"Der Bereich der Wärmepumpe ist 2015 mit einem blauen Auge davon gekommen - alle anderen Hocheffizienz-Technologien waren deutlich schwächer als das, was wir uns erhofft hatten im Markt." So bewertet der neue Vaillant-Geschäftsführer Tillmann von Schroeter die Entwicklung des Jahres 2015 auf der Fachmesse SHK in Essen.
Tatsächlich musste aufgrund des niedrigen Ölpreises gerade der Markt für Heizungstechnologien auf Basis erneuerbarer Energien deutliche Einbußen hinnehmen: Biomassekessel ein Minus von 18 Prozent, Solarthermie um 10 Prozent. "Die einzige Technologie, die sich mit einem Minus von zwei Prozent da noch ganz gut behauptet hat, ist die Wärmepumpe", so von Schroeter. Dies sei vor allem dem sehr aktiven Neubau geschuldet.
Vaillant macht Plus bei Öl und Gas
Die Entwicklung des Marktes mit einem Plus von 30 Prozent bei der Öl-Brennwerttechnik und sieben Prozent bei der Gas-Brennwerttechnik spiegle sich auch im Unternehmen wieder: "Wir hatten ein sehr positives Geschäftsjahr - aber es war im Wesentlichen getrieben durch unsere Geschäfte mit den fossilen Energieträgern Gas und Öl." Dies sei deutlich stärker als das Geschäft mit den Erneuerbaren gewesen. In die Zukunft der Wärmepumpe blickt der Vaillant-Chef trotzdem optimistisch: "Das Marktanreizprogramm und die Fördermöglichkeiten werden das Geschäft wieder beleben. Ich sehe keinen Abbruch beim Neubau, die Wärmepumpe hat den Öl-Tiefschlag überwunden, im Moment steigen die Ölpreise wieder - von daher sind die Rahmenparameter für die Wärmepumpe gut!"
Nachdem Vaillant bereits im vergangenen Jahr die "Flexo-Therm-Familie" auf den Markt gebracht habe, erweiterte das Unternehmen sein Angebot an Wärmepumpen nun um den Hydrauliktower "Unitower". Er enthält alle Hydraulik- und Elektro-Komponenten zur schnellen Einbindung der Arotherm-Wärmepumpe mit 5 bis 15 Kilowatt Heizleistung, einen 190-Liter-Warmwasserspeicher und die Systemregelung Multimatic 700. Zudem ermöglicht der Unitower laut Vaillant eine Anpassung an individuelle Bedürfnisse: So lassen sich unter anderem Trinkwasser- und Sole-Ausdehnungsgefäße, eine hydraulische Weiche, Zwischen-Wärmetauscher und ein 18-Liter-Reihenpufferspeicher zusätzlich im Gehäuse unterbringen.
"Ich denke, dass 2016 ein sehr dynamisches Jahr wird", so Tillmann von Schroeter auf EnBauSa-Nachfrage, "und dass sich die Zahlen bei der Wärmepumpe vom Minus zum Plus entwickeln." Denn ohne die Wärmepumpe geht nichts. Davon ist auch Henning Schulz, Sprecher von Stiebel Eltron, überzeugt: "Die Wärmepumpe ist das Heizsystem der Zukunft." Eigentlich sei sie das jetzt sogar schon, "aber was uns im Moment ein bisschen die Tour vermasselt, sind die sehr sehr niedrigen Preise für fossile Brennstoffe, insbesondere für Öl, und im Vergleich dazu erst recht die relativ hohen Strompreise."
"Ohne Wärmepumpe keine Energiewende"
Doch ohne die Wärmepumpe seien die Energiewende und die Ziele der Bundesregierung nicht machbar - "davon gehen alle Experten aus und alle Studien sagen das", so Schulz. Zumal seit dem 1. Januar 2016 strengere Richtwerte der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 für Neubauten gelten: Demnach sind die Anforderungen an die Gesamtenergieeffizienz eines Gebäudes gegenüber den bisherigen Regelungen um 25 Prozent verschärft worden. "Das ist wirtschaftlich eigentlich mit einem Öl- oder Gaskessel nicht mehr zu machen", so Schulz. "Dazu bräuchten Sie noch eine sehr sehr große Solarthermie-Anlage und/oder andere vielfältige Maßnahmen an der Gebäudehülle etc. Letztendlich ist es aber am allereinfachsten und am wirtschaftlichsten, sich die Haustechnik anzugucken: also die Heizungsanlage." Und da sei die Wärmepumpe nach Ansicht von Stiebel Eltron "definitiv das Heizsystem, was am zukunftsfähigsten ist und was auch am meisten Steigerungsraten erfahren wird".
Vermehrt stelle man in diesem Zusammenhang viele Nachfragen nach möglichst großer Unabhängigkeit fest, etwa durch eine Photovoltaikanlage, die mit den Wärmepumpen gekoppelt werde. "Das heißt, ich liefere nicht nur den Stromerzeuger, sondern ich liefere auch das Energiemanagement-System dazu", so Schulz. Etwa in dem neuen Lüftungsintegralgerät LWZ 504: Laut Stiebel Eltron mit energiesparender Invertertechnik, einer Lüftung mit bis zu 90 Prozent Wärmerückgewinnung, Warmwasser im 235-Liter-Speicher und einer schalloptimierten Gehäusekonstruktion.
Nach der "erschreckenden" Entwicklung, dass im letzten Jahr weniger Wärmepumpen (57.000) als Ölkessel (60.000) installiert wurden, erwartet und hofft Schulz jedoch, dass sich diese Umsatzzahlen wieder umkehren werden. "Daran arbeiten wir alle. Wir sind mit der Politik im Gespräch, wie man die Voraussetzungen dafür wieder verändern kann. Denn es ist definitiv ein Unding, dass Strom als Einziger die Energiewende bezahlen muss."
Primärenergiefaktor von Strom hat sich geändert
Positiv müsse in diesem Jahr bewertet werden, dass der Primärenergiefaktor für Strom jetzt mittlerweile auf 1,8 gesunken sei - was "natürlich der Tatsache geschuldet ist, dass der Strom-Mix in Deutschland immer grüner wird." Aber es seien auch andere Denkmodelle denkbar: "Zum Beispiel, dass die Umlage vom Heizstrom oder Wärmepumpenstrom oder vom Ökostrom genommen wird", so der Unternehmenssprecher. "Damit wäre die Wärmepumpe sofort mit Abstand wieder das wirtschaftlichste Heizsystem und besser als jeder Öl- oder Gaskessel."
Der Fachverband Sanitär Heizung Klima in NRW bewertet positiv, dass mittlerweile nicht nur die Elektrowärmepumpe sondern auch die Gaswärmepumpe auf dem Markt seien. "Wir haben lange auf die Entwicklung gewartet und freuen uns jetzt, dass es sie gibt", so Sproten. "Das ist ein Feld, das wir mit dem Handwerk erschließen wollen - die Resonanz im Handwerk ist sehr gut."
Mittelfristig verspreche er sich "ein neues Marktfeld, denn die Wärmepumpe ist und bleibt eine gute und sehr effiziente Technologie". Auf Bundesebene sollen nun erste Pilotveranstaltungen starten - auch wenn es angesichts der niedrigen Ölpreise "aktuell eine schwierige Zeit ist, solch eine Technologie an den Mann zu bringen." Das sieht man auch bei der EnergieAgentur NRW so: "Aufgrund der niedrigen Öl- und Gaspreise haben viele Besitzer älterer Heizungsanlagen im Moment kein Interesse an einem Umstieg auf eine Wärmepumpe", sagt Experte Sven Kersten.
Im Neubau sehe dies aufgrund der Vorgaben der Energieeinsparverordnung anders aus, sodass dort die Wärmepumpe mit einem Anteil von mehr als 35 Prozent weiterhin "sehr beliebt" sei. Weitere Impulse erwartet der Fachmann dadurch, dass im Rahmen der Förderung der Bundesbehörde BAFA die Fördersätze nochmals erhöht wurden und es auch im Neubau eine Innovationsförderung für besonders effiziente Sole/Wasser-Wärmepumpen gibt. "Viele Bauherren ergänzen die Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage und produzieren bis zu 40 Prozent des benötigten Stroms für die Wärmepumpe selber", so Kersten. Durch einen Stromspeicher im eigenen Haus könne der Anteil noch weiter gesteigert werden.
Auf Systemlösungen setzt man auch bei Dimplex. Eine Kombination aus Heizen, Warmwasserbereiten und Kühlen stellen die weiterentwickelten reversiblen Sole/Wasser-Wärmepumpen SI 35 und 70TUR dar. Nach Meinung von Dimplex-Techniker Matthias Saller habe der Ölpreis allerdings keine große Auswirkungen auf den Wärmepumpen-Markt gehabt. "Bei vielen ist angekommen, dass der Ölpreis nur eine vorübergehende Erscheinung ist, die sich mit Sicherheit in absehbarer Zeit wieder stabilisieren wird." Dann werde sich auch der Sanierungs-Rückstau weiter abbauen.
Mit absolutem Optimismus schaut man beim Wärmepumpen-Hersteller Ochsner in die Zukunft. Nicht zuletzt seit der Markteinführung der High-End-Inverter-Wärmepumpe Air Eagle. Laut Unternehmensangaben erreiche sie im Wärmepumpen-Testzentrum Buchs einen SCOP von 4,5. Das Modell kombiniert den VHS-M Splitverdampfer mit drehzahlgeregelten Lüftern, Hocheffizienz-Abtauung, drehzahlgeregelten Spitzenkompressoren und einer selbst entwickelten Steuerung. "Wir haben Kapazitäten von 8000 bis 10.000 Wärmepumpen, die wir im Jahr bauen können", so Gebietsverkaufsleiter Daniel Seifert. Die EnEV spiele dem Unternehmen absolut in die Karten. "Ohne Wärmepumpen kann man eigentlich keinen Neubau mehr machen", so Seifert. von Katja Sponholz