Die Gebäudeautomation, die Steuerung der kompletten Gebäudetechnik über zentrale und einheitliche Systeme, gilt als einer der Schlüssel zur Hebung der Potentiale von Energieeffizienz in Gebäuden.
Mit Systemen zur Gebäudeautomation lassen sich Heizung, Sicherheitssysteme und Beleuchtung zentral steuern und regeln. Aufgrund der konstanten Überwachung der Umgebungsbedingungen wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit lässt sich der Gebäudebetrieb optimieren. Das ermöglicht Einsparungen beim Energieverbrauch ohne Einschränkungen des Komforts.
Im Auftrag von ABB Stotz und Busch-Jaeger haben Martin Becker und Peter Knoll von der Hochschule Biberach eine Studie erstellt, die sich mit Energieeinsparpotentialen durch Gebäudeautomation in Nichtwohngebäuden befasst und haben diese anhand unterschiedlicher deutscher und europäischer Normen berechnet. Eines der Ergebnisse ihrer Untersuchung: Durch eine Kombination der Steuerung von Heizung, Sonnenschutz und Beleuchtung ergeben sich Einsparpotentiale zwischen 33 und 40 Prozent.
"Rund 40 Prozent unseres Gesamtenergieverbrauchs gehen auf Gebäude zurück, wobei Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlagen sowie Beleuchtung in Gebäuden circa drei Viertel der in Zweckbauten verbrauchten Energie ausmachen", sagt Reka Szanto, Branchenanalystin bei Frost & Sullivan. Gebäude, bei denen die unterschiedlichen Gebäudeanlagen vernetzt sind, bieten aus ihrer Sicht zahlreiche Vorteile vor allem deshalb, weil ihre Nutzungsmöglichkeiten variabler sind. Alle Systeme erlauben dabei eine Vernetzung der verschiedenen Gebäudeanlagen, sagt Szanto.
In Europa haben sich dazu die Protokolle LON, KNX und Bacnet behauptet, "in Deutschland hat sich vor allem Bacnet durchgesetzt", erklärt Szanto im Gespräch mit EnBauSa.de. Sie nennt dafür zwei Gründe: Zum einen werde es von der öffentlichen Hand eingesetzt, und das habe auch Einfluss auf andere Endkunden. Und Siemens als großer deutscher Hersteller vermarkte Bacnet stärker als die konkurrierenden Ansätze.
Insgesamt sei es zwar in den vergangenen Jahren zu einer Standardisierung gekommen. Das komme aber wenig bei den Endkunden an: "Die meisten benutzen immer noch Produkte eines einzelnen Herstellers, auch wenn die Produkte mittlerweile mit denen anderer Unternehmen verknüpft werden können", so die Erfahrung Szantos.
Sie sieht trotz immer noch schleppender Baukonjunktur Chancen für steigende Nachfrage nach den Systemen: "Obwohl die Anzahl der Neubauten im letzten Jahr gesunken ist, besteht aufgrund des auf sechs bis acht Jahre begrenzten Lebenszyklus von installierter Systemeständig Bedarf an Nachrüstung. Die Herausforderung bestehe vor allem darin, allen Branchenteilnehmern - Systemdesigner und Endnutzer eingeschlossen - die Möglichkeiten, die offene Systeme bieten können, nahe zu bringen.
Das gelte auch für den Einsatz drahtloser Systeme. Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen, so Szanto gegenüber EnBauSa. Im Bereich der Gebäudeautomation gebe es noch keinen Standard, der sich wirklich durchgesetzt hat. „Der einzige offene Standard in Europa ist Konnex RF. Ein Protokoll das in diesem Bereich Relevanz gewinnt ist Zigbee“, sagt Szanto. Außerdem würden drahtlose Technologien häufiger verendet, um die letzten Meter bis zum Endgerät zu überbrücken als dazu, eine komplette drahtbasierte Lösung zu ersetzen. „Drahtlose Lösungen werden mit klassischen verkabelten Lösungen koexistieren oder in hybriden Systemen mit ihnen kombiniert werden“ meint Szanto.
Die Untersuchung der Biberacher Wissenschaftler gibt erste Hinweise auch für Wohngebäude. Dazu haben die Fachleute mit drei Nutzungsprofilen gearbeitet. Das erste Profil legt einen Regelhaushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern mit dem Mittelwert einer Anwesenheit von 81 Prozent zugrunde, das zweite einen Singlehaushalt mit einer Anwesenheit von 56 Prozent. Als drittes Profil haben die Fachleute einen Seniorenhaushalt definiert. Die geringsten Einsparpotentiale durch Gebäudeautomation haben sie bei dem Szenario der Familie gefunden, die größten bei Senioren. 117pgl