Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Verband legt Heizungsmarktschätzung vor

Gas bleibt Nummer Eins beim Heizen

Manfred Greis, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie. © Alexander Morhart

Wärmepumpen waren mit einem Plus von 20 Prozent der große Gewinner im deutschen Heizungsmarkt 2017. Die Menge der verkauften Öl- und Biomasse-Kessel dagegen ging um jeweils rund zehn Prozent zurück. In absoluten Zahlen liegen Gas-Brennwertkessel weit vorn.

Knapp fünf Prozent mehr Gas-Heizwertkessel mit Niedertemperaturtechnik als im Vorjahr wurden verkauft. Gas-Brennwertkessel, effizienter und in der Anschaffung teurer, legten mit 1,5 Prozent leicht zu, ähnlich der Gesamtmarkt (1,9 Prozent).

Diese Daten lassen sich aus der Marktschätzung des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) errechnen, die Verbandspräsident Manfred Greis bei der Deutschen Wärmekonferenz in Berlin offenlegte. Die Daten gelten genau genommen nur für die größeren deutschen Heizungsanbieter, bieten aber wegen der Marktabdeckung der BDH-Betriebe von rund 90 Prozent eine gute Orientierung, auch wenn die Zahlen leicht von denen des Bundesverbands Wärmepumpe abweichen.

BDH-Marktschätzung für 2017

Zahl der in Deutschland von BDH-Mitgliedsunternehmen verkauften Wärmeerzeugungsgeräte / Veränderungen gegenüber 2016 (errechnet aus BDH-Angaben; Differenzen durch Rundung)

  • Gas-Brennwertkessel: 463.000 Stück / +1,5 Prozent
  • Gas-Heizwertkessel: 74.000 Stück / + 4,9 Prozent
  • Öl-Kessel: 64.500 Stück / -9,9 Prozent
  • Wärmepumpen (Heizung): 80.000 Stück / +20 Prozent
  • Biomasse-Kessel (Pellets, Scheitholz, Hackschnitzel): 25.500 Stück / -10,2 Prozent

Insgesamt wurde also 707.000 Stück oder 1,9 Prozent mehr Heizungen verkauft.

Die ineffizienten Heizwertkessel sind BDH-Chef Greis ein Dorn im Auge. Im Gebäudebestand seien es 13 Millionen. "Also 13 Millionen Heizungsanlagen in Deutschland sind schlechter als Brennwerttechnik und gehören dringendst ausgetauscht." Im Neubau fasst die Wärmepumpe Fuß, doch im Bestand, der rund zwei Drittel der jährlichen Heizungsanschaffungen ausmacht, werde die Heizung meist eins zu eins getauscht – im Zweifel ein alter Heizwertkessel gegen einen neuen.

Greis erklärt das unter anderem damit, dass viele nicht wüssten, was sie tun sollten: "Also tun sie vorsichtshalber erst mal gar nichts." Es werde saniert, wenn die alte Anlage drohe, den Winter nicht mehr zu überstehen oder gar ausfalle. So könne man nicht mehr planen: "Dann hat man kaum noch eine Möglichkeit, sich für neue Systeme zu entscheiden."

Stattdessen sollten diese 13 Millionen Anlagen saniert werden – "und das ist bis 2030 durchaus zu schaffen, wenn man sich anstrengt". Damit seien 40 Prozent Treibhausgas-Reduzierung gegenüber 2014 zu erreichen. Später schob Greis allerdings nach, dass nur zwei Drittel dieser Reduzierung den Heizungen selbst zuzuschreiben wäre; den Rest müssten Dämmung und Fenster beisteuern.

"Eine Technik wird diskriminiert"

Die zwei Drittel aber will Greis unter anderem mit Brennwerttechnik bewerkstelligt sehen. Es genüge nicht, solche Öl- und Gasheizungen lediglich nicht zu verbieten, wie von manchen Umweltschützern gefordert. "Denn zu sagen: Wird ja nicht verboten, wird ja nur nicht mehr gefördert, heißt natürlich, eine Technik zu diskriminieren; sie ist dann politisch nicht mehr korrekt." Anders als bei zurückliegenden Wärmekonferenzen war ein großer Teil von Greis’ Rede von der Abwehr solcher Forderungen geprägt.

Es waren von ihm jedoch auch überraschend pragmatische Überlegungen zu hören: "Die Industrie könnte sich sicherlich mit dem Gedanken anfreunden: Ok, statt Brennwertgeräten liefern wir Wärmepumpen; das gibt höhere Umsätze und eine bessere Wertschöpfung. Aber es muss dann auch so sein, dass sich das im Markt abbilden und verwirklichen lässt."

Manfred Greis und seinen Mitstreitern – unter anderem flankierten ihn Barbara Wiedemann vom Deutschen Großhandelsverband Haustechnik und Friedrich Budde, Präsident des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) – schwebt außer einem Gebäudeenergiegesetz eine "Förderlandschaft" vor, die zusätzlich zu den bestehenden KfW-Programmen und dem (auszubauenden) Marktanreizprogramm eine energetische Sanierung mit einer Steuersenkung belohnt: 30 Prozent der Investitionssumme soll im privat genutzten Wohneigentum absetzbar sein, und zwar über drei Jahre als Abzug von der Steuerschuld.

"Breiterer Technologiemix ist deutlich besser"

Wichtig ist dem BDH auch die Technologieoffenheit der Förderung, und hier bekam er Unterstützung von Dena-Chef Andreas Kuhlmann, der als Sprecher der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (Geea) auftrat. In der "Leitstudie integrierte Energiewende" habe man gezeigt, "dass ein breiterer Technologiemix nachweisbar deutlich besser für die Erreichung unserer Energiewende- und klimapolitischen Ziele sein wird als einer, der vor allem auf einen Pfad setzt". Die Endfassung der Studie kündigte er für "Mai/Juni" an.

Kuhlmann beteuerte, nicht gegen Wärmepumpen zu sein. Sie seien "aber nur ein Teil von alledem, was da zur Verfügung steht". Hintergrund ist die starke Betonung von elektrischer Energie im Wärmemarkt zum Beispiel in der vor kurzem vorgestellten "Klimapfade"-Studie im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Sieben Millionen Wärmepumpen für das Jahr 2030 könne man zwar annehmen, "man muss sich am Ende aber nicht wundern, warum das dann nicht klappt" (Kuhlmann). Der Dena-Chef kritisierte auch den Umgang mit dem deutschen 40-Prozent-Klimaziel bis 2020: "Dass wir so einfach immer bei solchen Sachen zur Tagesordnung übergehen – das gefällt mir nicht."

Bei dieser Frage hatte Manfred Greis einen anderen Akzent gesetzt. Das 2020-Ziel sei "nicht zu schaffen", und indem man sich im Sondierungspapier für eine große Koalition davon verabschiedet habe, habe man sich hier "zur Ehrlichkeit bekannt". von Alexander Morhart

Update: Zwei Wochen nach der Wärmekonferenz hat der BDH hat leicht geänderte Marktdaten für 2017 veröffentlicht; die Statistik wurde um weitere Kategorien ergänzt.

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