Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Klimawende im Wärmesektor bleibt schwer zu vermitteln

Bei Erneuerbaren war der Wärmemarkt schon mal weiter

Manfred Greis stellte neue Zahlen zum Wärmemarkt vor. © Grund-Ludwig

Mit der Frage, wie sich Immobilienbesitzer zur energetischen Sanierung bewegen lassen, beschäftigte sich die Wärmekonferenz des BDH.

Mit der Frage, wie sich Immobilienbesitzer zur energetischen Sanierung bewegen lassen, beschäftigte sich die Wärmekonferenz des BDH. Ordnungsrecht mit Sanierungszwang wolle man nicht, so BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke. Die Idee einer Wärmeprämie ist noch in Vorschlägen des Bundesumweltministeriums, aber ohne wirklichen Rückhalt.

Als entscheidender Hebel erweist sich die Herausforderung, an konkreten Einzelfällen die Rentabilität nachzuweisen. Man müsse jetzt anfangen, die so genannten Sowieso-Zyklen mitzunehmen, betonte Lücke. Sein zentrales Argument an die Hausbesitzer: "Je höher der Druck ist durch die Öl- und Gaspreise, desto weniger Spielraum habe ich bei der Kaltmiete." Das gelte auch dann, wenn eine selbstgenutzte Immobilie in der Rente genutzt wird.

Es müssen Sanierungsanlässe genutzt werden, die im Gebäudezyklus auftreten. Die Annahme, dass alle Leute die Gebäude komplett durchsanieren sei unrealistisch, so Lücke.

Harsche Kritik äußerte Lücke zu einer Studie, die Empirica vorgelegt hat. Die kam zu ganz anderen Ergebnissen als die Branche in Bezug auf den Sanierungszustand von Ein- und Zweifamilienhäusern. In 80 Prozent der Gebäude sei die Heizung hoch oder höchst effizient. 69 Prozent hätten oberste Geschossdecke oder Dach gedämmt.

Teilweise ist die Einordnung in der Emopirica-Studie durchaus fragwürdig. So werden 18 Jahre alte Niedertemperaturkessel als hoch effizeint eingestuft. Laut dem dena-Gebäudereport sind nur rund 20 Prozent der Gas- und Ölheizungen effiziente Brennwertheizungen.

Auch die Kosten sind nicht immer einleuchtend. Beispielsweise werden bei der Dämmung der obersten Geschossdecke Kosten von mehr als 80 Euro pro Quadratmeter zugrunde gelegt. Das dürfte deutlich zu hoch sein.

Zahlen zum Heizungsmarkt lieferte der neue BDH-Präsident Manfred Greis. 680.000 neue Wärmeerzeuger werden voraussichtlich 2012 installiert. Dabei sind bei zirka einem Viertel Erneuerbare eingekoppelt. Dieser Anteil war schon einmal deutlich höher. "15 Prozent Anteil Erneuerbarer am Wärmemarkt werden wir so bis 2020 nicht erreichen", betonte Greis.

Eine Nutzungspflicht wie in Baden-Württemberg durch das dortige Erneuerbare Wärmegesetz lehnt der BDH aber ab. Man dürfe den Nutzern nicht drohen, sie könnten teilweise auch nicht ohne weiteres weg von den fossilen Energien, so Greis. Baden-Württemberg habe durch das Gesetz seine Spitzenrolle beim Umstieg verloren. Solche Gesetze seien gut gemeint, aber sie würden den Erneuerbaren nicht helfen, so Greis. Die Bewertung des Gesetzes ist umstritten. Es habe Vorzieheffekte und dann Einbrüche gegeben, räumte auch Grünen-Politiker Oliver Krischer ein. Mittlerweile erhole sich der Markt aber.

Baden-Württemberg will 2013 ein novelliertes Gesetz vorlegen. Umweltminister Franz Untersteller will private Nichtwohngebäude in das Erneuerbare-Wärme-Gesetz einbeziehen und den Pflichtanteil an erneuerbarer Energie bei Heizung und Warmwasser auf 15 Prozent erhöhen. Im Bericht hatten aber 12 der 22 befragten Energieagenturen des Landes gesagt, das sei technisch machbar, aber häufig nicht wirtschaftlich.

Ein heftig diskutiertes Thema auf der Wärmekonferenz war erneut die Steuerförderung der Gebäudesanierung. Die Entscheidung im Vermittlungsausschuss wurde auf den 12. Dezember vertagt. "Ich glaube nicht, dass man am 12. Dezember zu einer Entscheidung kommen wird. Dass sich Landespolitiker gegen das sich selbst tragende Modell wenden konterkariert die Energiepolitik", wetterte Greis.

Widerspruch gab es von Klaus Franz vom Gesamtverband der Dämmstoffindustrie: Die Oper sei erst dann zu Ende wenn die dicke Frau gesungen hat. Sprich: Die Ablehnung sei noch nicht wirklich durch. Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesbauministerium, versprach für den Fall des Scheiterns einen Plan B. Gemeint war wahrscheinlich eine Aufstockung der KfW-Programme. Das sei nicht schlecht, "aber das wird der Markt nicht zur Kenntnis nehmen", meinte Greis.

Sein Vorschlag: "Es wäre gut, wenn ein Teil in eine große Kommunikationskampagne fließen würde, damit wir Problembewusstsein schaffen für die Altanlagen in den Heizungskellern." Damit könne es vielleicht gelingen, die Energiewende zu einem Thema zu machen, bei dem es nicht nur um Strom, sondern auch um Wärme gehe. Die Sensibilität dafür fehle teilweise auch auf EU-Ebene, so Peter Liese, der für die CDU im Europäischen Parlament sitzt: "Ich sage Kommissar Günther Oettinger immer wieder 'vergessen Sie die Wärme nicht'." Denn wer die Wärme vergesse und nur auf Strom setze mache die Energiewende teuer, so Liese.

Einen konkreten Vorschlag zur Finanzierung hatte Maximilian Gege, Vorsitzender des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management mit auf die Konferenz gebracht. Er prüfe derzeit, ob man private Vermögen in einem Fonds für die Gebäudesanierung sammeln könne. Man könne eine Rendite von fünf Prozent anbieten, weil die Energieeinsparungen enorm sind. Das sei immer noch besser als die derzeitige Verzinsung bei vielen anderen Anlageformen. "Wir führen das in drei Modellgemeinden ein", berichtet Gege. von Pia Grund-Ludwig

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