In Kooperation mit zehn deutschen Kommunen wurde an der Europa-Universität Flensburg das Forschungsprojekt "Klimaschutzkonzept 2050 Kommunale Gebäude" durchgeführt, in dem Finanzierungsoptionen für die energetische Sanierung kommunaler Bestandsgebäude identifiziert und evaluiert werden sollten.
Als Sanierungsziel wurde eine Unterschreitung der EnEV Neubau 2009-Werte um 30 Prozent gewählt. Dieses Ziel entspricht einem durchschnittlichen Wärmebedarf von rund 50 kWh/m2a über alle Gebäude einer Kommune. In der Praxis gibt es etliche Kommunen, die ambitioniertere Ziele verfolgen – aber auch Kommunen, die es aus verschiedenen Gründen kaum schaffen die geltenden EnEV-Vorgaben zu erfüllen.
Im Rahmen des Projekts wurde deutlich, dass die Finanzierung der energetischen Mehrkosten einer Sanierung nicht das eigentliche Problem darstellt. Es fehlen häufig bereits die Mittel für notwendige grundlegende Maßnahmen zur Bestandserhaltung. Der energetische Anteil macht bei solchen Sanierungen nur einen Anteil von 10 bis 25 Prozent aus und kann dabei die Wirtschaftlichkeit der Gesamtsanierung durch zukünftig geringere Energiekosten sogar erhöhen.
Aus den erhobenen Daten wurde eine dreidimensionale Kostenfunktion entwickelt, die die Abschätzung der Sanierungskosten (inklusive energetischer Mehrkosten) nach dem angestrebten Sanierungsstandard und dem Umfang der Sanierungen (leichte Umbauten oder komplette Kernsanierung) erlaubt. "Weder mit bekannten Instrumenten aus der Wirtschaft wie Contracting oder ÖPP noch mit existierenden Förderinstrumenten oder verbilligten Krediten kann dem Dilemma, dass Kommunen einerseits in Bezug auf die Sanierung ihres Gebäudebestands eine Vorbildrolle einnehmen sollen, gleichzeitig aber mit hoher Verschuldung und starken Kreditbeschränkungen kämpfen, gelöst werden", so die Autoren der Studie. Es müsste ein Sondervermögen "Kommunale Liegenschaften" eingerichtet werden, das rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr für die Sanierung von kommunalen Gebäuden bereitstellt und so eine Förderquote von 50 Prozent erlauben würde. Gleichzeitig müssten Kommunen aber auch dazu verpflichtet werden, ihre Sanierungsquote zu erhöhen, um alle Gebäude bis 2050 zu sanieren.
Um den Kommunen die Erarbeitung einer langfristigen Gebäudesanierungsstrategie zu erleichtern, wurde das kostenlose FinSa-Tool entwickelt. Es ermöglicht Entscheidungsträgern, den Finanzierungsbedarf für (energetische) Sanierungen bis 2050 abzuschätzen. Anhand weniger Angaben zum Gesamtgebäudebestand können drei Sanierungsszenarien hinsichtlich des Energiebedarfs, der resultierenden CO2-Emissionen sowie der Energie- und Sanierungskosten verglichen werden.
Die Szenarien sind ein Business-as-usual-Szenario (Entwicklung bei Fortsetzen der gegenwärtigen Sanierungstätigkeiten), ein Klimaschutzszenario (notwendige Sanierungstätigkeiten zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung) sowie ein individuelles Szenario entsprechend den Zielen der Kommune.
Dieser Szenarienvergleich über einen langen Zeitraum unterscheidet das FinSa-Tool dabei von bereits vorhandenen ähnlichen Werkzeugen, die entweder nur eine grobe Einordnung in Vergleichswerte erlauben oder sehr detailliert auf einzelne Gebäude und Sanierungsvorhaben bezogen sind. Quelle: Europa-Universität Flensburg / pgl