Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Röntgenblick für das Haus zeigt Wärmelecks

Handyaufsätze für Thermografie bringen nichts

Dieses Wohnhaus hat große Wärmeverluste an den Fenstern. © Zukunft Altbau

Thermografieaufnahmen von Gebäuden dokumentieren die Wärmeverluste an Dach, Fassade, Fenstern und Haustür. Richtig angewandt, können sie ein sinnvolles Werkzeug für die Gebäudeanalyse sein. Billigangebote und Handyaufsätze aber sind wenig tauglich. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin.

"Hauseigentümer erhalten einerseits Hinweise, ob eine energetische Sanierung nötig ist", sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau. "Andererseits geben die Spezialaufnahmen im Nachhinein Aufschluss über die Qualität der Arbeiten während der Sanierung und zeigen auf, ob nachgebessert werden muss." Das Erstellen der Bilder und die Interpretation sollte unbedingt Fachleuten überlassen werden. Billigangebote bringen meist nichts. Zudem muss es kalt, nicht sonnig und trocken sein und das Haus beheizt.

Thermografie-Experten empfehlen Hauseigentümern, vorher kräftig einzuheizen, am besten kontinuierlich auf 20 bis 22 Grad und das bereits 24 Stunden vorher. "Daher muss auch die Nachtabsenkung der Heizung am Abend vor der Thermografie-Untersuchung ausgeschaltet werden", rät Dannecker. Erforderlich ist auch, in den Stunden vor den Aufnahmen die Fenster und Außentüren geschlossen zu halten. Wer, wie empfohlen, tagsüber mehrmals mit offenen Fenstern und Balkontüren mehrere Minuten querlüftet, erwärmt die Fassade mit der herausströmenden Warmluft. "Das Foto zeigt in solch einem Fall überhöhte Wärmeverluste an", sagt Hermann Dannecker vom Deutschen Energieberaternetzwerk (DEN). Auch sollten Rollläden weder tagsüber noch nachts heruntergelassen werden, um die Werte bei den Fenstern nicht zu verfälschen.

Finger weg von Billigangeboten und Handyaufsätzen

Vor Billigangeboten aus Internet und Hauswurfsendungen raten Experten wie Dannecker generell ab. Die vermeintlichen Schnäppchen gibt es bereits für rund 100 Euro. "Solche Angebote sind in der Regel unseriös", sagt auch Frank Hettler. Bei einem solchen Preis kann keine Fachkraft die Kosten decken und gleichzeitig gute Arbeit abliefern. Die Vorbereitung, Prüfung der Bedingungen, Messung und Auswertung benötigt mehrere Stunden.

Regelmäßig kommt es vor, dass Billigthermografen die Farbwiedergabe falsch eingestellt haben. Dann wird beispielsweise aus einem Grün oder Blau ein Orange oder Rot, aus einer gut gedämmten Fassade eine schlecht gedämmte, auch Reflexionen von Gläsern können falsch interpretiert werden. Die Folge: Hauseigentümer werden bei dem Termin zu anschließenden Sanierungsmaßnahmen überredet, die wenig bringen oder im Extremfall sogar schaden. Seriöse Thermografen dagegen legen die Daten offen, dokumentieren die Untersuchungsergebnisse schriftlich und erläutern sie mündlich. Wichtig ist auch: eventuell folgende Sanierungsmaßnahmen werden von Thermografen empfohlen aber von qualifizierten Gebäudeenergieberatern mit den Sanierenden gemeinsam beschlossen. So wird Missbrauch verhindert.

Auch Handyaufsätze halten nicht das, was sie versprechen. Inzwischen gibt es Aufsätze für unter 250 Euro. Die Auflösung der Bilder ist jedoch meist viel zu gering, um für Gebäude belastbare Aussagen treffen zu können. Hinzu kommt: Professionell erstellen und interpretieren können Laien die Bilder sowieso nicht, geschweige denn entscheiden, welche Maßnahmen danach nötig sind. Das Geld sollte daher besser in qualifizierte Thermografen und eine Energieberatung investiert werden.

Thermografie mit dem eigenen Auge

Ist es im Winter kalt und fällt Schnee, werden die unsichtbaren Wärmeverluste am Dach sichtbar – zumindest indirekt. Bleibt der Schnee mehrere Tage auf den Ziegeln liegen, ist das Dach unter den Ziegeln gut gedämmt. Schmilzt der Schnee recht rasch oder nur an bestimmten Stellen, ist das Dach dort mangelhaft vor Wärmeverlust geschützt. Typische Schwachstellen sind die Stellen rund um Dachfenster, die Dachfenster selbst, Trennwände von Reihenhäusern unter dem Dach aber auch Sanitärentlüftungen oder Antennenmasten, bei denen die Dampfsperre nicht dicht angeklebt wurde.

Quelle: Zukunft Altbau / sue

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