Die Vielzahl der Einbaumöglichkeiten macht die Flächenheizung/-kühlung nicht nur für den Neubau, sondern auch für die Modernisierung interessant. Die Fußbodenheizung ist die am häufigsten verbaute Variante.
In fast jedem zweiten Eigenheim ist inzwischen eine Flächenheizung installiert, so der Bundesverband Flächenheizung und Flächenkühlung (BVF) . Die Strahlungswärme einer Flächenheizung entspricht dem Wärmeempfinden des Menschen, der selbst Wärme abgibt, niedrige Systemtemperaturen und erneuerbare Energien macht sie kostengünstig und effizient.
In der Wand verborgen, gibt es keine offenen Heizkörper, die beim Einrichten oder Verlegen der Sockel im Weg sind. Schließlich ist der Einbau in einer Vielzahl von Systemen möglich. Diese Faktoren spiegeln sich auf dem Markt wider.
Die meisten Flächenheizungen sind im Fußboden
Besonders häufig wird die Flächenheizung noch immer im Boden eingebaut. Der Anteil liegt bei 90 Prozent, weiß Frank Hartmann, Referent des Fachbereichs Flächenheizung/-kühlung des BDH: „Die Technik ist ausgereift, innovative Methoden sind schon seit Jahren auf dem Markt.“ Sechs bis sieben Prozent der Systeme werden unter der Decke, die restlichen drei Prozent an der Wand angebracht. Aus diesem Grund ist gehe es laut Hartmann darum, über die Fußbodenheizung hinaus zu kommen und vermehrt die Wand und die Decke zu forcieren. Auch gelte es, die Flächenheizung bei der Ausbildung in der Innung und der Berufsschule zu etablieren.
Lösungen in der Decke eignet sich gerade in Nichtwohngebäuden, da etwa in Büro- und Verwaltungsgebäuden die Kühllast am höchsten ist. Aktuell würden in der Branche Überlegungen angestellt, die Gebäude nicht mehr nach der Heizlast auszulegen, so Hartmann. Zwar sollte der Planer generell mit dem Bauherrn und Architekt überlegen, ob die Priorität bei der Heiz- oder Kühllast liegt. Aber: „Es ist viel relevanter die Gebäude nach der Kühllast zu bewerten“, sagt Hartmann.
Kühllast wird als Parameter wichtiger
Tageslicht, das durch die Fenster einstrahlt, steigende Temperaturen, technische Geräte und der Mensch selbst sorgen für Wärme im Raum. Je verdichteter, umso wärmer der Arbeitsplatz. Die Deckenkühlung kann zum Ausgleich für ein angenehmeres Klima eingesetzt werden. Die Wärme steigt nach oben, kühlt an der Decke ab und fällt wieder nach unten. Diese sogenannte „Strahlungskühle“ wird als angenehm wahrgenommen, zumal auf diese Weise keine Zugluft entsteht. Im Winter reicht die Leistung der Flächenheizung widerum für angenehme Wärme aus.
Auch im Eigenheim eignet sich die Decke für die Flächenheizung und -kühlung. Allein schon, weil die Fläche frei bleibt. Sie wird weder verstellt, noch wird eine zusätzliche Schicht, wie Teppich, darüber verlegt. Die Kühlleistung ist bei dieser Variante höher als die Heizleistung.
„Die Heizleistung der Decke ist ausreichend, um den Raum zu temeperieren“, erklärt Hartmann. Beim Boden ist die Leistung genau umgekehrt. „Die Wand ist das Sandwich zwischen Decke und Boden, sie kombiniert die besten Eigenschaften von Decke und Boden“, sagt Hartmann. Diese Lösung bringt den Menschen nie in direkten Kontakt mit der Wärme oder Kühle und kann auch bei Wänden mit raumtrennender Wirkung angebracht werden. Der Nachteil ist, dass die Wand nicht mit Möbeln zugestellt werden darf.
Wirksame Leistung ist wichtige Kenngröße
Eine Entscheidungsgrundlage für den Flächenbedarf ist einerseits die Heizlast, die abgedeckt werden sollte sowie die Systemtemperatur. Dabei spielt die wirksame Leistung von Decke, Wand und Boden, die in Watt pro Quadratmeter festgelegt ist, eine Rolle. So hat beispielsweise der Boden ausgehend von 20 Grad beim Heizen eine Leistung von 100 Watt pro Quadratmeter, die Wand 160 Watt pro Quadratmeter und die Decke 60 Watt pro Quadratmeter. Die Kühlleistung wiederum liegt am Boden bei 45 Watt pro Quadartmeter, an der Wand bei 65 Quadratmeter und unter der Decke am höchsten mit 85 Watt pro Quadratmeter, wenn von einer Temperatur von 26 Grad ausgegangen wird. Zugleich zeigen die Zahlen die Unterschiede der Varianten sehr deutlich. Eine Rolle spielen zudem die verwendeten Materialien. Kork, Laminat und Holz lassen weniger Wärme durch wie beispielsweise keramische Fliesen.
Gemein hat die Flächenheizung, dass sie besonders effizient im Verbrauch ist. „Durch das günstigere Temperaturniveau im System werden deutliche Energieeinspareffekte bei der Energieerzeugung im Heiz- und Kühlbetrieb erzielt“, erklärt BVF-Geschäftsführer Axel Grimm. „Durch die großflächige Wärmeübertragung kann die Raumtemperatur in der Praxis um zirka zwei Grad abgesenkt werden, ohne dass es zu Komforteinbußen kommt.“ 24 Grad Oberflächentemperatur sei im Winter ausreichend. Da die Vorlauftemperatur anders als beim Heizkörper keine 50 bis 55 Grad warm sein muss, sondern maximal 35 Grad lassen sich Erneuerbare Energiern nutzen wie Wärmepumpe, Solarthermie und Brennwertanlage nutzen. Damit leistet die Flächenheizung einen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit und Wärmewende.
Allergiker profitieren von Flächenheizung
Die Strahlungswärme verhindert, dass die Luft im Wohnbereich zu trocken wird. Es wird kein Staub aufgewirbelt, was für Allergiker eine Erleichterung ist. Für die Kühlung wird die Wassertemperatur maximal auf 16 Grad abgesenkt. „Tiefere Temperaturen sind aus Bauschutz zu vermeiden“, sagt Hartmann. Wird der Taupunkt unterschritten, kann sich Feuchtigkeit und Schimmel bilden.
Gerade bei der Modernisierung von Wohngebäuden, bei denen der Hauptfokus auf der energetischen Sanierung liegt, kann die Flächenheizung/-kühlung eingebaut werden, zumal der Einbau nicht auf den Fußboden beschränkt ist. Hier kommen zudem die Einbauvarianten über ein Trockenbau- oder Nasssystem zum Zuge. „Bei einem Nasssystem werden die Heizrohre in den Putz eingearbeitet, während bei der Trocken-Variante meist Gipskartonplatten mit integrierten Heizschlangen verwendet werden“, erläutert Grimm, der im Trockenbausystem den Vorteil hervorhebt, dass die gesamte Fläche ohne große Vorarbeiten genutzt werden könne. Zudem kann das System mit Heizkörpern kombiniert werden, etwa im Bad.
Elektrische Flächenheizung für temporär genutzte Räume
Sollte der Einbau einer wassergeführten Flächenheizung nicht möglich sein, etwa weil im Altbau keine wasserführende Heizungsanlage vorhanden ist, kann auch die elektrische Flächenheizung genutzt werden. Mit ihr ist allerdings keine Kühlung möglich, was für Hartmann in Kombination mit dem Heizen einer der größten Vorteile der wassergeführten Flächenheizung ist. Von Nutzen ist sie für ihn etwa im Räumen oder Zonen, wo sie nur temporär genutzt wird, oder einfach und simpel Wärme generiert werden soll, etwa in einem Wartezimmer bei einem Arzt im Altbau, sagt Hartmann.
Die elektrische Heizung ist vorallem dann sinnig, wenn sie mit selbsterzeugten Strom durch eine Photovoltaikanlage oder einem Blockheizkraftwerk gespeist werden kann. „Unterm Strich: Strom ist zum Verheizen zu schade, wir brauchen Strom für andere Prozesse, die wichtiger sind“, sagt Hartmann. Von Anne Leipold