Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Greenpeace: "Einknicken vor den Stromkonzernen"

Verbot von Nachtspeicheröfen gekippt

Eigentlich sollten Nachtspeicheröfen bis 2020 außer Betrieb. Nun erleben sie möglicherweise eine Renaissance als Puffer für Strom aus Erneuerbaren.

Der Bundestag hat das Verbot von Nachtspeicheröfen gekippt. Ab 2020 bestand bislang Austauschpflicht. Das hatte noch die große Koalition beschlossen. Als Speicher für überschüssigen Strom sollen die Altanlagen nach dem Willen von CDU/CSU und FDP nun geschützt werden. Umweltorganisationen sind empört, der Hausbesitzerverband Haus und Grund und die Stromerzeuger freuen sich.

Die Umweltorganisation Greenpeace fand für die Entscheidung harte Worte. Ihr Energie-Experte Andree Böhling wertete sie als eine Klientel-Entscheidung, die ausschließlich den großen Energiekonzernen nütze. Bereits zu Beginn des Jahres sei bekannt geworden, dass RWE und EnBW Pilotprojekte vorbereiten, in denen Nachtspeicheröfen mit moderner Regeltechnik ausgestattet werden. Flächendeckend soll das Verfahren ab 2016 zur Verfügung stehen.

"Wir fordern den Bundestag auf, diesem Lobbycoup nicht zu folgen", sagte die Leiterin Energiewende der Deutschen Umwelthilfe, Cornelia Ziehm. Der derzeitige Bestand an Nachtspeicherheizungen in Deutschland sei verantwortlich "für eine gewaltige Stromverschwendung von 10 bis 15 Terawattstunden, das entspricht rund zwei bis drei Prozent des nationalen Strombedarfs", argumentiert ihr Verband.

Mangels anderer effizienter Speichertechnologien für Ökostrom sei die Energiewende in Deutschland sonst nicht zu schaffen, kontert Haus und Grund. "Wir sollten jede zur Verfügung stehende Möglichkeit nutzen, um das zeitweise Überangebot etwa von Wind- und Solarstrom zu speichern. So werden aus Öfen, die früher mit Nachtstrom aus Atom- und Kohlekraftwerken betrieben wurden, Ökostromspeicheröfen", sagt Verbandschef Rolf Kornemann. Diese Nutzung sei zumindest so lange sinnvoll, bis neue und leistungsfähigere Stromspeicher entwickelt würden.

Joachim Pfeiffer, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, sieht Stromspeicherheizungen als "Teil der Lösung für den geplanten Umbau der Energieversorgung, insbesondere wenn sie mit einer intelligenten Steuerung versehen sind". Für Eigentümer bestehe im Übrigen seit dem 1. März 2013 ein KfW-Förderprogramm zur Modernisierung alter Heizungen und für ihre Umrüstung auf Basis erneuerbarer Energien, so Pfeiffer.

Das ist aber eine Option, kein Zwang zum Austausch. Nachtspeicheröfen gelten als äußerst ineffizient in der Wärmeerzeugung. Sie unterscheiden außerdem nicht, woher ihr Strom kommt und nutzen Strom aus Atom- oder Braunkohle genauso wie überschüssigen Strom aus Erneuerbaren. Nachtspeicherheizungen brauchen zudem vor allem im Winter Strom. Dann fallen die PV-Erträge ohnehin nicht besonders üppig aus. 117pgl

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