Kamine und Kachelöfen stehen für Wärme und Behaglichkeit. Dennoch stehen sie aktuell in der Kritik. Denn auch wenn es sich bei den Brennstoffen – ganz gleich ob Holz oder Pellets – um grüne Ressourcen handelt, steht der Ausstoß von Emissionen im Mittelpunkt der Debatte. Denn auch beim Verbrennen natürlicher Ressourcen entstehen Emissionen.
Beim 2. Themenforum des Fachverbands Heiz- und Kochgeräte im HKI Bundesverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V. stand aufgrund dessen die Senkung von Emissionen im Mittelpunkt der Debatte. Zentrale Frage war, was die Branche selbst dazu beitragen kann, den Ausstoß der Einzelfeuerstätten zu senken und wie Verbraucher besser an eine gewünschte Verwendung eines Ofens herangeführt werden können.
Denn die Energiewende hat auch für Ofenbesitzer Folgen. Kamin- und Kachelöfen aus den Baujahren von 1985 bis 1990 müssen bis Ende 2020 ersetzt oder mit Feinstaubabschneidern nachbestückt werden, bis Ende 2024 geht es an die Öfen der Baujahre 1995 bis 2010. Ein Grund ist, dass es häufig zu Nachbarschaftsbeschwerden kommt, wenn die Emissionen als Belastung empfunden werden. Eine Nachrüstung ist also verordnet, um die äußere Umgebung vor Feinstaub zu schützen. Dennoch wird die Gefahr von Feinstaub im Wohnraum häufig überschätzt. Lediglich beim Anfeuern kann es zu einer signifikanten Erhöhung des Feinstaubs in einer Wohnung kommen, zudem sind moderne Kachelöfen heute häufig seriell mit Staubschutz ausgestattet.
Gemeinsame Labels sollen für Sicherheit sorgen
Neben den Vorträgen sorgte zudem eine abschließende Diskussion dafür, dass die unterschiedlichen Positionen besprochen wurden. Vertreten waren Andreas Müller, Hauptgeschäftsführer ZVSHK, Patrick Huth von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Volker Schmatloch vom Hersteller Spartherm GmbH und Professor Thomas Nussbaumer der Hochschule Luzern. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass Gütesiegel und Labels mehr als nur zur Luftreinhaltung beitragen können, sondern auch bei Verbrauchern für Vertrauen sorgen. Ein Problem sei dabei, dass es immer mehr Labels gäbe und sich Verbraucher im „Label-Dschungel“ nicht mehr zurechtfänden, meinte Volker Schmatloch. Dem versuchte Patrick Huth zu entgegnen, dass auch die Ofenbranche nicht ganz unschuldig an der zunehmenden Zahl von Labels sei.
Dass einheitliche Labels ein Verkaufsvorteil sind, konnte Schmatloch ausführen. Er zeigte auf, dass die genehmigten Höchstwerte für Feuerstellen in den USA oder Australien viel niedriger seien, die Messungen aber sehr viel unzuverlässiger durchgeführt würden. Daher könnten deutsche oder europäische Standards weltweit eingesetzt werden. „Ein Ofen welcher in Deutschland und Europa zulässig ist, kann fast weltweit verwendet werden“, erläuterte Schmatloch. Denn damit könnten nicht bloß neue Märkte erschlossen werden, sondern auch zum Klimaschutz motiviert werden.
Eine Lösung könnte ein allgemein anerkanntes Umweltsiegel wie der „Blaue Engel“ sein, der seit 1978 für besonders umweltschonende Dienstleistungen und Produkte in der Bundesrepublik vergeben wird. Ein einheitliches Label, welches grenzüberschreitend anerkannt wird sorgt auch für einen fairen Wettbewerb. Denn der Verbraucher kann sich sicher sein, dass er ein Produkt kauft, welches ohne Nachrüstung einsetzbereit sein wird.
„Ofen-Führerschein“ für Besitzer
Ein zentrales Problem ist zudem der Unterschied zwischen dem Testwert und dem Nutzwert einer Feuerstelle. Eine Einzelfeuerstelle kann bei einem Test exzellente Ergebnisse erzielen. Damit sei aber nicht garantiert, dass ein Verbraucher diesen Ofen auch nach Vorschrift verwendet. So könnte durch eine falsche Nutzung, beispielsweise verbrennen ungeeigneter Objekte, eine Emission viel höher ausfallen, als bei der ursprünglich vorgesehenen Nutzung. Diese Verstöße sollten zukünftig ausgeschlossen sein.
Das stellt Ofenkritiker und die Hersteller gleichermaßen vor ein Problem. Denn bei solchen Verstößen müsse zudem herausgefunden werden, wer für eine ungeplante Nutzung haftbar gemacht werden könnte. Das könnte sowohl den Hersteller, den Vertreibenden oder auch die Nutzer treffen. Eine Lösung könnte ein „Ofen-Führerschein“ sein. Wer einen Ofen einbauen will, wird zuvor durch das einbauende Fachpersonal zu verantwortungsvollem Befeuern geschult. Das könnte dabei helfen die Differenzen zwischen Freunden und Gegnern von privaten Feuerstätten zu beseitigen und ein Betrag zum Erreichen der Klimaziele sein. von Wolfram Hülscher