Millionenförderung für lokale Energiegemeinschaft

Oldenburg bekommt klimaneutrales Quartier

Auf einem Teil des ehemaligen Fliederhorstes soll ein Vorbild für ein vernetztes Quartier entstehen, das seinen Energiebedarf weitgehend selbst decken kann. © DLR

Ein energetisches Nachbarschaftsquartier werden das Institut für Vernetzte Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und 20 Partner aus Industrie und Forschung auf einem ehemaligen Fliegerhorst in Oldenburg bauen.

Entstehen soll ein klimaneutrales Quartier mit zirka 110 Wohneinheiten aus Bestandsgebäuden und Neubauten. Das Vorhaben ist eines von sechs Leuchtturmprojekten im Förderprogramm "Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt". Wirtschafts- und Forschungsministerium stellen dafür in den kommenden fünf Jahren insgesamt bis zu 100 Millionen Euro bereit. Davon erhält das Fliegerhorst-Projekt 18 Millionen Euro. Weitere 8,4 Millionen Euro steuern Industriepartner bei.

Energietausch unter Nachbarn

Erforscht wird am Beispiel des Quartiers, wie eine lokale Energiegemeinschaft sozial und wirtschaftlich konzipiert sein muss, um für Anwohner, Energieerzeuger und Dienstleister langfristig attraktiv und betriebswirtschaftlich tragbar zu sein. Um das unter realen Bedingungen zu erproben, soll das Areal als lebendes Labor für Smart-City-Technologien genutzt werden.

Über das Projektgebiet hinaus sollen auf dem ehemaligen Fliegerhorst noch 950 Wohneinheiten und Gewerbeflächen entstehen. Damit stellt das Areal für die kommenden Jahre die wichtigste Entwicklungsfläche der Stadt Oldenburg dar.

Der Energiebedarf des Quartiers soll im Wesentlichen aus lokal erzeugter Energie gedeckt werden. Entwickelt wird ein öffentliches Versorgungsnetz, das eine Kopplung von Strom, Wärme/Kälte und Mobilität unterstützt und den Energietausch im Quartier unter den Nachbarn fördert. Für die Bildung lokaler Energiegenossenschaften werden die Anwohner als Energieproduzenten und Verbraucher über ein Community-Portal in die Konzeption von Anreizmodellen einbezogen.

Digitale Simulation kann Smart Grid abbilden

Das Institut für Vernetzte Energiesysteme entwickelt und erforscht das Gesamtenergiekonzept für das Quartier. Dafür stehen den Wissenschaftlern Simulationsmodelle und speziell ausgestattete Labore zur Verfügung, die die Vielfalt und Komplexität aller Komponenten eines Smart Grid abbilden können, zum Beispiel Solaranlagen mit Wechselrichtern, Batteriesysteme als Heimenergiespeicher oder die Batteriesysteme von Elektrofahrzeugen.

"Hier werden wir im ersten Schritt das Quartier und seine Wechselwirkung mit dem übergeordneten Versorgungsnetz in der digitalen Simulation nachbilden. Anschließend wird dieses Modell in unser Energielabor transferiert, das die gesamte vernetzte Energie-Infrastruktur digital abbildet und Parameter wie Wetterdaten, Benutzerverhalten, Stromnetzauslastung oder Verkehrszustände berücksichtigt", erklärt Frank Schuldt, Gruppenleiter Flexibilitätsoptionen und Systemdienstleistungen am Institut.

Nachdem diese Managementkonzepte auf Funktionalität und Wirksamkeit getestet wurden, fließen die Erkenntnisse in den Aufbau des energetischen Nachbarschaftsquartiers ein. Dabei wird ein besonderer Fokus auf Lösungskonzepten für kritische Netzsituationen liegen, um die Versorgungssicherheit im realen Quartier sicherzustellen. Die daraus entstehenden Geschäftsmodelle könnten später auch dazu genutzt werden, um Dienstleistern das Wissen zum Aufbau und Betrieb von weiteren energetischen Nachbarschaftsquartieren bereitzustellen. Quelle: DLR / sue

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