Das Architekturbüro Schneider+Schumacher hat zusammen mit der Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding einen standardisierten Wohnbautypus entwickelt, der nun zum ersten Mal im Frankfurter Stadtteil Oberrad realisiert wird. Die Architekten setzten zwei parallele, volumenoptimierte Wohnriegel mit Satteldach in die Mainauen – ganz im Kontext der umliegenden Bebauung.
Das Verhältnis von Gebäudehülle zum umbauten Raum ist energetisch günstig. Doch auch anderweitig haben die Architekten das Gebäude energetisch komprimiert: In dem Modellkonzept verzichteten sie auf einen Keller und setzten die gesamte Gebäudeerschließung mit Treppenhäusern vor die Fassade. Hierdurch reduzierten Sie das beheizte Gebäudevolumen auf die bewohnten Flächen. Der stete Wechsel zwischen Treppenläufen und den dazwischen gesetzten Balkonen rhythmisiert die Fassade und nimmt ihr die Monotonie der Länge. Für einen barrierefreien Ausbau ist es möglich, den Treppenläufen nachträglich eine Liftanlage beizustellen.
Modulares Prinzip für Kosteneffizienz
Den Wohneinheiten liegen einfache Konstruktionsprinzipien zu Grunde: kurze Technikleitungen, eine optimierte Haustechnik sowie ein systematischer Aufbau und sich wiederholende Bauelemente. Je zwei Wohnungen sind zu einer modularen Einheit zusammengeschlossen und werden über die außenliegende Treppe zugänglich. Beidseitig der Treppen sitzen geräumige Balkone. Man tritt ein und steht im Wohnzimmer oder der Küche. Unnötige Energiefresser wie eine Eingangsdiele oder lange Erschließungskorridore gibt es nicht.
Die Spiegelung des Wohnungsgrundrisses ermöglicht eine Konzentration der haustechnischen Versorgung. Alle Küchen und Bäder werden über zentral angeordnete Schächte versorgt. Die einzelnen Wohnungen sind in einem Vier-Raum-System angelegt. Es ermöglicht eine flexible Wohnungsgröße, indem jeweils ein Raum aus der benachbarten Wohnung hinzugeschaltet oder abgetrennt werden kann. Somit entstehen also Zwei-, Drei- oder Vier-Zimmerwohnungen. Das Untergeschoss dient als Tiefgarage. Mit diesem Konzept kommt das Projekt auf sehr schlanke 1090 Euro pro Quadratmeter in den wichtigsten Kostengruppen 300 und 400, also für den Bau und die technische Ausstattung.
Ziegelmauerwerk für erhöhte Energieeffizienz
Auch die Statik ist konsequent optimiert: Die gesamte Lastabtragung des Gebäudes findet über seitlich der Wohnungen liegende, querlaufende Stahlbetonschotten und längslaufende Stahlbetondecken statt. Die Wohnungswände selbst sind variabel konzipiert und in Trockenbauweise ausgeführt.
Die Außenfassade ist aller statischen Funktionen enthoben. Sie ist ganz der energetischen Optimierung der Gebäudehülle zugeordnet. Beim Mauerwerk aus Ziegeln setzen Bauherr und Planer auf den wärmedämmenden Hochlochziegel "Unipor W07 Coriso". Die Ziegel mit einer Stärke von 36,5 Zentimetern wurden im Dünnbettmörtel versetzt und außen mit einem mineralischen Putz versehen. Gleichzeitig passten die Architekten ihre Planung exakt auf das Format des Steins an. Alle Mauerwerksabschnitte sind so angelegt, dass man den Ziegel nicht schneiden muss und keine Sonderteile benötigt. In Summe erreichen die Architekten auf diese Weise mit einem monolithischen Wandaufbau einen U-Wert der Außenwand von 0,18 Watt Kelvin pro Quadratmeter.
Technische Gebäudeausstattung stark reduziert
Außerdem wurde eine Wärmerückgewinnung realisiert, die für Heizung und Warmwasser nutzbar ist. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach deckt einen Großteil des benötigten Stroms ab, eine Frischwasserstation ermöglicht niedrige Systemtemperaturen. Die technische Gebäudeausstattung in den 46 Wohnungen ist auf das Notwendige reduziert und wird über zentrale Schächte kosteneffizient in den Wohnungen verteilt. Eine Fensterfalzlüftung verringert die energetischen Lüftungsverluste kontrolliert auf das erforderliche Maß.
Zugunsten geringerer Baukosten werden in Sachen Komfort und Energieeffizienz nicht ganz die Werte eines Passivhauses erreicht. Das energetische Konzept, zu dem auch Fenster mit 3-fach-Verglasung gehören, erreicht aber den Standard eines KfW-Effizienzhaus 55. Der errechnete Jahresheizwärmebedarf liegt bei 27 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Die Miete betrage rund ein Drittel weniger als die üblichen Preise auf dem Frankfurter Wohnungsmarkt, teilt die ABG Frankfurt Holding mit. Quelle: ABG Frankfurt Holding / sue