RWE hat im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren eine Power to Gas-Anlage offiziell in Betrieb genommen. Die Anlage sei Teil einer erstmalig verwendeten Systemlösung, die die örtliche Strom-, Erdgas- und Fernwärmeversorgung effizient miteinander verbindet, so der Energiekonzern. Überschüssiger Strom aus regenerativen Quellen wird hierbei in Wasserstoff umgewandelt, um ihn anschließend im Erdgasnetz zu speichern. Von dort aus kann er zu einem späteren Zeitpunkt für die Stromproduktion eingesetzt werden.
Das Power to Gas-Verfahren ist nicht unumstritten. Für die einen gilt es langfristig als eine der Schlüsseltechnologien für die künftige Energieversorgung. Andere kritisieren die Technik als ineffizient und halten sie für überflüssig. So zitiert das Handelsblatt den Klimaforscher Lukas Emele vom Berliner Klimainstitut: "Anders als von manchen Akteuren suggeriert, brauchen wir Power-to-Gas gar nicht, um die aktuellen Probleme der Energiewende zu lösen." Derzeit gehe es vor allem um eine bessere Vernetzung der europäischen Stromnetze und Flexibilitätsoptionen, so der Wissenschaftler.
Demgegenüber erklärte der Vorstandsvorsitzende der RWE Deutschland, Arndt Neuhaus, Energiespeicher seien ein unverzichtbares Element unseres künftigen Stromsystems, in dem nach den Plänen der Bundesregierung in 15 Jahren bereits 50 Prozent des Bedarfs mit erneuerbaren Energien abgedeckt werden sollen. Die Power to Gas-Technologie mache es möglich, auf die schwankende Einspeisung unmittelbar reagieren zu können und sei damit eine Alternative zum herkömmlichen Netzausbau. Dies sei der Antrieb gewesen, um in diese Technologie einzusteigen.
Der Wasserstoff, der durch die Elektrolyse entsteht, kann gespeichert und später wieder verstromt werden. Der Vorteil dieser Art der Stromspeicherung ist die enorme Infrastruktur, die das Erdgasnetz bereits heute bietet - große Speicherkapazitäten und ein leistungsfähiges Netz.
Mit einem Nutzungsgrad von 86 Prozent sei die Power to Gas-Anlage in Ibbenbüren die effizienteste in Deutschland, so RWE. Zentrales Element der Anlage ist ein Elektrolyseur, in der Größe eines Schiffscontainers, der von dem britischen Unternehmen ITM Power gebaut wurde. Der Elektrolyseur wandelt nicht unmittelbar benötigten Strom aus regenerativen Quellen, wie Photovoltaik oder Windkraft, in Wasserstoff um, der anschließend über eine Gasdruckregelstation dem Erdgasnetz beigemischt wird. In dieser Gasdruckregelstation wird zudem die Abwärme des Elektrolyseurs eingesetzt.
In Zeiten niedriger regenerativer Stromproduktion werden die zuvor eingelagerten Erdgasmengen dem Erdgasspeicher wieder entnommen und in einem Blockheizkraftwerk am RWE-Fernwärmenetz in Ibbenbüren zur Stromerzeugung eingesetzt. Die Anlage in Ibbenbüren hat eine elektrische Nennleistung von 150 Kilowatt und erzeugt den Wasserstoff mit einem Druck von 14 bar. Quelle: RWE / sth