Die EU-Kommission hat ihre Strategie für den Bereich Heizen und Kühlung vorgelegt und weitere Schritte vorgeschlagen. Einige Medien hatten daraufhin getitelt, das bedeute ein Verbot der Förderung des Austauschs von Öl- und Gasheizungen, wie es sie gegenwärtig etwa in der Bundesrepublik im Rahmen des Anreizprogramms Energieeffizienz gibt. Das ist aber eine sehr willkürliche Interpretation. Die Kommission fordert die Mitgliedsstaaten in dem Papier lediglich auf, sich auf die Förderung nicht-fossiler Lösungen für Heizung und Kühlung zu konzentrieren. Von einem Verbot der Förderung ist nicht die Rede.
Ein Schwerpunkt in dem Papier ist der Versuch, zu einer stärkeren Koppelung von Wärme- und Stromsektor zu kommen. "Heizen und Kühlen und das Elektrizitätssystem können einander bei der Dekarbonisierung unterstützen", heißt es in dem Positionspapier der EU-Kommission.
Erneuerbare kommen auf 18 Prozent
Die erneuerbaren Energien kommen auf EU-Ebene im Jahr 2012 beim Heizen und Kühlen auf einen Prozentsatz von 18 Prozent, eingesetzt wird dabei fast ausschließlich Biomasse. Damit ist man bei der EU-Kommission nicht wirklich zufrieden und will bis Ende 2016 einen Nachhaltigkeitsbericht zum Thema Heizen mit Biomasse vorlegen, der die Auswirkungen auf Umwelt, Landnutzung und die Erzeugung von Nahrungsmitteln untersucht.
Heizen und Kühlen machen derzeit die Hälfte des Energieverbrauchs aus. Das werde auch so bleiben, so der Bericht. 45 Prozent der Energie entfallen auf Wohngebäude. Bei privaten Wohngebäuden sieht die EU-Kommission die größte Herausforderung zum einen darin, dass bei Mietwohnungen die Vermieter keinen direkten Nutzen von Energieeinsparungen haben, aber Geld in die Hand müssen. Als zweiten Hinterungsgrund nennt der Bericht die Finanzierung.
Für öffentliche Gebäude empfiehlt der Bericht Energiespar-Contracting. Eine wichtige Baustelle sind außerdem Gewerbeimmobilien. Dort sei der Energieverbrauch pro Quadratmeter 40 Prozent höher als bei Wohngebäuden.
Für die Finanzierung stellt die EU mehr Mittel aus dem Europäischen Struktur- und Investitionsfonds zur Verfügung. 19 Milliarden Euro sind dort für den Bereich Energieeffizienz eingestellt, 6 Milliarden Euro für den Bereich Erneuerbare.
Ecodesign-Label soll CO2-Emissionen reduzieren
Neben der direkten Förderung soll auch die Information der Verbraucher Potentiale heben. So verspricht sich die EU-Kommission beispielsweise vom Inkrafttreten der Ecodesign-Vorschriften für Heizungen eine Reduktion der CO2-Emissionen um 135 Millionen Tonnen bis 2030.
In einem weiteren Punkt befasst sich das Papier mit Synergien im Energiesystem. Unter anderem wird der hohe Anteil fossiler Energieträger bei der Erzeugung von Fernwärme thematisiert. Fernwärme könne auch erneuerbare Energien wie Geothermie oder Solarthermie sowie Abwärme oder Wärme aus der Abfallverwertung nutzen. Zur Frage wie fossile Energien hier vermindert werden können soll es ein gesondertes Papier geben. Ungenutzte Potentiale sieht das Strategiedokument bereits jetzt in der Kraft-Wärme-Kopplung. Hier seien die Barrieren zwischen den Sektoren Wärme und Strom zu starr, auch bei den rechtlichen Vorschriften.
EU-Gebäuderichtlinie wird 2016 überarbeitet
Angekündigt wird eine Überarbeitung der Gebäuderichtlinie für das laufende Jahr. Ziele sind unter anderem die Entwicklung eines Werkzeugkastens, der die Gebäudesanierung im Mehrfamilienbereich erleichtern soll. Für Schulen und Krankenhäuser sollen Effizienzstrategien beworben werden, die sich in der Praxis bewährt haben. Als vorblidlich wird das in Deutschland vergebene Label für Heizkessel im Bestand genannt. Für Nichtwohngebäude solle es freiwillige Effizienzzertifikate geben, so ein weiterer Vorschlag aus dem Dokument.
Die Abkehr von fossilen Heizsystemen soll durch mehr Werbung für Erneuerbare erreicht werden. Außerdem soll eine Web-Seite entstehen, die die Lebenszykluskosten von Heizungen vergleicht und die Vorteile unterschiedlicher Heiz- und Kühlsysteme benennt. Angesichts der Anforderung, dass ein Heizsystem ja nicht alleine steht, sondern zum Gebäude passen muss, dürfte das ein spannendes Unterfangen werden. Ob ein Preisvergleich wirklich möglich ist darf angesichts der Preisunterschiede für die Systeme, aber vor allem die Installation bezweifelt werden. von Pia Grund-Ludwig