Der Verabschiedung der EU-Richtlinie zur Energieverbrauchskennzeichnung von Heizungen und Warmwassererzeugern im September 2013 ist ein langer Verhandlungsprozess vorausgegangen. Zahlreiche Lobbygruppen von der Energiewirtschaft bis hin zu den Handwerksverbänden haben ihre Vorstellungen eingebracht. Ein Ziel der Handwerksvertreter war es dabei, zu verhindern, dass die Verordnung einen Wettbewerbsvorteil für die großen Systemanbieter von Gesamtlösungen zementiert. Das Energielabel für Verbundanlagen allein, das es ohne die Handwerksverbände nicht geben würde, dürfte dazu jedoch nicht ausreichen. Der Branchenverband aus dem Bereich der Gebäude- und Energietechnik VdZ plant daher als nächsten Schritt eine Software, die Handwerker bei der Erstellung der Verbundlabel unterstützt.
Acht Jahre brauchten die Beteiligten, um sich auf eine europaweit einheitliche Kennzeichnung von Heizungen und Warmwassererzeugern zu einigen. Ursprünglich standen nur fertige Heizsysteme im Fokus der EU, aus Komponenten verschiedener Hersteller zusammengesetzte Systeme wären außen vor geblieben. Das jedoch war weder im Sinne der Handwerksverbände noch der Hersteller von Anlagenkomponenten, die keine Gesamtsysteme im Portfolio haben. "Als Handwerk wollen wir die Vielfalt und damit den Wettbewerb auf dem Markt erhalten. SHK-Betriebe sollen eigene Kombinationen von Geräten wählen und dafür auch eigene Preise machen können", erklärt Carsten Müller-Oehring, Referent für Grundsatzfragen und Recht beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima ZVSHK. Dafür, dass dies auch in Zukunft möglich ist, soll das Energielabel für Verbundanlagen sorgen.
Für dieses Verbundlabel müssen die Installateure den Effizienzwert der Gesamtanlage aus den Daten der einzelnen Komponenten – etwa des Heizkessels und einer Solarthermie-Anlage – errechnen und das Zusätzliche Datenblatt für Verbundanlagen ausfüllen. Das jedoch bedeutet zusätzlichen Aufwand, der letztlich dazu führen könnte, dass sich der Installateur doch für das Komplettsystem eines Herstellers entscheidet, das bereits mit dem entsprechenden Verbundanlagen-Label und ausgefülltem Zusätzlichen Datenblatt angeliefert wird. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die großen Hersteller die Gunst der Stunde nutzen und nun schnell mit Systemlabels für ihre Gesamtlösungen voranpreschen werden.
"Die Hersteller sind verpflichtet, alle relevanten Daten, auch der einzelnen Komponenten, zugänglich zu machen. Diese Daten werden von uns so aufbereitet, dass jeder Handwerker und jeder Händler das erforderliche Datenblatt zur Errechnung der Effizienzklasse des Gesamtsystems ohne großen Aufwand erstellen kann", kündigt daher Geschäftsführer Michael Herma eine herstellerneutrale, faire Branchenlösung an. Diese soll so schnell wie möglich, spätestens aber bis zum September 2015, dem Zeitpunkt ab dem die Verbrauchskennzeichnung für Heizungen und Warmwassererzeuger verbindlich vorgeschrieben ist, als Gemeinschaftsprojekt von Handwerk, Handel und Herstellern realisiert werden.
Die Branchenlösung muss nicht unbedingt eine eigenständige Software sein. Denkbar ist auch, dass die geforderten Daten über vorgefertigte Schnittstellen direkt in bestehende Handwerkersoftware eingepflegt werden. Derzeit werden branchenintern verschiedene Konzepte diskutiert. Von Silke Thole