Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Stuttgarter Tagung zeigt Konzepte für Nahwärme und Objektbesorgung

KWK-Konzepte müssen zu Objekt und Lage passen

KWK-Tagung stellt Konzepte für den Einsatz von KWK bei Nahwärme und Einzelobjekten vor. © Grund-Ludwig

Das Konzept für eine KWK-Anlage muss zu Gebäude, Lage und Bewohnern passen.

Konzepte zur Quartiersversorgung per Nahwärme oder Kraft-Wärme-Kopplung zur Versorgung einzelner Gebäude standen im Mittelpunkt der 4. KWK-Fachtagung in Baden-Württemberg. Das Fazit: Die einzig richtige Lösung gibt es nicht, notwendig sei die Kommunikation mit den Akteuren und die Berücksichtigung der Faktoren vor Ort, so das Fazit der Veranstaltung.

Zahlreiche Projektbeispiele zeigten, wie Konzepte aussehen und funktionieren können. Noch im Bau ist ein Quartier im Herzen Stuttgarts, das Rosensteinquartier, das vom Siedlungswerk Stuttgart erstellt wird. Das Energiekonzept für das Viertel mit 275 Wohungen in Effizienzhaus-55-Bauweise hat EGS Plan erstellt. 50 Prozent der Wärmemenge sollen aus einem Eisspeicher kommen und mit einer Wärmepumpe erzeugt werden. 100 Prozent des Stroms, der dazu notwendig ist, soll in der Jahresbilanz aus eigener Produktion kommen.

Das Konzept sieht eine Kombination aus einem Blockheizkraftwerk mit einer einer elektrischen Leistung von 50 kW elektrischer Leistung, einer Wärmepumpe mit 190 kW, einem Gaskessel mit 500 kW und einem 800 Kubikmeter großen Eisspeicher vor. "Das ist aber kein Saisonalspeicher, dafür hätte er sehr viel größer ausfallen müssen", so Boris Mahler, Geschäftsführer von EGS Plan bei der Vorstellung des Projekts.

Dazu kommen PV-Module mit einer Leistung von knapp 150 kWP, deren Strom für die Wärmepumpe genutzt wird. Sie decken etwa ein Drittel des Strombedarfs zur Wärmeerzeugung, den Rest liefert das BHKW. Außerdem sind auf den Dächern Solarabsorber. In den Absorbern wird Wasser vorerwärmt und dann der Wärmepumpe zur Verfügung gestellt. Diese braucht dann weniger Strom um die für die Heizung notwendigen Temperaturen zu erzeugen.

Die Alternative wäre der Anschluss des derzeit entstehenden Viertels an Nahwärme gewesen. Das hätte weniger gekostet als das jetzt realisierte Konzept, das aus sehr vielen einzelnen Bausteinen besteht. "So ist man aber sehr viel weniger abhängig von der wirtschaftlichen und energiepolitischen Entwicklung", betont Mahler.

Eine Herausforderung war auch die optimale Verteilung der Dachflächen. Da gab es im Stuttgarter Talkessel nicht nur die Anforderung der Energiegewinnung durch Solarthermie und PV. Außerdem sollten noch Gründächer für eine Verbesserung des Klimas sorgen. In der Siedlung sind nun alle drei Dachvarianten vertreten.

Zwei Projekte aus dem äußersten Süden des Landes stellte Christian Neumann von der Energieagentur Regio Freiburg vor. Beim ersten wurde in St. Peter, einem Dorf am Fuße des Schwarzwalds, auf ein Nahwärmenetz umgestellt. 170 Haushalte sind mittlerweile am Netz. Die Heizzentrale ist ein BHKW mit einer Heizleistung von 1,5 Megawatt auf Pellet-Basis. Die Nutzung des lokalen Potenzials an Energieholz sei ein wesentlicher Grund gewesen, das Projekt dort zu realisieren, so die Planer. Gas habe nicht zur Verfügung gestanden.

Trotz der Trassenlänge von neun Kilometern seien die Verteilerverluste mit 12 Prozent gering, man habe in hochwertige Rohre und deren verstärkte Dämmung investiert. Entscheidend für den Erfolg sei zudem eine kompetente Projektgruppe und ein erfahrener Planer vor Ort gewesen, so Neumann.

Nicht immer sei Nahwärme aber der Königsweg, auch wenn man auf Kraft-Wärme-Kopplung setze. In einem anderen Projekt habe man sich für die Objektversorgung entschieden. So erfolgt bei einem Gebäudekomplex in der Freiburger Kleestraße im Modellstadtteil Vauban nicht nur die Versorgung mit Wärme, sondern auch die Belieferung mit Strom aus dem objekteigenen BHKW. Zwei Passivhäuser mit 24 Wohnungen sind angeschlossen. "Das war günstiger als die dort verfügbare Nahwärme", betont Neumann. Für die Wirtschaftlichkeit sei eine hohe Eigenstromrate notwendig gewesen. Abgewickelt wird die Abrechnung des Eigenstroms über eine eigene GbR.

In beiden Fällen, in St. Peter und im Vauban, sei es nicht nur um die technisch optimale Nutzung der Potenziale gegangen. Motivation und Entscheidungskraft der Akteure hätten eine entscheidende Rolle gespielt. von Pia Grund-Ludwig

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