Dokumente, Checklisten und Hintergrunddokumente stehen ab sofort zur Verfügung. Ab 1. Juli wird der Sanierungsfahrplan auch vom Bafa als Ergebnisbericht der Vor-Ort-Beratung anerkannt. Gespräche über die Anerkennung in den Ländern laufen.
Ziel sei es, die Möglichkeiten, die die Substanz eines Gebäudes bietet mit den Bedürfnissen des Eigentümers im Sanierungsfahrplan zusammenbringen, erklärt Christian Stolte, Bereichsleiter der Dena auf den Energietagen die Intention des Dokuments.
Das Beratungsespräch beginne mit einem leeren Blatt und einer Bestandsaufnahme der Bedürfnisse und des Gebäudezustands. "Der Energieberater kann bei diesem Prozess wieder sehr viel stärker die Rolle des Beraters statt Berechners spielen", erklärte Stolte den Unterschied zu bisherigen Ansätzen.
Als Ausgangspunkt dokumentiert der Fahrplan die heutigen Energiekosten, inklusive einer Prognose der zukünftigen Entwicklung wenn man nichts macht. Er weist auch den CO2-Ausstoß zur Information aus, daneben Primärenergie- und Endenergiebedarf. Die Wirtschaftlichkeit stellt er nicht dar . Das sei sehr umstritten gewesen unter den beteiligten Energieberatern, berichtet Stolte. Einige hätten dies als entscheidenden Punkt angesehen, andere aus Haftungsgründen vor einer konkreten Festlegung gewarnt. Wirtschaftlichkeit sei aber bei privaten Besitzern von Ein- und Zweifamilienhäusern, die der gebäudeindividuelle Sanierungsfahrplan adressiere, nicht die zentrale Frage, so Stolte. Nachgewiesen würden die Kosten, aufgeschlüsselt nach Gesamtkosten und Ohnehin-Kosten für eine Sanierung ohne energetische Komponente. Auch Fördermittel nennt das Tool dabei.
Die Dena begleitet das Instrument fachlich, ebenso das Bafa. Im Herbst 2017 wolle man auf einem Fachdialog Erfahrungen sammeln. Ein Pilotprojekt mit den Bundesländern wird diskutiert, um den Sanierungsfahrplan in die Breite zu tragen.
Die Energieberaterverbände GIH und DEN begrüßen das neue Instrument und sehen es als Chance, qualifizierte Beratung zu erleichtern. Martina Klempnow, Sprecherin des DEN-Vorstands, betrachtet es als Vorteil, dass die Beraterinnen und Berater sich mit dem neuen Instrument auf die Kernaufgabe der Optimierung der Gebäude und die Kundenkommunikation konzentrieren können. Außerdem rechnet sie mit hoher Glaubwürdigkeit des Instruments: "Die Gestaltung als offizielles Dokument mit dem Logo des Bundes wird eine hohe Glaubwürdigkeit und Verbindlichkeit zur Folge haben", betont Klempnow. Eine strukturierte ganzheitliche Herangehensweise werde heute immer wichtiger, ergänzt Jürgen Leppig, Vorsitzender des GIH. Gebäude seien komplex, die bauphysikalische Betrachtung von Hülle und Technik wichtig, mit zunehmender Relevanz von IT. "Energieberater sind Fachleute für die ganze Breite", so Leppig.
Als weiteren Vorteil nennen Klempnow und Leppig, dass der Sanierungsfahrplan die Lebenssituation der Bewohner abbildet, die sich etwa durch den Auszug der Kinder ändert oder fällig werdende Sparpläne mit berücksichtigt. "Ein zeitlicher Horizont ist wichtig, da nicht jeder die Möglichkeit hat, auf einmal zu sanieren. Maßnahmen in mehreren Schritten müssen aufeinander abgestimmt werden", betont Leppig.
Klempnow verweist aber auf ein Probblem bei der durch den Sanierungsfahrplan standardisierten Beratung. "Weniger ambitionierte oder absatzorientierte Berater von Energieversorgern oder aus dem Handwerk könnten bei der Datenaufnahme und Recherche zurückgreifen und die Erstellung des Sanierungsfahrplans als Akquiseelement benutzen." Um dem Vorzubeugen müsse es eigentlich, so Klempnow, für den Fahrplan einheitliche Honorare geben.
Ab dem 1. Juli wird der Sanierungsfahrplan auch als Bafa-Vor-Ort-Beratung anerkannt. Der GIH fordert, in der Folge die Bafa-Richtlinie zur Vor-Ort-Beratung so anzupassen, dass auch Energieberater aus dem Handwerk, die einen Betrieb haben, mit dem Sanierungsfahrplan beraten dürfen. Sie sind derzeit nicht zugelassen. "Nur so bekommen wir PS auf die Straße", argumentiert Leppig. Das dürfe aber nicht zu der von der KfW geplanten Gewerkeliste führen. Die konterkariere Anspruch der Ganzheitlichkeit, das Potenzial für Schäden steige enorm, warnt Leppig.
Martina Klempnow vom DEN fordert außerdem perspektivisch eine Möglichkeit zum Datenaustausch der bilanzierungsrelevanten Daten. Ansonsten müsste ein Berater, der die nächsten Schritte angeht, mit der gleichen Software arbeiten wie der Kollege, der den Plan erstellt hat.
Noch weiter geht Tanja Loitz vom Beratungsportal CO2 Online: "Es muss offene Schnittstellen geben, und die Eigentümer selbst müssen die Daten erhalten. Eine Blockade solch offener Schnittsttellen passt nicht mehr in die heutige Zeit." Das sei nicht nur wichtig, wenn man das Dokument später anpassen oder ändern wolle, sondern auch beim Verkauf eines Objekts. Und Loitz wünscht sich eine konkrete Zielvorgabe für die Verbreitung es Sanierungsfahrplans. "Nur wenn klar ist, wie viele Leute man damit erreichen will kann man beurteilen, ob der Sanierungsfahrplan erfolgreich war."
Dem Bundesverband energieeffiziente Gebbäudehülle ist das Tool zu stumpf. "Der Sanierungsrückstand ist gerade bei den Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland hoch. Um dies zu ändern, sollte der Sanierungsfahrplan mit besseren und vor allem einfacheren Fördermöglichkeiten verknüpft werden", so der Verband in einer Stellungnahme. Ohne eine solche Verknüpfung werde das nun vorgestellte Instrument kaum Wirkung entfalten. "Sinnvoll wäre zudem, einen Sanierungsfahrplan bei Eigentümerwechseln zur Pflicht zu machen. Wer ein Haus kauft, müsste sich dann auch um eine planvolle Sanierung kümmern, wenn er Fördermittel bekommen will." von Pia Grund-Ludwig
Download: Whitepaper "10 Fragen zum Sanierungsfahrplan" und Checkliste