Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

Newsletteranmeldung:

Bedarf pro Quadratmeter übersteigt Niveau von 2010

Heizenergieverbrauch ist 2018 deutlich gestiegen

Die deutschen Privathaushalte haben im Jahr 2018 klima- und witterungsbereinigt rund zwei Prozent mehr Heizenergie verbraucht als im Vorjahr und wegen stagnierender Energiekosten auch entsprechend mehr bezahlt. Das geht aus dem "Wärmemonitor 2018" hervor.

Den Wärmemonitor erstellt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) jährlich auf Grundlage von Daten des Energiedienstleisters Ista Deutschland. Die Berechnungen basieren auf den Heizkostenabrechnungen von 300.000 Mehrfamilienhäusern in Deutschland.

"Der seit 2015 steigende Bedarf ist ein alarmierendes Signal – vor allem für den Klimaschutz", stellt Studienautorin Puja Singhal fest. Die DIW-Ökonomin und ihr Kollege Jan Stede haben errechnet, dass der Heizenergiebedarf pro Quadratmeter seit 2015 um rund sechs Prozent gestiegen ist und nun sogar wieder das Niveau des Jahres 2010 übersteigt.

Der Energiebedarf pro Quadratmeter im Westen lag im Jahr 2018 um gut sieben Prozent höher als im Osten. Der Unterschied im Heizverhalten zwischen den beiden Landesteilen hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr leicht ausgeweitet. Den höchsten Bedarf verzeichnete der Südwesten von Schleswig-Holstein, den niedrigsten die Region um Rostock. Nach Bundesländern hält das Saarland den Heizrekord, am wenigsten wird in Mecklenburg-Vorpommern verbraucht.

Dass in Ostdeutschland weniger geheizt wird als im Westen, liegt auch daran, dass in den Jahren nach der Wende sehr viele Mehrfamilienhäuser in den neuen Bundesländern energetisch saniert wurden.

Erstmals hat der "Wärmemonitor" für einen Teil der von ista betreuten Gebäude auf Basis von Energieausweisen die langfristige Entwicklung bei der energetischen Sanierung von Wohngebäuden untersucht. Zwischen 1992 und 2000 lag demnach der Anteil der jährlich sanierten Gebäudehüllen in Ostdeutschland zwischen ein und vier Prozent. Im Westen dagegen ist er seit 1992 von nur 0,3 Prozent auf knapp ein Prozent gestiegen, seit 2016 fällt die Quote allerdings wieder leicht.

"Um den Energiebedarf bei Wohngebäuden im Durchschnitt signifikant zu reduzieren, müsste die jährliche Rate deutlich über ein Prozent liegen. Die politischen Bemühungen und steuerlichen Anreize der vergangenen Jahre reichen offensichtlich nicht aus, um sie über diese Schwelle zu hieven. Die Rate von bis zu vier Prozent in Ostdeutschland in den neunziger Jahren zeigt hingegen, was möglich wäre", sagt Studienautor Jan Stede.

Ölpreise rasant gestiegen

Erstmals seit 2013 hat sich im vergangenen Jahr der steigende Bedarf auch in den Heizausgaben je Quadratmeter niedergeschlagen. Die in den vergangenen Jahren stetig fallenden Preise für Öl und Gas hatten bisher dafür gesorgt, dass die Menschen in Deutschland weniger für Heizenergie ausgegeben haben, obwohl der Bedarf leicht stieg. Doch im Jahr 2018 stagnierten im Schnitt seit vielen Jahren erstmals die abgerechneten Heizenergiekosten: Für Heizöl mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher zwar neun Prozent mehr ausgeben, für Gas aber vier Prozent weniger als im Jahr 2017. Da rund die Hälfte der Mehrfamilienhäuser mit Gas heizt, nur ein Viertel mit Öl, erhöhten sich im Durchschnitt die Preise nicht. Wer jedoch mit Öl heizt, wird die stark gestiegenen Preise finanziell deutlich gespürt haben. Und die Kosten werden weiter zunehmen: Steigende Ölpreise schlagen sich erst mit Verzögerung in den Heizausgaben nieder.

"Die steigenden Kosten könnten allerdings auch den positiven Effekt haben, dass die Haushalte wieder etwas bewusster heizen. Nirgendwo kann der Einzelne mehr für den Klimaschutz tun als beim Heizen in den eigenen vier Wänden", kommentiert Thomas Zinnöcker, CEO der Ista, die Studienergebnisse.

Das Heizen ist für rund ein Fünftel der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Umso wichtiger ist im Sinne des Klimaschutzes, dass der Verbrauch reduziert wird. Die aktuell diskutierte CO2-Steuer könnte dazu einen Beitrag leisten. Doch nicht nur EndverbraucherInnen sind bei Einsparung gefragt; in der Pflicht stehen auch die Wohnungseigentümer und die Politik. "Die Anstrengungen in der energetischen Gebäudesanierung müssen dringend erhöht werden", fordern Puja Singhal und Jan Stede. "Bei Modernisierungen sollte künftig verstärkt darauf geachtet werden, dass diese tatsächlich Heizenergie einsparen und Mieter von niedrigeren Warmmieten profitieren. Besonders wichtig ist dies bei einer staatlichen Förderung von energetischen Sanierungen." Quelle: DIW / sth

Eine Verwendung dieses Textes ist kostenpflichtig. Eine Lizenzierung ist möglich.
Bitte nehmen Sie bei Fragen Kontakt auf.