Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Telekom schnürt Angebot für virtuelle Kraftwerke für Energieversorger

Markt für KWK gerät in Bewegung

Der Markt für kleine KWK-Anlagen gewinnt Schwung. © Vaillant

Die Telekom hat ein Paket geschnürt, mit dem Energieversorger virtuelle Kraftwerke mit Mini-KWK-Anlagen erstellen können.

Nach dem Themenfeld der Hausautomation und der Datenerfassung über Smart Meter steigt die Deutsche Telekom nun auch in das Segment der Smart Grids auf Basis von Mini-KWK-Anlagen ein. Sie bietet Energieversorgern ein Komplettpaket für virtuelle Kraftwerke. Partner dafür sind der Hersteller von Blockheizkraftwerken Motoren AT sowie der Spezialist für Energie-Kommunikation Greencom Networks. Das Angebot umfasst den Einbau und die Wartung des BHKWs, die Fernsteuerung für den Energieversorger sowie ein Webportal für den Immobilienbesitzer.

Bislang sind bereits Lichtblick und Vattenfall und in regionalem Umfang auch RWE mit eigenen Angeboten zu virtuellen Kraftwerken auf dem Markt. Durch das vorkonfigurierte Komplettpaket könnte der Markteinstieg für Neulinge bei virtuellen Kraftwerken einfacher werden. Bislang gab es bereits seit einigen Monaten eine Vertriebskooperation zwischen der Motoren AT und der Deutschen Telekom. Seit dem 1. April gibt es vom Bafa wieder Fördergeld für kleine Mini-BHKWs, das macht den Einstieg für Hausbesitzer attraktiver.

Angeboten wird in dem Komplettpaket der Deutschen Telekom ein Mini-BHKW, dessen elektrische Leistung zwischen 1,5 und 2,5 kW moduliert und bis zu 5 kW thermische Leistung bringt. Der Hersteller spricht davon, dass der Motor eine Lebensdauer von 60.000 Betriebsstunden erreicht und nach 30.000 Stunden eine Überholung des Motors notwendig ist. Das Gerät arbeitet mit Gas, es soll aber auch eine Variante für Heizöl geben.

Parallel dazu steigen andere Netzbetreiber in das Geschäft mit dem Vertrieb von KWK-Anlagen ein. Vattenfall hat sein Angebot über Berlin hinaus ausgeweitet und will in Kürze das komplette Bundesgebiet versorgen. Ziel sei es, die Schwankungen insbesondere durch die Einspeisung von Strom aus Windkraft besser abpuffern zu können, so das Unternehmen.

Es werden deshalb nicht nur kleine, sondern auch große KWK-Anlagen als Strom- und Wärmeproduzenten sowie Wärmepumpen und Kühlanlagen als Abnehmer in die virtuellen Netze integriert. Die Abnehmer erhalten einen festen Wärmepreis, den Stromverkauf übernimmt Vattenfall. Seit 2010 sind bereits 50 Blockheizkraftwerke und einige Wärmepumpen im Netz. Ende 2011 wurden 100.000 Haushalte versorgt, so Firmensprecher Hannes Hönemann.

RWE macht keine Angaben dazu, wie viele Anlagen bereits installiert worden sind. Vorgesehen war, in Kooperation mit Vaillant 2012 bis zu 50 Anlagen der mittleren Größenklasse Ecopower 4.7 zu installieren. 2012 sollen auch kleinere Anlagen folgen, man sei dazu in Gesprächen mit Vaillant, aber auch mit anderen Herstellern, so RWE-Sprecherin Eva Wagner.

Der Hamburger Energieversorger Lichtblick hat zu den Auswirkungen virtueller Kraftwerke auf die Netzinfrastruktur eine Studie in Auftrag gegeben. Danach könnten schlaue Netzverbünde die Kosten für den Ausbau der Stromnetze bis 2020 um bis zu einer halben Milliarde Euro senken. Langfristig lägen die Einsparpotentiale sogar noch deutlich höher, so die Untersuchung der LBD-Beratungsgesellschaft im Auftrag von Lichtblick.

"Die Potentiale intelligenter Mini-Kraftwerke werden bislang in den Szenarien zum Verteilnetzausbau unterschätzt. Wenn wir den Strom dort erzeugen, wo er benötigt wird und dann erzeugen, wenn er gebraucht wird, können wir teure Netzinvestitionen vermeiden", sagt Gero Lücking, Vorstand Energiewirtschaft bei Lichtblick. Die ersten 420 Anlagen des Anbieters laufen in Norddeutschland, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Während Lichtblick die Stromeinspeisung zentral steuert, versorgen die Anlagen über große Pufferspeicher Wohngebäude, Schulen und Gewerbebetriebe mit Wärme.

Beim süddeutschen Energieversorger EnBW sind entsprechende Lösungen im Test, ein Termin für die Markteinführung stehe jedoch noch nicht fest. Bei Eon gibt es bis auf Weiteres noch Zuschüsse für Mini-KWK-Anlagen der Hersteller Brötje, Viessmann, Vaillant, Senertec und Remeha. 1.000 Euro pro Anlage gibt Eon als Bonus, die Aktion ist auf das Jahr 2012 begrenzt. Bislang wurden zwischen 50 und 60 Anlagen bezuschusst, so die Pressestelle. Geld für zirka 100 Anlagen ist vorhanden. Voraussetzung für den Zuschuss ist ein Vertrag mit Eon über die Lieferung von Gas.

Seit über zwei Jahren ist die kleinste Mikro-KWK-Anlage mit einer elektrischen Leistung von einem Kilowatt und 7 Kilowatt thermischer Leistung von 2G Home auf Basis der Whispergen zu haben. Senertec liefert die Dachs Stirling SE Mikro-KWK-Anlagen seit Ende 2011 aus. Der Preis liegt bei knapp 16.000 Euro inklusive Warmwasserbereitung netto für das Erdgasgerät und 16.200 Euro für das Flüssiggasgerät. Brötje hat das auf der ISH 2011 angekündigte Kleinstgerät ebenfalls seit Ende 2011 im Handel. Das Herz ist ein Stirling-Motor, der 5 Kilowatt Wärme und zugleich 1 Kilowatt elektrische Energie liefert. Die wird entweder selbst genutzt oder ins öffentliche Netz eingespeist.

Viessmanns Vitotwin 300-W ist seit dem 1. September 2011 erhältlich. Bei Vaillant erfolgte der Verkaufsstart der Anlagen, die gemeinsam mit dem japanischen Autobauer Honda entwickelt worden sind, im Juli 2011.

von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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