"Eiskalt erwischt" titelte die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung Anfang Dezember. 430 Kinder, Lehrerinnen und Lehrer der Stapelholm-Schule im norddeutschen Erfde hatten zwei Tage Extra-schulfrei. Der Nachschub für die Pellet-Heizung kam nicht, bei Minusgraden im Gebäude war kein Unterricht möglich. Nun streiten sich Contractor Cofely, der für die Wärmelieferung verantwortlich ist und der Schulverband darüber, wer Schuld hat.
Der Nachschub an Pellets sei nicht geliefert worden, und die Schule dürfe nicht reagieren, argumentiert der Schulleiter. Seit der Inbetriebnahme habe es immer wieder Probleme gegeben.
Die Wärmeerzeugung hat Contractor Cofely Deutschland für den kompletten Schulverband übernommen und erhält dafür nach Angaben der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung rund 50.000 Euro jährlich bei einer Laufzeit von 15 Jahren. Bernd Hehl, der als Vertriebsleiter Norddeutschland bei Cofely für das Projekt verantwortlich ist, weist aber die Verantwortung seines Unternehmens zurück.
Die Wärmeverteilung sei nicht Teil der Beauftragung. An diesem Punkt könne man nur eine beratende Rolle einnehmen, sagt Hehl gegenüber EnBauSa.de. Vertraglich festgelegt sei nur Wärmeversorgung, die zu 70 Prozent im Jahresdurchschnitt mit einer Holzpelletanlage erfolgt. Ergänzend dazu betreibt das Unternehmen vorhandene Ölkessel, die in Spitzenlastzeiten die Wärmeversorgung unterstützen.
"In den beiden Tagen, in denen die Pelletanlage nicht lief, haben die vorhandenen Ölkessel wie geplant die Wärmeerzeugung übernommen", sagt Hehl. Die Cofely-Techniker seien vor Ort gewesen und hätten festgestellt, dass Wärme erzeugt wurde, das Verteilnetz der Schule diese aber nicht aufnehmen konnte. Deshalb liege der Schwarze Peter auch bei der Schule: "Nur durch eine Sanierung kann die Schule optimal und energieeffizient beheizt werden und auch die Vorteile der Pelletanlage vollständig nutzen. Bis jetzt wurden die nötigen Erneuerungsmaßnahmen noch nicht vollständig umgesetzt, sodass die veralteten Versorgungsanlagen weiterhin zu einer Wärmeunterversorgung der Räume führen", argumentiert Hehl.
Solche Streitereien können Kommunen die Lust am Contracting nehmen. Probleme seien aber die Ausnahme, zumindest in Baden-Württemberg, betont Rüdiger Lohse, Leiter Contracting bei der Klimaschutz- und Energieagentur (KEA). Solche Ausfälle wie in Schleswig-Holstein seien außergewöhnlich. "Die Projekte, die wir haben, arbeiten zu 70 bis 80 Prozent mit nur geringen Störungen und hoher Zuverlässigkeit", sagt Lohse.
Beim Energieeinspar-Contracting sind nach den bisherigen Erfahrungen auch an Schulen Kostenreduktionen zwischen 30 und 40 Prozent möglich. "Beim Anlagen-Contracting ist das schwieriger zu messen, da gibt es keine Evaluierung. Aus dem Bauch heraus würde ich von einer Rate zwischen 10 und 15 Prozent ausgehen", sagt Lohse.
Verlockend sind für die klammen Kommunen diese Einsparpotentiale, die sich durch eine Fremdvergabe auftun können. Teilweise sei das Thema Contracting aber auch verbrannt, "manchmal wird es mit Cross-Border-Leasing in einen Topf geworfen, da müssen wir Aufklärungsarbeit leisten", betont Lohse.
Mit Cross-Border-Leasing haben sich viele Kommunen die Finger verbrannt, die ihre Infrastruktur wie das Kanalnetz oder die Wasserversorgung an Investoren abgegeben haben. Die oft international agierenden Unternehmen hatten dann nur die eigene Rendite und nicht den reibungslosen Betrieb im Sinne. Damit hat Contracting aber nicht viel zu tun.
Wichtig für das Gelingen ist, dass sich die Kommunen vorher selbst über ihre Ziele klar werden und diese dem Contractor gegenüber kommunizieren. "Häufig wird versucht, die Strategieentwicklung dem Contractor zu überlassen, aber davon halte ich nichts", sagt Lohse. Dazu gehört auch eine genaue Definition der Schnittstellen, um bei Problemen wie in Schleswig-Holstein schnell sagen zu können, wer für die Lösung zuständig ist.
Neben der Definition der Ziele sei ein wirklicher Wettbewerb bei der Ausschreibung wichtig. Und mit der Ausschreibung und der Zielvorgabe ist es nicht getan: "Die Kommunen müssen am Ball bleiben und sich genau anschauen, was sie bekommen", mahnt Lohse weiter.
Aus Sicht des Experten ist Contracting auch eine Möglichkeit, neue Technologien einzusetzen und den Umstieg auf Erneuerbare Energien schneller und mit weniger Risiko zu schaffen. "Die Kombination unterschiedlicher Energieträger, der Einsatz von Restholz oder von billligen Holzhackschnitzeln geringer Qualität ist sicher mit einem Contractor einfacher, der damit Erfahrung hat", argumentiert der KEA-Experte.
Das bestätigt auch Olaf Rabsilber. Er ist Vorstandsvorsitzender der GWG Sterkrade und hat in einem Neubau das erste Projekt mit einer Erdwärmepumpe mit einem Contractor realisiert. "Für uns war die Kooperation mit einem Contractor auch die Möglichkeit, nach und nach eigenes Knowhow aufzubauen", so Rabsilber.
von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig