Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Kosten sparen durch Synergie

Energieeffizienz und erneuerbare Energien optimieren

Nach Angaben des Passivhaus Instituts sind Passivhäuser und Erneuerbare eine Synergie.

Die Energiewende stellt für alle Beteiligten eine Herausforderung dar. Gerade für Verbraucher. Deshalb stellte der Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser des Passivhaus Instituts seine als Webinar abgehaltene 56. Sitzung unter das Thema „Energieeffizienz und erneuerbare Energien: Zielkonflikt oder Synergie?“. Schnell wurde deutlich, dass kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-als-auch zum Ziel führen kann.

Den Beginn machte Professor Wolfgang Feist, Leiter des Passivhaus Instituts, unter dem Titel „Warum sich Passivhaus und Erneuerbare perfekt ergänzen“. Wichtig war ihm zu betonen, dass Passivhäuser und erneuerbare Energie sich nicht ausschließen, sondern sich optimal ergänzen. Ein Beispiel waren Split-Wärmepumpen.

Unter dem Motto „Planen für die Sektorkopplung“ sprach Jürgen Schnieders vom Passivhaus Institut. Sein Ziel war ein Überblick auf die zukünftige Energieversorgung insgesamt. „Wichtig ist es einen Blick auf die Gebäude zu werfen die in dreißig Jahren stehen. Denn die planen wir jetzt“, sagte Schnieders. Gleichzeitig wiederholte er die Klimaziele der Bundesregierung –  95 Prozent weniger Treibhausemissionen als 1990 bis zum Jahr 2050.

Um den Begriff „Sektorkopplung“ zu erläutern, versuchte der Referent den Sektor in Strom, Verkehr und Wärme zu unterteilen. Innerhalb der Wärme entfallen 5 Prozent auf Gewerbe-Handel-Dienstleistung, elf Prozent auf Haushalte sowie 16 Prozent auf Industrie. Ziel soll sein den Wärme- und Verkehrssektor zu elektrifizieren. Im Idealfall durch eine Kombination aus Photovoltaikanlagen und Windenergie. Diese Energie sollte direkt genutzt werden, über Auto oder Wärmepumpe. Für Fernwärme bleibe Energie aus Methan zukünftig eine wichtige Lösung. In Bezug auf Biomasse kämen die meisten Studien zu dem Schluss dass sie nicht zur Grundlast gehöre, sowie zu der Raumheizung, sondern aufgrund ihrer wertvollen Möglichkeit einer Speicherung sie in anderer Form ins Energiesystem einzubringen. Zum Beispiel im Verkehr, in der Schifffahrt oder Luftfahrt. Fernwärme wird als zentral für die Energiewende betrachtet.

Möglich wären Wärme aus Kraft-Wärme-Kopplung, solare Unterstützung, Großwärmepumpen und Abwärme zum Beispiel aus Müllverbrennung. Benjamin Krick führte unter dem Titel „Wirtschaftlichkeit von Energieeffizienz und erneuerbarer Energie für die Raumwärme – einzeln und in Kombination“ eine Wertung der Energien durch. Wichtig sei den Energiebedarf zu reduzieren, wenn nötig auch dank einer neuen Heizung. Gas und Öl bewertete er als nicht nachhaltig, Biomasse hätte aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit Probleme. Strom könne gerade in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage vernünftig sein, Fernwärme wäre auch hier die zentrale Lösung.

Gutes energetisches Niveau reduziert CO2-Fußabdruck

Spannend wäre die Frage, ob eine Umstellung auf eine Stromheizung zu einer katastrophalen Erhöhung des Bedarfs an fossiler Energie führe. Das wurde durch ein eindrückliches Beispiel deutlich. Ein Bestandsgebäude mit direktelektrischer Versorgung habe den gleichen Verbrauch wie 30 Passivhäuser mit Wärmepumpe, und 2,7% der Haushalte würden aktuell direktelektrisch beheizt. Dementsprechend könnten 75 Prozent der Haushalte mit Passivhaus-Niveau und Wärmepumpe mit Strom beheizt werden, ohne den Verbrauch zu erhöhen. Dass auch die Kostenfrage wichtig ist, war für den Referenten klar. Beim Austausch (defekter) bestehender Heizkessel gegen eine Wärmepumpe bleibe die Wärmeverteilung gleich, neu sei nur der Wärmeerzeuger mit Speicher, Steuerung und Montage. Eine neue Heizung mit Wärmepumpe wäre dann nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kostengünstiger. Auch durch Förderung kann sich das lohnen, so gibt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) 45 Prozent Zuschuss für eine Wärmepumpe, wenn sie einen Ölkessel ersetzt, nach Angaben von Krick. Genauso sei die Installation einer PV-Anlage wirtschaftlich sinnvoll.

Visionen für unsere Zukunft

Sein Fazit begann Jürgen Schnieders vom Passivhaus Institut mit einer Umfrage, unter Schülerinnen und Schülern der 12. und 13. Klasse. Bezüglich ihrer Wünsche und Erwartungen an die Zukunft der Energiewende hatten die Schüler mehrere Optionen. „Finale Zerstörung“, im Falle eines nicht stattfindenden Umdenkens in der Energie, „technologische Lösung“ im Fall eines vernunftbedingten Umdenkens und „Suffizienz“ als Einschränkung unseres Verbrauchsmusters. Für plausibel hielten die meisten die erste Option, für wünschenswert die zweite, für unwahrscheinlich die dritte. „Wir haben technologische Lösungen. Und zwar Passivhaus und Erneuerbare“, sagt Schnieders nicht ohne Stolz. Passivhäuser und Erneuerbare würden perfekt harmonieren. „Das kann bis zum energieautarken Gebäude gehen, eine Lösung in der Breite ist das aber nicht“, sagt Schnieders.

Vorbildlich seien Projekte, welche möglichst viel Energie erzeugen und möglichst wenig selbst verbrauchen. Ein Beispiel wäre das „Müpeg“, ein Effizienzhaus Plus in Münnerstadt, das der Ingenieur Andreas Miller vorstellte. Es ist so ausgelegt, dass mit der großen PV-Anlage gewaltige Überschüsse erzielt werden können. Sowohl für Wärmepumpen sowie für die aktiv solarthermischen Systeme gebe es viele Optionen, ein vernünftiges System zu realisieren. Die Vorteile von Passivhäusern wollte Schnieders klar zeigen. Einer sei die geringe Heizlast, ein anderer die hohe zeitliche Flexibilität des Wärmebedarfs, aufgrund derer auch höhere Strompreise in der Dunkelflaute ausgehalten werden könnten. Das stellte Schnieders unter den Begriff „No regret“-Maßnahme. Passivhäuser seien wirtschaftlich, garantierten einen verbesserten Komfort, seien für höhere Anforderungen gerüstet und würden keine Chancen der Erneuerbaren versäumen.

Den Abschluss fasste Schnieders klar zusammen. Energieeffizienz und erneuerbare Energien müssen gemeinsam gedacht sein. „Wie funktioniert die Energieversorgung der Zukunft?“, war die abschließende Frage. Laut Schnieders zuerst durch Passivhäuser und hocheffiziente Sanierungen, denn im ungedämmten Gebäude werden die Heizkosten in Zukunft unbezahlbar. Die eigentliche Versorgung wird von Strom und Fernwärme dominiert werden.

Trotz vieler Diskussionen gab es am Ende sowohl bei Referierenden wie bei Zuhörenden eine Gemeinsamkeit. Energieeffizienz und erneuerbare Energien sind keine Konkurrenten, sie ergänzen sich. Wolfram Hülscher

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