Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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IEU stellt Untersuchung zum Modernisierungsverhalten vor

Studie: Vorteile moderner Heizungen sind nicht klar

Willmes: Haushalte müssen mehr über die Wirtschaftlichkeit erfahren. © Claudia Knefelkamp

Viele Hausbesitzer haben zwar vom Thema Heizungsmodernisierung gehört, sich aber nicht näher darüber informiert. Ein häufiger Grund dafür ist, dass sie die wirtschaftlichen Vorteile nicht sehen.

Mangelndes Interesse ist eine der Hauptursachen für den Modernisierungsstau in den Heizungskellern deutscher Ein- und Zweifamilienhäuser. Das geht aus dem Modernisierungskompass 2012 der Initiative Erdgas pro Umwelt (IEU) hervor, der auf der Fachmesse SHK in Essen vorgestellt worden ist.

Viele Hausbesitzer haben zwar vom Thema Heizungsmodernisierung gehört, sich aber nicht näher darüber informiert. Die Gründe für das Desinteresse sind vielfältig. So scheuen ältere Hausbesitzer den mit einer Heizungsmodernisierung verbundenen Lärm und Stress. Andere sehen die wirtschaftlichen Vorteile nicht. "Haushalte müssen mehr über die Wirtschaftlichkeit moderner Heiztechniken erfahren", fordert daher IEU-Geschäftsführer Werner Willmes.

Erstellt wurde der Modernisierungskompass vom Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS). Im Auftrag der IEU, einem Zusammenschluss von Unternehmen der Heizgeräteindustrie, der Gaswirtschaft, des installierenden Fachhandwerks und des Großhandels, haben die Wissenschaftler untersucht, wieso Modernisierungsmaßnahmen im Gebäudebestand hinter den gegebenen Möglichkeiten und Notwendigkeiten zurückbleiben. Laut IEU sind 77 Prozent der bestehenden Heizsysteme veraltet und verbrauchen deutlich mehr Energie als nötig.

Um den Informations- und Entscheidungsprozess von Eigentümerhaushalten zum Themenkomplex Modernisierung zu beleuchten, hat das InWIS über 1.000 selbstnutzende Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern befragt. Im Fokus standen dabei die Betreiber von Heizungsanlagen, die 12 Jahre oder älter sind.

"Ein Heizkessel, der älter als 15 Jahre ist arbeitet in der Regel ineffizient und verursacht unnötige Kosten. Wir gehen zudem davon aus, dass der Entscheidungsprozess für einen neuen Heizkessel zwischen 1 bis 2 Jahren dauern kann", begründet Willmes die gewählte Zeitspanne, die deutlich kürzer ist als der Sanierungszyklus von Heizungsanlagen mit 20 bis 25 Jahren.

Die Studie unterteilt die Befragten in vier Modernisierungstypen. Die größte Gruppe mit 35 Prozent sind die "Desinteressierten". Diese haben zwar vom Thema Heizungsmodernisierung gehört, sich darüber aber nicht informiert. Sie haben also kein Interesse am Thema Heizungsaustausch. Die zweitgrößte Gruppe (34,7 Prozent) bilden die "Nicht-Modernisierer". Im Unterschied zu den Desinteressierten haben sie sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt, sich aber letztendlich dagegen entschieden. Viele Befragte dieser Gruppen gaben als Begründung für ihre Untätigkeit an, dass der alte Kessel ja noch funktionieren würde. IEU-Geschäftsführer Willmes: "Viele tauschen erst dann ihren Kessel aus, wenn deutliche Schäden vorhanden sind."

Gründe, sich nicht mit dem Austausch der Heizanlage zu beschäftigen, sind der Studie zufolge hohes Alter oder geringes Einkommen. Der Austausch der Heizungsanlage wird selten finanziert, sondern in der Regel mit Erspartem bezahlt. Daher wundert es nicht, dass das durchschnittliche Nettoeinkommen von Haushalten, die bereits modernisiert haben oder dies in Zukunft planen, mit meist mehr als 4.000 Euro monatlich rund 15 bis 20 Prozent höher ist als das Einkommen der Nicht-Modernisierer und Desinteressierten.

Hinzu kommt offenbar, dass die wirtschaftlichen Vorteile eines Heizungstausches nicht ausreichend bekannt sind. So gaben die Desinteressierten an, sie würden sich mit dem Thema auseinandersetzen, wenn die wirtschaftlichen Vorteile der Modernisierung klar vermittelt würden.

Die kleinste Gruppe unter den Modernisierungstypen sind die Planer mit 12,6 Prozent der Befragten. Diese Haushalte planen in den nächsten zwei Jahren eine Heizungsmodernisierung. Die vierte Gruppe sind die Modernisierer mit 17,8 Prozent. Diese heizen mit einem Kessel, der nicht älter als drei Jahre ist. Sie haben den Informationsprozess vollständig durchlaufen und eine positive Entscheidung getroffen.

Modernisierer und Planer sind an dem Thema Energieeinsparung besonders interessiert und beschäftigen sich nicht nur mit dem Austausch der Heizungsanlage, sondern auch mit anderen Maßnnahmen zur energetischen Sanierung, wie der Dämmung der Außenwände und dem Austausch von Fenstern. Im Verlauf des Entscheidungsprozesses verliert der Klimaschutz jedoch an Relevanz, während die Kostenersparnisse entscheidender werden. Knapp 70 Prozent der Befragten geben bei einer Modernisierung an, dies aus Kostengründen zu tun. "Am Ende wollen die Haushalte ein grünes Gewissen, aber auch schwarze Zahlen", fasst Willmes zusammen.

Interesse an der Energieeinsparung zeigt auch die Gruppe der Haushalte, die sich informiert und letztlich gegen einen Tausch der Heizungsanlage entschieden haben. Hier haben viele stattdessen eine andere Sanierungsmaßnahme durchgeführt. Für die Heizungsindustrie unverständlich, ist der Kesseltausch ihr zufolge doch in Bezug auf die Amortisation der Anschaffungskosten die wirtschaftlichste Maßnahme. Die Studie geht bei Investitionskosten von rund 8.000 Euro für einen Erdgas-Brennwertkessel von 6,7 Jahren Amortisationszeit aus. Willmes: "Viele überschätzen die Kosten für den Austausch einer Heizung."

Dem Informationsdefizit in Bezug auf Energiesparpotenziale und Wirtschaftlichkeit einer neuen Heizungsanlage möchte die IEU nun gezielt entgegentreten. Die Initiative plant für 2012 die Durchführung einer groß angelegten Aktion zur Heizungsmodernisierung. Unter dem Motto "Ich mach das jetzt" wollen Fachhandwerk, Gerätehersteller, Großhandel und Energiewirtschaft gemeinsam die Hürden für Modernisierer abbauen. Auf der Internetplattform www.moderne-heizung.de können Verbraucher unter anderem einen Energiesparrechner, eine Fördermittelauskunft und eine Handwerkervermittlung finden.

Von unserer freien Mitarbeiterin Claudia Knefelkamp

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