Der Bundesverband Solarwirtschaft und Energieexperten warnen vor einem unnötigen Gegeneinander von Effizienztechnologien und Erneuerbaren Energien. Dieses drohe bei Verabschiedung des vom Bundeswirtschaftministerium vorgelegten Gesetzesentwurfs zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWKG).
Die Nutzung von Gaskraftwerken sei zwar noch für einige Zeit notwendig und sinnvoll, wenn diese in Kraft-Wärme-Kopplung besonders effizient betrieben werden. Die Förderung fossil erzeugter Fernwärme müsse bei Neuinvestitionen aber auf die Heizperiode beschränkt werden. Andernfalls würde die notwendige Umstellung der Fernwärmeversorgung auf Solarenergie blockiert, obwohl diese inzwischen wettbewerbsfähig und für den Erfolg der Energiewende dringend geboten ist.
Der Appell wird unter anderem von Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts Bremen, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg sowie der Uni Kassel getragen. "Eine ganzjährige Subventionierung der Kraft-Wärme-Kopplung aus fossiler Energie ist für den Klimaschutz kontraproduktiv. KWK-Anlagen sollten nur in der Heizperiode laufen und eine Sommerpause einlegen. In dieser Zeit könnten große Solarwärmeanlagen den Wärmebedarf ohne Mehrkosten decken."
Mittelfristig spare dies jährlich zudem bis zu fünf Millionen Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid ein, erläutert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar). "Der weitgehend wettbewerbsfähigen solaren Fernwärme darf nicht durch eine erhöhte Subventionierung fossiler Energie der Marktzugang verbaut werden. Das wäre ein großer Fehler und illegitimer Markteingriff!", so Körnig.
Große Solarwärmeanlagen können in Deutschland Wärme für lediglich drei bis fünf Cent je Kilowattstunde erzeugen. In Dänemark wird diese Technologie bereits in großem Umfang eingesetzt. Professor Klaus Vajen von der Uni Kassel unterstreicht: "Insbesondere im Sommerhalbjahr stehen uns durch Solarthermie und Photovoltaik Sonnenenergie im Überfluss zur Verfügung. Es wäre sehr schädlich für die Energiewende insbesondere im Wärmesektor, wenn diese 'solare Kraft-Wärme-Kopplung' durch staatliche Fördermaßnahmen für fossile Energien benachteiligt und verhindert würde. Auf das ganze Jahr gesehen können sich solare und fossile Kraft-Wärme-Kopplung hingegen hervorragend ergänzen."
Eine KWK-Förderung im Sommer führt dazu, dass die begrenzte Wärmelast in den Wärmenetzen durch KWK-Wärme besetzt wird und keine Kapazitäten zur Aufnahme Erneuerbarer Energien mehr vorhanden sind. Damit würde die fossil erzeugte KWK-Wärme den Markt zulasten Erneuerbarer Energien verstopfen und dem Stromsystem Flexibilität rauben.
Die Energieexperten fordern vom Bundestag, den Gesetzesentwurf dahingehend zu überarbeiten, dass die Förderung von Strom aus neuen KWK-Anlagen nach einem Übergangszeitraum ab dem Jahr 2018 auf die Heizperiode konzentriert wird, um den interessierten Kommunen und Stadtwerken den Einstieg in solare Fernwärme zu erleichtern. Den Betreibern fossil befeuerter KWK-Anlagen würde durch die Konzentration der Förderung auf die Heizperiode kein wirtschaftlicher Nachteil entstehen. Quelle: Bundesverband Solartwirtschaft / pgl