Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Beim Gebäudeenergiegesetz bewegt sich immer noch wenig

Gerangel um ökologisch korrekte Heizung hält an

Herdan: Bei CO2-Abgabe Bevölkerung mitnehmen. © P. Grund-Ludwig

Die Frage, welchem Wärmeerzeuger die nahe und mittlere Zukunft gehört, beherrschte in Berlin die HEAT-Konferenz der Mineralölindustrie und das 16. Forum Wärmepumpe des Bundesverbands Wärmepumpe. Das eigentlich brennende Thema, wie sich Verbraucher überhaupt vom Heizungswechsel überzeugen lassen, trat dabei in den Hintergrund.

Im Moment wird bei der Sanierung einer Heizung auch der Umstieg auf einen Öl- oder Gasbrennwertkessel gefördert. 2019 könnte diese Förderung auslaufen, deshalb bringt sich die Mineralöldustrie in Stellung. Sie setzt darauf, fossile Brennstoffe per Power-to-liquid-Technologie durch Flüssigbrennstoffe auf Basis erneuerbarer Rohstoffe zu ersetzen.

Bislang, so Arne Kuhrt, Geschäftsführer des Mineralölhändlerverbands Uniti, liege der Preis dafür noch bei zirka einem Euro pro Liter Heizöl. Bei derzeitigen Preisen für fossile Brennstoffe von um die 90 Cent ist der Unterschied also nicht mehr groß.

Dass die synthetische Herstellung flüssiger Brennstoffe zur Zeit ein spannendes Thema ist beweist auch die Vergabe des deutschen Gründerpreises an Ineratec for wenigen Wochen. Das Start-up hat eine kompakte Anlage entwickelt, die Überschussgase aus Biogas-, Klärgas-, und Deponiegasanlagen in stofflich weiterverwertbare synthetische Kohlenwasserstoffe umwandelt. Die Anlagen sind kompakt, passen in einen Container und können auch mobil da installiert werden, wo sie benötigt werden. Neun Anlagen seien bereits gebaut und verkauft, jetzt gehe es um die Skalierung, berichtete Gründer Tim Böltken. Fast 80 Prozent der Kunden kommen aus dem Bereich Power-to-liquid. Gelingt es, diese Prozesse zu etablieren könnte auch das Heizen mit Öl mit erneuerbaren Energien erfolgen.

Wärmepumper: Strom ist zu teuer

Wärmepumpen haben weniger mit einem Imageproblemen als mit nach wie vor hohen Strompreisen zu kämpfen. Klaus Ackermann, Geschäftsführer von Nibe betonte auf dem Forum Wärmepumpe, dass noch viel mehr Menschen Wärmepumpen kaufen würden, wenn Strom billiger wäre.  "Umweltschädliches Verhalten ist eingeübt", sagte er und verwies auf die unterschiedlichen CO2-Kosten pro Heizsystem.  Verschmutzung mit einer Tonne CO2 koste bei Strom 185 Euro und bei Öl 8 Euro.

Ein viel diskutiertes Thema um das auszugleichen ist eine CO2-Abgabe oder -Steuer. Die Umweltminister der Länder sprachen sich vor kurzem für eine CO2-Abgabe auf Benzin, Heizöl und Kohle aus. Thorsten Herdan, Staatssekretär für Energiepolitik im Segment Wärme und Effizienz im Bundeswirtschaftsministerium mahnte auf dem Forum Wärmepumpe an,  die Fragen wie CO2-Bepreisung im Kontext zu sehen. Man müsse die Bevölkerung mitnehmen. Die Forderung danach dürfe nicht nachlassen, aber es sei wichtig, sie in die politische Situation einzuordnen. Konkreter wurde Herdan allerdings an diesem wie an weiteren umstrittenen Punkten nicht.

Trotz des Handicaps hoher Strompreise setzen sich Wärmepumpen durch. Der Schwerpunkt der Installationen liegt dabei auf dem Neubau. Dort war die Wärmepumpe 2017 mit einem Anteil von 41 Prozent erstmals die beliebteste Heiztechnik. Derzeit sind gut eine Million Anlagen in Deutschland installiert.

Kombination aus Erneuerbaren und Effizienz ist notwendig

Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe, nannte in einer Podiumsdiskussion auf der HEAT ambitionierte Zahlen. Vier Millionen Wärmepumpen müssten bis 2030 mindestens installiert sein, um die Klimaziele zu erreichen. Martin Bentele vom Deutschen Energieholz- und Pelletverband rührte die Werbetrommel für Holzheizungen. Man müsse nichts importieren, 7 Millionen Tonnen Späne würden Stand heute noch nicht genutzt. Manfred Greis, Präsident des Bundesverbands Deutscher Heizungsunternehmen (BDH), brachte es auf den Punkt: Eigentlich stünden nicht die Heiztechnologien im Wettbewerb zueinander, es gehe darum, dass sich bei Heizungen überhaupt mehr bewegen müsse. Christian Stolte, Geschäftsbereichsleiter Energieeffizienz der Dena, betonte, man brauche eine Kombination von Maßnahmen zu Effizienz und Erneuerbaren plus der lange diskutierten Steuerförderung.

Die Steuerförderung scheint immer noch nicht völlig vom Tisch zu sein. Christian Stolte meinte im Interview mit EnBauSa.de, es gebe noch Hoffnung. Manfred Greis schlug vor, dass sich die Förderung an der CO2-Einsparung der Maßnahme orientieren müsse. Doch "die Bundesregierung habe keine Kraft mehr, etwas zu realisieren, das zeige sich an der Frage der Steuerförderung, bei der nichts vorangehe", kritisierte Julia Verlinden, energiepoltische Sprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen auf dem Forum Wärmepumpe.

Beim Gebäudeenergiegesetz bewegt sich wenig

Stillstand herrscht im Moment wohl auch beim Gebäudenergiegesetz. Das muss eigentlich zum 1. Januar 2019 in Kraft treten und die Umsetzung des Nahezu-Nullenergie-Gebäudes aus deutscher Sicht definieren. Das Gesetz liege bei allen Ministern auf dem Tisch, so Herdan, werde aber nicht der große Wurf, "der von uns allen gewünscht wird, weil das der Koalitionsvertrag nicht hergibt." Es sei aber dennoch wichtig wegen der Zusammenführung der unterschiedlichen Rechtsrahmen und müsse den Grundstein legen für EEG 2.0, in dem "Erneuerbare und Effizienz nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden".

Genannt wurde für eine Kabinettsvorlage im Berliner Flurfunk von einigen Seiten als möglicher Termin der 12. Dezember. Man werde das Gebäudeeenergiegesetz auf den Weg bringen, versprach Thorsten Herdan beim Forum Wärmepumpe, ohne terminlich konkret zu werden. Da die Definition des Nahezu-Null-Gebäudes eine Vorgabe der EU ist, könnte bei weiteren Verzögerungen ein Verfahren drohen. Noch mehr gilt das, wenn ab 2030 die auf EU-Ebene zugesagten Emissionseinsparungen nicht erfolgen. Dann muss Deutschland von anderen Ländern Zertifikate kaufen oder sich auf Strafzahlungen zwischen 30 und 60 Milliarden Euro einstellen, warnt Agora-Energiewende in einer aktuellen Studie. Von Pia Grund-Ludwig

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