Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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"Berücksichtigung von CO2-Emissionen wäre sinnvoll"

Erneuerbaren-Verbände kritisieren EnEV-Papier

Wärmepumpen profitieren von günstigem Primärenergiefaktor von Strom. © Matthias Ruhbaum / Pixelio

Die Frage, wie der Primärenergiefaktor von Erneuerbaren berechnet werden soll sorgt für Debatten.

Das Wuppertal Institut hat ein Papier zu der Frage vorgelegt, welche Aussagefähigkeit Primärenergiefaktoren für Endenergieträger im Rahmen der EnEV haben. Das Ergebnis: Der Primärenergiefaktor sei in vielen Fällen kein geeignetes Maß zur Bestimmung der Treibhausgasemissionen eines Heizungssystems oder eines Endenergieträgers und habe damit in Bezug auf den Klimaschutz nur eine bedingte Lenkungswirkung. Auch wenn durch den Primärenergiefaktor die  formalen Ansprüche an die Bilanzierung von Gebäuden erfüllt werden, würden andere Aspekte wie die Ressourcenverfügbarkeit und Importabhängigkeit von Energieträgern oder andere mit der Primärenergiebereitstellung verbundene Effekte vernachlässigt heißt es in der Studie, deren Aufttraggeber Zukunft Erdgas und der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfachs sind.

Die derzeitige Ausgestaltung des Primärenergiefaktors im Rahmen der EnEV mache perspektivisch keinen Sinn mehr, wenn – insbesondere im Strombereich – die Werte gegen Null konvergierten, so das Wuppertal Institut. "Die implizite Schlussfolgerung, dass mit der Verwendung von (beliebigen Mengen an) erneuerbarem Strom keine Umweltwirkungen einhergingen, ist nicht haltbar", heißt es weiter. Man solle die Primärenergiefaktoren ersetzen durch Ökobilanzierung ("von der Wiege bis zur Bahre") und unter Berücksichtigung der Ressourceneffizienz.

"EnEV entfaltet im Gebäudebestand kaum Wirkung"

Dagegen positionieren sich die Branchenverbände der Erneuerbaren Wärme Bundesverband Wärmepumpe und Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV). Das zentrale Problem der Klimaschutzwirkung der EnEV sei weniger die unzureichende Klimaschutzorientierung der Primärenergiefaktoren, vielmehr enfalte diese für den Gebäudebestand kaum Wirkung. Das Gros der Energie wird jedoch im Gebäudebestand verbraucht, nicht im energieeffizienten Neubau. Die Behauptung, niedrige Primärenergiefaktoren würden dazu führen, dass die EnEV ihre Steuerungswirkung hin zu energieeffizienten Gebäuden verliert, sei schlicht falsch: "Der Mythos, durch niedrige Primärenergiefaktoren Erneuerbarer Energien würden Gebäude mit einer schlechten Gebäudehülle gebaut, wird durch ständige Wiederholung nicht wahrer", so Martin Bentele, Geschäftsführer des DEPV.

Die EnEV fordert neben einem niedrigen Primärenergieverbrauch als Hauptanforderung immer auch die Einhaltung von Mindestanforderungen an die energetische Qualität der Gebäudehülle und damit an den Wärmeschutz. "Es ist unzulässig, Gebäude mit einer 'energiedurchlässigen' Gebäudehülle zu bauen. Wenn man der Meinung ist, dass die Nebenanforderung an den Wärmeschutz nicht anspruchsvoll genug sei, dann sollte man hier eine Verschärfung fordern, anstatt die niedrigen Primärenergiefaktoren der Erneuerbaren Energien zu beklagen", so Bentele weiter.

Karl-Heinz Stawiarski, Vize-Präsident des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) und Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP): "Die Umstellung unserer Stromversorgung auf Erneuerbare Energien ist eine Erfolgsgeschichte. Die Kosten dafür tragen die Stromkunden. Parallel zum Ausbau von Photovoltaik und Windkraftanlagen muss sich selbstverständlich auch der Primärenergiefaktor für Strom verbessern." Eine stärkere Nutzung des sauberen Energieträgers Strom im Wärme- und Verkehrssektor ist politisch gewollt: Unter dem Schlagwort "Sektorkopplung" fordern Wissenschaftler und Energiepolitiker eine bessere Verknüpfung zwischen Strom- und Wärmesektor. Und auch im Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass der sogenannte Überschussstrom einer sinnvollen Verwendung im Wärmemarkt zugeführt werden soll.

"Primärenergiefaktoren teilweise nicht konsistent"

Diskussionswürdig finden DEPV und BWP die Feststellung des Wuppertal Instituts, dass die Primärenergiefaktoren teilweise nicht konsistent festgelegt sind. Eine strikte Ausrichtung der nicht-erneuerbaren Primärenergiefaktoren am Klimaschutz und damit an den CO2-Emissionen könnte in der Tat energie- und klimapolitisch sinnvoll sein. Primärenergiefaktoren von nahezu Null würde es dann nicht mehr geben. Diese Umstellung müsste von den Erneuerbaren Energien nicht gefürchtet werden, auch wenn einige ihrer Primärenergiefaktoren leicht steigen sollten. Insgesamt würden sie niedriger bleiben als die der fossilen Energien. Schlechter gestellt würden vor allem Heizöl, Kohle und fossile KWK. Quelle: DEPV / BWP / pgl

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