Die Baupreise sind in den vergangenen Jahren gestiegen und einzelne Komponenten zum Teil auch über dem Niveau der allgemeinen Verbraucherpreise. Von einer Explosion der Baupreise könne aber keine Rede sein, so eine aktuelle Studie des Fachgebiets Ökonomie des Planens und Bauens der Bergischen Universität Wuppertal im Auftrag der Schwäbisch Hall Stiftung und der Deutschen Bausparkassen.
Die Aussage, dass es zu einem leichten Preisanstieg gekommen sei, gelte für die Baupreise in den Gewerken, die die energetische Sanierung der Baukonstruktion umfassen wie Dachdecker, Maurer oder Trockenbau. "Hier sind leichte Preissteigerungen auch über dem Niveau der Verbraucherpreise festzustellen", so die Autoren der Studie. Das gilt insbsondere dann, wenn man sich die Baukosten der Kostengruppe 300 anschaut, in der die Kosten für Bauwerkskonstruktion wie Malerarbeiten, Dachdeckerarbeiten oder Trockenbau abgerechnet werden. Handelt es sich um reine Schönheitsarbeiten wie Malen und Lackieren, dann sind die Preise im Rahmen des Verbraucherpreisindexes von zirka einem Prozent gestiegen. Mehr war es in den Segmenten, die mit energetischer Optimierung zu tun haben, so die Autoren der Studie.
Preise für Gebäudeausrüstung steigen
Überproportional seien in den vergangenen Jahren aber vor allem die Preise für die technische Gebäudeausrüstung wie Gas-, Wasser-und Entwässerungsanlagen oder Raumlufttechnische Anlagen gestiegen. Diese werden der Kostengruppe 400 zugerechnet. Da zeigt sich ein deutlicher Anstieg und eine Abkoppelung vom Verbraucherpreisindex ab dem Jahr 2010. Zwischen 2010 und 2014 stieg der Verbraucherpreisindex um 1,4 Prozentpunkte, die Kosten für technische Anlagen zwischen 2,4 und 2,9 Punkten. Das zeigen auch aktuelle Zahlen von Destatis für das aktuelle Jahr bis August 2015. Nennenswerte Preissteigerungen unter den Bauarbeiten an Wohngebäuden gab es erneut bei Gas-, Wasser- und Entwässerungsanlagen (+3 Prozent gegenüber dem Vorjahr), bei Metallbauarbeiten sowie bei Nieder- und Mittelspannungsanlagen (jeweils +2,8 Prozent). Bei Heizanlagen- und zentralen Wassererwärmungsanlagen erhöhten sich die Preise um 2,6 Prozent. Insgesamt haben die Baupreise seit Mai angezogen.
Ebenso ist der Anteil der Kosten für den Ausbau von Gebäuden zwischen 2000 und 2014 von 46,5 Prozent auf 54 Prozent gestiegen. Die Ursachen für diese Anteilsverschiebung sehen die Autoren in der steigenden Technisierung der Gebäude und den sich verschärfenden Anforderungen durch die EnEV, oder verschiedenen Förderprogrammen. Auch haben sich die Anforderungen an den Brandschutz und die Ausgaben für die Herstellung der Barrierefreiheit erhöht.
Eine weitere Ursache für die Preissteigerungen liegt in den gestiegenen Erzeugerpreisen für einzelne Produkte. "Seit 2004 entwickelten sich die Preise für Mineralwolle, Wärmepumpen und Heizkessel deutlich dynamischer als die allgemeinen Verbraucherpreise", so die Autoren. Allerdings sei mit den gestiegenen Preisen für die Produkte auch eine deutlich höhere Energieeffizienz verbunden, die die Preissteigerung durchaus rechtfertige. Nicht zuletzt seien die regionalwirtschaftlichen Bedingungen ein wichtiger Faktor für die Baupreise.
Starke Nachfrage führt zu höheren Preisen
Hohe Einkommen und die starke Nachfrage nach Bauleistungen in den bundesdeutschen Wachstumsregionen schlagen sich auch in höheren Baupreisen nieder. Aus Sicht der Verfasser sind diese Entwicklungen marktbedingt durch hohe Nachfrage nach Bauleistungen und stabile Konjunktur.
Als einen Faktor, der zu Preissteigerungen führt gelten auch Steuern und Abgaben. "Ob mehrfache Anhebung der Grunderwerbssteuer, schleppende Genehmigungen von Bauanträgen oder die Zweckentfremdung von Mitteln für den Wohnungsbau– hier müssen in erster Linie die politischen Akteure Rechenschaft ablegen", so Hans R. Peters von der Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel.
Auch andere kommen zum Ergebnis, dass nicht die Bauteile an sich, aber die Anforderungen hohen Einfluss auf die Baukosten haben. Bei den Kosten inklusive Einbau seien die Einflüsse der energetischen Anforderungen deutlich erkennbar, so die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen in Kiel. Bauteilkosten belegten, dass die Kosten für die jeweiligen Bauteile nicht gestiegen seien, die Preise, die Bauherren für das fertige Haus zahlen müssen dagegen schon, so der Verband privater Bauherren. Für den Übergang von der EnEV 2007 zur EnEV 2009 hat der VPB bei einem Einfamilienhaus Mehrkosten beim Bau von 13.000 Euro ermittelt. von Pia Grund-Ludwig