Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

Newsletteranmeldung:

Gebäude für langfristige Qualitätssicherung gesucht

Stiftung will Wärmewende mit Monitoring pushen

Optimierung der Heizung soll Wärmewende voranbringen. © Grund-Ludwig

600 Gebäude sollen in einem auf 15 Jahre angelegten Projekt vermessen und zu Referenzen für die Energiewende im Wärmesektor werden.

Die Ludwig-Bölkow-Stiftung und die Stiftung Energieeffizienz wollen in einem auf 15 Jahre angelegten Projekt kostengünstige und robuste Systeme für Gebäudehülle, Heizung und Lüftung herausarbeiten, mit denen sich die Wärmewende im Gebäudesektor realisieren lässt. 600 Gebäude sollen in drei Etappen zeigen, wie es geht. Für die erste Etappe, die Ende des Jahres anlaufen soll, können Wohnungsunternehmen, aber auch Privatleute noch Gebäude anmelden. Damit wollen die Stiftungen das Problem adressieren, dass die Energiewende bislang sehr stark auf den Stromsektor fokussiert ist.

Voraussetzung für die Aufnahme in das Projekt ist, dass die Eigentümer das von den Initiatoren vorgegebene Ziel von CO2-Emissionen in Höhe von 9 kg CO2/m² pro Jahr im Neubau und bis 12 kg CO2/m² pro Jahr in sanierten Bestandsgebäuden verfolgen. Das seien Werte, die in Landesprogrammen in Nordrhein-Westfalen bereits erprobt seien, so David Schreckenberg von der Stiftung Energieeffizienz. Ambitioniert sind die Ziele: "Für die 600 Teilnehmer werden reduzierte Heizkosten von jährlich 120.000 Euro und Emissionen von 230  Tonnen CO2 pro Jahr erwartet", heißt es in einem Arbeitspapier zum Projekt.

Die grundsätzliche Machbarkeit für ein einzelnes Gebäude wird bei einer Projektbeteiligung im Vorfeld geprüft. Alle teilnehmenden Gebäude erhalten außerdem über die Projektdauer Unterstützung zum Erreichen der Ziele, zum Beispiel in Form von Garantieverträgen, Unterstützung der Baukorrespondenz und individuellen Ratschlägen.

Die Stiftung Energieeffizienz verfügt über langjährige Erfahrungen in der Optimierung und Qualitätssicherung von Anlagen in wohnungswirtschaftlichen Beständen. Dazu hat sie Energycheck als Werkzeug entwickelt. Das System erfasst Messdaten aus Heizanlagen und gleicht deren Heizergebnisse mit dem ab, was geplant war. Außerdem erfolgt ein Abgleich mit anderen Anlagen dieser Art. Die Überprüfung der Ergebnisse erfolgt laufend, Abweichungen vom Normalfall werden in einem Ampelsystem dargestellt. Das erlaubt eine schnelle Reaktion der Verantwortlichen. So ist das Unternehmen auch in der Lage, Garantieverträge für die Erträge von Solaranlagen und Wärmepumpen zu geben. Diese Erfahrungen sollen in das neue Projekt einfließen.

Qualitätssicherung soll Sanierungserfolg sicherstellen

Ziel des Projekts ist es, unabhängig ermittelte Erfahrungswerte als Grundlage für eine Strategie zur Wärmewende im Gebäudesektor zu haben. Bislang, so sagen die Initiatoren, würden die Bürger mit der Aufgabe, in tatsächlich klimaverträgliche Gebäude zu investieren allein gelassen oder sogar in die Irre geführt. Als Beispiel nennen sie, dass ab 2016 "durch eine willkürliche Gestaltung der Energieeinsparverordnung Luft-Wärmepumpen zum Standardheizsystem" würden.

Ohne verbindliche Qualitätssicherung wiesen diese Systeme in der Praxis aber mangelnde Effizienz auf und bedingten überhöhte Heizkosten. Eine Qualitätssicherung sei auch notwendig, um sicherzustellen, dass mit staatlichen Fördergeldern auch wirklich die gewünschten Ergebnisse erzielt würden. Es gehe darum, realistische und kontrollfähige Ziele zu definieren.

In dem Projekt sollen verschiedene Konzepte für energiesparende Gebäude wie hochwertige Solar-und Biomasseanlagen, effiziente Stromheizungen, sparsame Wärmeverteilung, Dämmung und Lüftungsanlagen nach transparenten Kriterien verglichen, vor allem aber überwacht, optimiert und qualitätsgesichert werden.

Um nicht von Lobbyinteressen einzelner Gruppen abhängig zu sein, erfolgt die Finanzierung ausschließlich über Beiträge der Teilnehmer. Für Wohnungsunternehmen kommen über die Laufzeit von 15 Jahren zirka 5000 Euro für die Erstellung des Messkonzeptes, die Datenerfassung und -auswertung zusammen. Akteure der Wohnungswirtschaft konnten die Initiatoren schon überzeugen.

Erste Wohnungsunternehmen sind schon mit an Bord

Der Erbbauverein Köln, die Kölner GEWOG Porz und die GGH Heidelberg haben erste Gebäude in das Langzeit-Monitoring eingebracht, Verhandlungen mit weiteren Interessenten laufen. Um sicherzustellen, dass keine Rückschlüsse auf die Gewohnheiten der Bewohner eines Hauses oder eine Wohnung möglich sind, gibt es nur wenige Messpunkte. Das reduziert auch den Aufwand für die Wohnungsunternehmen. Die müssen einmal im Monat die entsprechenden Zählerstände liefern.

Zu einem Problem für das Projekt könnte es werden, dass die Beträge auch für Ein- und Zweifamilienhäuser nicht sehr viel geringer sein werden, da der Aufwand für die Betreuung hoch ist. Man sei dabei, sich um eine Projektfinanzierung zu bemühen, so Schreckenberg. Auch die Installation der notwendigen Wärmemengenzähler könnte für den Ein- und Zweifamilienhausbereich ein Problem werden. Die kosten immer noch einige hundert Euro. von Pia Grund-Ludwig

Eine Verwendung dieses Textes ist kostenpflichtig. Eine Lizenzierung ist möglich.
Bitte nehmen Sie bei Fragen Kontakt auf.