Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Institute legen Kostenvergleiche für Holzheizungen vor

Scheitholzkessel im gut gedämmten Neubau zu mächtig

Viele mögen die Strahlungswärme von Holzöfen. Bild Wodtke

Die Auswahl an Holzheizungen ist groß. Für Neubauten sind viele Scheitholzkessel zu groß

Wer ein Einfamilienhaus baut oder energetisch saniert, kann aus einer Fülle von Holzheizungen wählen. Marktübersichten der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe von 2007 listeten 280 Pelletanlagen und 285 Scheitholzkessel auf. In der für Anfang September angekündigten Neuauflage dürften es noch mehr werden. Für einen konkreten Einsatzzweck lichtet sich die Auswahl jedoch schnell.

Die Hersteller bieten auf dem deutschen Markt fast keine Scheitholzvergaserkessel unter 15 kW Nennleistung an. Ein Standard-Einfamilienhaus mit 150 Quadratmeter Nutzfläche benötigt aber bei 55 kWh/m²a Heizwärmebedarf für die Zentralheizung nur einen 6-kW-Kessel. Ein Pufferspeicher, der die überschüssige Wärme aufnehmen könnte, ist zwar beim Scheitholzvergaserkessel üblich. Dennoch raten die meisten Experten von einer so starken – und damit teuren – Überdimensionierung ab. Pelletkessel dagegen bekommt man immerhin ab gut 7 kW Nennleistung, so dass ein System mit Pufferspeicher einigermaßen passt.

Auch für ein Niedrigenergiehaus mit jährlich 45 kWh/m² Heizwärme kommt man so gerade noch hin. In einem detailliert gerechneten Heizkostenvergleich mit Stand April 2010 kalkuliert das IER der Uni Stuttgart für beide Varianten Wärmegestehungskosten von etwa 0,19 Euro/kWh.

Zwar ist seither die MAP-Förderung für Anlagen im Neubau gestrichen worden, doch macht das unter dem Strich nicht einmal 0,01 Euro/kWh aus. Wichtiger sind die Annahmen über Energiepreissteigerungen in den kommenden 20 Betriebsjahren. Werden zum Beispiel Pellets jährlich um 2 Prozent teurer und Erdgas um 5 Prozent, dann betragen beim Niedrigenergiehaus die Gesamtkosten über 20 Jahre mit Erdgas gut 40.000 Euro – mit Pellets nur etwa 37.000 Euro.

Pellet-Preise definieren Gesamtkosten

Die Berechnungen für die mit 15 kWh/m²a energieeffizienteste Neubauvariante, das Niedrigstenergiehaus/Passivhaus haben die Stuttgarter noch nicht durchgerechnet. Zahlen sollen bis Ende August 2010 vorliegen. Dann können sie auch sagen, was die wirtschaftlichste Holz-Variante für diesen Haustyp sein wird. Dem Vernehmen nach könnte es beispielsweise auf den Pelletofen mit Wassertasche hinauslaufen, der zwar im Wohnzimmer aufgestellt wird, aber dennoch in Kombination mit einer Solaranlage das Herz der Zentralheizung ist.

In der Wohnung statt im Heizungskeller platzieren schon jetzt viele Bauherren ihren Pelletofen allein deshalb, weil sie den Anblick der Flammen und die Wärmestrahlung mögen – auch wenn die schmucke Gestaltung solcher Öfen ihren Preis hat.

Ein „Altbau“ im Sinne eines schon bestehenden Hauses benötigt genügend Heizenergie, um auch einen Scheitholzvergaserkessel mit seinen 15 kW einigermaßen auszulasten. Sogar dann, wenn das Gebäude auf unter 70 kWh/m²a saniert wurde.

Das IER gibt die Gestehungskosten für diesen Fall mit gut 0,14 Euro/kWh an, wenn die Holzscheite fix und fertig beim Händler gekauft werden. Das ist geringfügig weniger als für Pellets. Von dem Verein Centrales Agrar-Rohstoff-Marketing- und Entwicklungs-Netzwerk, der für das Markting für nachwachsende Rohstoffe in Bayern verantwortlich ist, existiert eine Berechnung für einen Altbau mit einem noch einmal um zwei Drittel höheren Wärmebedarf. Diese errechnet Gestehungskosten für Scheitholz von gerundet 0,11 Euro/kWh gegenüber 0,13 Euro/kWh für Pellets. dabei ist das Ergebnis um die geänderte MAP-Förderung korrigiert. Das gleiche Verhältnis Scheitholz/Pellets ist in einem Bericht des Technologie- und Förderzentrums errechnet – allerdings auf einem fast doppelt so hohen Niveau. Grund ist eine weitergehende Berücksichtigung von Umfeldinvestitionen, zum Beispiel in den Heizraum.

Noch einmal grundlegend anders sieht es aus, wenn der Betreiber eines Scheitholzkessels das benötigte Holz selbst heranschafft und aufbereitet. Je nach Berechnungsmodus und subjektiver Bewertung des eigenen Einsatzes verringern sich dadurch die Gestehungskosten um fast bis auf die Hälfte.   Allerdings wird der Zeitaufwand, angefangen bei der Holzernte bis hin zur Lagerung, meist unterschätzt.

Rechnet man mit den Daten einer sehr gründlichen Studie des TFZ, dann kommt man für die typischen 4 Tonnen Brennholz im Jahr je nach Länge der Scheite auf bis zu 34 Arbeitskraftstunden, also für Einzelkämpfer zwei Wochenenden harte Arbeit mit Motorsäge und Axt. Dieser Einsatz kommt zum ohnehin unbequemeren Betreiben eines Scheitholzkessels hinzu: Der Brennstoff wird zum Beispiel nicht wie bei der Öl- oder Pelletheizung automatisch in die Brennkammer transportiert, sondern muss – im Winter alle 5 Stunden – nachgelegt werden.

Wer sich angesichts solcher Alternativen nicht festlegen und im Zweifel vom Brennstoffhändler unabhängig sein will, kann einen Scheitholz-Pellet-Kombinationskessel wählen. Dieser Typ wird im Gegensatz zu Pelletöfen (Warmluftgeräte) und Scheitholzvergaserkesseln sogar weiterhin nach dem MAP gefördert, jedenfalls im Altbau. Es gibt Modelle, die selbstständig auf Pellets umschalten, wenn das Scheitholz abgebrannt ist. Allerdings auch sehr einfache Oberbrandkessel, die keine Hochtemperaturbrennkammer mit separater Sekundärluftzuführung haben und bei Wirkungsgrad und Abgaswerten sehr zu wünschen übrig lassen. Außerdem liegt der Einstiegspreis beim Kombikessel deutlich höher als beim reinen Scheitholz-Modell.

Nach einer Entscheidungshilfe gefragt gibt Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Pelletinstituts einen einfachen Rat, den auch andere Experten unterschreiben würden: „Scheitholz fürs Land, Pellets für die Stadt“. Alexander Morhart

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