situation der Hauseigentümer ausging.

Aber auch bei der anderen Hälfte der Heizungskäufe, bei der es eigentlich genügend zeitlichen Vorlauf für die Entscheidungsfindung gäbe, sind Oberzig zufolge Informationsdefizite der Normalfall. In den Jahrzehnten der praktisch bedienungsfreien, zuverlässigen und mit billigem Brennstoff befeuerten "Zentralheizung" sei das Thema Heizung aus den Köpfen gewichen, und das wirke bis heute nach. Viele machten sich nicht klar, dass es beim Kauf eines Heizungssystems inzwischen um ein hochkomplexes und kostenträchtiges haustechnisches "Projekt" gehe, mit ganz neuen Elementen wie erneuerbaren Energien und dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik. Hinzu kämen bei den Verbrauchern oft geringe Kenntnisse der Bauphysik und von grundlegenden Zusammenhängen wie Leistung, Wirkungsgrad oder Brennstoffeigenschaften.

Was also tut ein sanierungswilliger Hauseigentümer, um an Informationen zu kommen? Das Naheliegende: mit dem Installateur sprechen. Wenn er Pech hat, muss er bei der momentan guten Auftragslage allerdings eine Weile suchen. Oberzig berichtete von einem Fall, bei dem von zehn angeschriebenen Installateurbetrieben nur drei geantwortet hätten. Ein weiterer Ansprechpartner sei der Schornsteinfeger. Doch dessen Horizont sei auf Heizsysteme mit Kamin beschränkt: "Ich frage mich, was ein Kaminfeger zum Beispiel über eine solarthermische Anlage sagen kann, oder über eine Wärmepumpe."

Dann gebe es da noch die Architekten als mögliche Informationsquelle. Von denen bearbeite aber nur eine geringe Zahl das Energiethema intensiv. Der Journalist sagte, die meisten sähen sich eher als Gestalter und Künstler, und schon an der Universität befassten sie sich relativ wenig mit Energiefragen. Auch mit Freunden oder Kollegen unterhielten sich viele Eigentümer. Aber welche Erfahrungen sie von diesen vermittelt bekämen, sei meist subjektiv und zufällig. Statt über die sieben oder acht Möglichkeiten der Heizwärmeversorgung, die es meist für ein Gebäude gebe, würde nur über die eine Technik geredet, die der jeweilige Gesprächspartner eben selbst im Haus habe. Oberzig: "So furchtbar qualifiziert dürfte das in der Mehrzahl der Fälle nicht ausfallen."

Neben der Informationsvariante "Gespräche", bei der der Eigentümer eher in einer passiven Rolle sei, könne er – mit mehr Zeitaufwand – Ratgebersendungen oder schriftliche Quellen nutzen: Im einfachsten Fall (und oft oberflächlich) Tageszeitungen und deren Wochenendbeilagen; Publikationen der Stiftung Warentest, der Banken und Bausparkassen oder Beiträge im Internet; für Aktive und Ambitionierte auch Fachbücher. Letzteres erfordere schon einiges an Zeit und Anstrengung – "und das ist ein Aufwand, den viele nicht treiben." Solche Hauseigentümer steckten dann zum Beispiel lieber Geld in eine neue Ausstattung fürs Badezimmer, und auch deshalb liege die Modernisierungsrate für Heizungen nur bei 0,8 Prozent jährlich.

Einen Energieberater ziehe nur jeder vierte Eigentümer hinzu. Dass jedoch auch diese 25 Prozent nicht unbedingt gut beraten werden, darauf machte Andreas Skrypietz aufmerksam, der bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) das Projekt "Haus sanieren – profitieren" leitet: "Jeder hier im Saal darf sich 'Energieberater' nennen! (...) 'Energieberater' ist kein geschützter Begriff." Das sei leider vom Gesetzgeber auch so gewollt. Anderslautende Vorschläge würden regelmäßig von den jeweiligen Bundesregierungen abgelehnt. "Und dann ist natürlich diesem Wildwuchs (...) Tür und Tor geöffnet." Auf die Energieeffizienz-Expertenliste der Deutschen Energie-Agentur (Dena) angesprochen, sagte Skrypietz: "Diese (...) ist innerhalb der Ein- und Zweifamilienhaus-Besitzer (...) noch nicht mal zwei Prozent bekannt." Dabei würde diese Liste immerhin formal einen Mindeststandard der darin aufgeführten Energieberater gewährleisten. "Dort müssen sie bestimmte Fortbildungen und Qualifikationsniveaus nachweisen, um da reinzukommen. Sie müssen regelmäßig Weiterbildungen, Schulungen et cetera nachweisen." von Alexander Morhart

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