Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Verbraucherschützer raten zu genauer Prüfung der Preise

Tchibo-Energieberatung in der Kritik

Tchibo bietet Sanierungsberatung an. Bild: Sterzl/Pixelio

Die Energieberatung, die Tchibo anbietet ist umstritten. Einzelne Bausteine gibt es anderswo billiger oder zum gleichen Preis, einige machen keinen Sinn.

Tchibo bietet ab 11. August 2010 im Rahmen einer Aktionswoche Energieausweise, Thermographie und Energieberatung an. Stefan Materne, Technischer Sachbearbeiter im Energieteam des Verbraucherzentrale Bundesverbands meldet Zweifel an der Preisgestaltung an und rät dazu, auf jeden Fall Vergleichsangebote anderer Energieberater einzuholen. Dieter Bindel, Vorsitzender des Energieberaterverbands GIH in Baden-Württemberg sieht das ähnlich.

Dienstleister der Tchibo-Aktion ist EcoUnion, deren Geschäftsmodell der Verkauf von Thermographie in großem Umfang und das Ausstellen von Online-Energieausweisen ist. Den bedarfsorientierten Energieausweis soll es im Rahmen der Tchibo-Aktion für 69 Euro geben. Das macht den Energieexperten Materne stutzig: Der bedarfsorientierte Energieausweis sei nur aussagekräftig, wenn der Berater eine Hausbegehung vorgenommen hat, sagt er. "Wenn die Datenerhebung dazukommt, und die macht einen Großteil des Aufwands aus, sieht der Preis schon anders aus", warnt Materne gegenüber dem Online-Magazin EnBauSa.de.

Skeptisch ist Materne auch beim Angebot der Thermographie. Bei der Thermographie zeigt eine Wärmebildkamera energetische Schwachstellen des Hauses. Um daraus wirklich Nutzen zu ziehen, müssen diese Bilder von Experten ausgewertet werden. Sie können sehen, wo Sanierungsbedarf besteht oder nach einer Sanierung feststellen, ob bei der Dämmung oder der Erstellung der luftdichten Gebäudehülle fehlerfrei gearbeitet wurde. "Das kann nur durch sehr gut qualifizierte Berater erfolgen und besser nicht in Form eines Kurzberichts", mahnt Berater Materne.

Außerdem, so Materne weiter, machten Thermographie-Aufnahmen nur in der Heizperiode Sinn, aber nicht wie von Tchibo angeboten im August. Nur wenn geheizt wird zeigen die Infrarot-Aufnahmen, wo Wärme entweicht.
 

Aufpassen bei Vor-Ort-Beratung

Besonders bei der Vor-Ort-Beratung ist Vorsicht angesagt. Geworben wird mit einer Ersparnis von 15 Prozent gegenüber dem Normalpreis. "Der Ratsuchende spart hier nicht in jedem Fall 15 Prozent, sondern zahlt eventuell noch drauf", warnt Materne. Gemeint ist die Vor-Ort-Beratung, die auch von der Bafa bezuschusst wird. Deren Preis wird je nach Einzelfall und Kalkulation von einem Bafa-Berater angegeben.

"Für die Region Stuttgart kann mit einer Preisspanne für ein Ein- oder Zweifamilienhaus von zirka 600 bis über 1.500 Euro für die Vor-Ort-Beratung gerechnet werden." Im Rahmen der Tchibo-Aktion sind 759 Euro fällig. Der Tipp von Verbraucherschützer Materne: "Lieber drei Angebote direkt von Bafa-Beratern zukommen lassen." Die lassen sich über die Datenbank der Bafa recherchieren. Auch der GIH hat eine Datenbank, über die Angebote eingeholt werden können, ebenso der Energieberaterverband Eveu.

In Baden-Württemberg gibt es zudem noch die Möglichkeit, im Rahmen des Energiespar-Checks günstig einen ersten Eindruck von notwendigen Sanierungsmaßnahmen zu bekommen. Er gibt die wichtigsten Informationen zum Energiebedarf des Hauses, zur Gebäudehülle und Gebäudetechnik, Möglichkeiten sinnvoller Modernisierung. Ausführliche Förderungberatung und eine Berechnung der Wirtschaftlichkeit findet dabei aber nicht statt. Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern müssen hierfür 100 Euro bezahlen.

Fraglich ist aber nicht nur der Preis. Offen ist zudem, wie die Qualifikation der von der EcoUnion bereitgestellten Energieberater ist. Auf Nachfrage war weder dazu noch zur konkreten Ausgestaltung der Produkte eine Anfrage zu erhalten. pgl

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