Die Wiederaufnahme der Förderung des Bafa für Mini-KWK-Anlagen läuft gut an. Das berichtete Wolfgang Müller, Regierungsdirektor im Bundesumweltministerium auf einem Workshop des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung in Ostfildern.
48 Anlagen seien bereits in der Herstellerliste des Bafa, mehr als 250 Anträge lägen schon vor, obwohl die Antragsfrist erst knapp drei Wochen läuft. Die Mittelausstattung sei ausreichend, um die große Nachfrage bedienen zu können, betonte Müller. Es gebe "keine Signale, die darauf hindeuten, dass das Programm nicht gesichert ist."
Müller verwies außerdem darauf, dass es angesichts der Klimaziele noch sehr viel Potential für die Kraft-Wärme-Kopplung gebe. So seien "bei der Stromerzeugung noch 85 Prozent der Abwärme ungenutzt." Auch sei der Wärmebedarf, der für rentable Laufzeiten benötigt werde, auch nach der Gebäudesanierung da: "Vollsanierte Gebäude kommen immer noch auf 80 bis 100 Kwh/m2a", zitierte er eine Analyse sanierter Gebäude des Informationsportals CO2 online.
Bei der Wirtschaftlichkeit verwies Müller auf differenzierte Aussagen. Prognos habe errechnet, dass ein Mikro-KWK mit einer Leistung von einem 1 kW el nicht wirtschaftlich zu betreiben sei. Eine Evaluierung des Öko-Instituts komme jedoch auch bei ganz kleinen Anlagen bis zu 4 kW elektrisch auf "negative CO2-Vermeidungskosten". Bei der wichtiger werdenden Kälteerzeugung seien die Kosten für Sorptionskälte aus KWK-Anlagen geringer als die für Kompressionskälte, betonte Müller.
Professor Bernd Thomas vom Reutlingen Research Institute erläuterte, dass der Einsatz von kleinen KWK-Anlagen besonders in Baden-Württemberg eine gute Option sein könne, um die Anforderungen des E-Wärme-Gesetzes zu erfüllen. Das Gesetz schreibt nach einer Sanierung der Heizanlage in Bestandsgebäuden eine Quote von 10 Prozent für Erneuerbare vor, weitere Verschärfungen sind in der Diskussion.
"In Bezug auf den Einsatz Erneuerbarer sind KWK-Anlagen keine Sackgasse", betonte Thomas. Neben Anlagen für Biogas werde es auch Mini-KWK-Anlagen geben, die Pellets nutzen, sagte er und verwies auf entsprechende Ankündigungen des Herstellers Ökofen. Zur Stromerzeugung soll bei dem Ökofen-Produkt ein Freikolben-Stirling-Motor dienen, wie er auch in herkömmlichen gasbefeuerten Mikro-KWKs serienmäßig eingesetzt wird. Der Motor, der in eine Pelletheizung integriert ist, liefert 1 Kilowatt elektrische Energie und deckt somit einen Großteil des Tagesstrombedarfs eines Haushalts ab. Auch KWB forscht zu diesem Thema.
Deutlich wurde auf der Tagung in Ostfildern, dass auch wohnungswirtschaftliche Unternehmen die Chancen erkennen, die sich ihnen als Erzeuger von Strom künftig bieten. Noch sind die juristischen Hürden vor allem durch das Steuerrecht aber so hoch, dass nur wenige Unternehmen in die Eigenvermarktung für ihre Mieter einsteigen.
Zu den Pionieren gehört hierbei die Wohnbau Göppingen. Man vermarkte bereits seit Jahren KWK-Strom an Mieter, demnächst werde dieses Geschäft in eine eigenen GmbH ausgegliedert, erklärte Geschäftsführer Dieter Gölz. Doch der Einstieg sei nicht einfach gewesen, man habe sich mit vielen komplett neuen Themen befassen müssen.
Die Rentabilität von Mini-KWK-Anlagen für Wohnungsunternehmen lasse sich "nicht auf einem Bierdeckel darstellen", unterstrich KWK-Experte Thomas die Notwendigkeit einer korrekten Auslegung. Erforderlich seien dazu Lastprofile für Strom und Wärme, die zu erheben sei aber aufwändig. Abhilfe biete seit Mitte 2011 eine neue Richtlinie des VDI: VDI 4656. Sie liefere Referenzlastprofile, ein Programm erlaube die optimale Planung von Anlagen.
Inbesondere riet der Experte, den Pufferspeicher ausreichend groß auszulegen, da dieser entscheidend sei für die Möglichkeit, viel Strom selbst zu verbrauchen und das die Rentabilität erhöhe.
von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig