Eine Studie des Instituts Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt (F+B) kommt in einer Untersuchung des Wohnungsneubaus der Hansestadt zum Ergebnis, dass die energetischen Anforderungen wie Gesamtenergieeffizienz oder Energieeffizienz in Hamburg das Bauen nicht teurer machen.
Das hat für Furore gesorgt, vor allem deshalb, weil die Ergebnisse häufig verallgemeinert wurden. Davor warnen die Forscher nun ausdrücklich: Sie gelte für die besonderen Bedingungen in Hamburg und lasse sich nicht ohne Weiteres auf andere Bundesländer übertragen.
Die Frage, ob die Verschärfungen der EnEV und die höhere Effizienz von Gebäuden die Baukosten beeinflussen ist ebenso höchst brisant wie umstritten. Mieter- und Immobilienverbände ziehen bei dieser Frage in seltener Einigkeit am gleichen Strang und fordern eine Senkung der Baukosten, die sich auch auf die energetischen Anforderungen zurückführen ließen.
Vor diesem Hintergrund ist es spannend, dass sich für Hamburg dieser Zusammenhang im Mietwohnungsbau nicht nachweisen lässt. Die Datenbasis der Studie ist mit 120 zwischen 2011 und 2014 bewilligten Objekten und insgesamt 4.800 Wohnungen gut und deckt deutlich mehr als die Hälfte des öffentlich geförderten Mietwohnungsbaus in Hamburg ab. Ein Viertel stammt von privaten Investoren, ein weiteres Viertel von Wohnungsbaugenossenschaften. Einen Anteil von 20 Prozent hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft SAGA.
Die Autoren der Studie haben die zentralen Kostenfaktoren untersucht und sich dabei auf gebäudespezifische Parameter wie die Projektgröße und Kompaktheit einerseits und auf die Parameter der Gebäudeeffizienz andererseits konzentriert.
Es lässt sich nicht feststellen, dass mit wachsender Projektgröße die Baukosten sinken. Sie sind zwar bei Projekten mit mehr als 3.500 Quadratmeter Wohnfläche im Mittel am niedrigsten, bei Projekten mittlerer Größe jedoch am höchsten. Berücksichtigt wurde der Median, also der Zentralwert. Aufgefallen ist in der Untersuchung auch, dass die Kosten bei kleinen Projekten am größten differieren. Und es bringt keine Kostenvorteile, "Klötzchen" zu bauen, also möglichst kompakte Baukörper.
Für Debatten haben aber vor allem die Aussagen zu den Auswirkungen der Energie-Faktoren gesorgt. Die spielen nämlich als Kostentreiber in den untersuchten Beständen keine wesentliche Rolle. "Es gibt keinen statistischen Zusammenhang zwischen dem Primärenergiebedarf Qp und den Baukosten", stellen die Autoren klar. Das gilt auch für den Transmissionswärmebedarf.
Die Auswertung nach Effizienzhausklassen hat in Hamburg zweierlei gezeigt: die Spanne der Baukosten innerhalb einer Effizienzhausklasse ist sehr groß und die Baukosten der unterschiedlichen Effizienzhausklassen unterscheiden sich im Mittel (Median) nur wenig. Als Erklärung für gestiegene Baukosten verweisen die Forscher vor allem auf die Grundstückskosten und die Baukosten, und hier insbesondere auf die Honorare für Architekten, Tragwerksplaner und Ingenieure. Wesentlichen Einfluss dürfte die Novellierung der Honorarordnung mit der Veränderung der Leistungsbilder und Honorarsätze haben, so die Forscher.
Im Rahmen der Berichterstattung über die Studie ist teilweise der Eindruck entstanden, dass die Ergebnisse, wonach das energetische Anforderungsniveau keinen erkennbaren Einfluss auf die Höhe der Baukosten habe, beispielhaft für die gesamtdeutsche Situation seien. Dieser Interpretation widerspricht F+B und betont, dass die Ergebnisse der Studie aufgrund besonderer Förderbedingungen und anderer Faktoren ganz überwiegend nur auf Hamburg bezogen werden können.
"Hauptgrund für die fehlende Übertragbarkeit sind die unterschiedlichen förderrechtlichen Anforderungsniveaus an die energetische Gebäudequalität", argumentiert F+B-Geschäftsführer Bernd Leutner. So musste in Hamburg bereits früher als in anderen Bundesländern auf einem energetisch anspruchsvollen Niveau gebaut werden. Richtlinie war die Hamburgische Klimaschutzverordnung, die 2007 in Kraft getreten ist. Das bedeutet, dass der Baustandard schon vorher höher war und sich möglicherweise Änderungen der EnEV, die anderswo eine Rolle spielen, in Hamburg so nicht abzeichnen. So waren schon 2008 der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Qualitätssicherung vorgeschrieben. Und es war schon immer teurer in der Elbmetropole zu bauen als in anderen Regionen, so Leutner weiter.
"Es bedarf einer breiteren Untersuchungsbasis in Hamburg und gegebenenfalls vergleichbarer Analysen in anderen Bundesländern, um eine Vergleichbarkeit der Studienergebnisse herstellen zu können", warnt er vor Vereinfachungen. Angesichts der Brisanz der Ergebnisse wäre es vielleicht ratsam gewesen, das bereits bei der Veröffentlichung der Studie stärker herauszustellen. Von Pia Grund-Ludwig