Inverview mit Kerstin Vogt, neue Geschäftsführerin der VdZ

"Momentan ist es sinnvoll, auch auf etablierte Heiztechniken zu setzen"

VdZ-Geschäftsführerin Kerstin Vogt. © VdZ

Bereits im Sommer 2018 hat Kerstin Vogt die Leitung der VdZ-Geschäftsstelle übernommen, seit 1. März ist sie nun offiziell Geschäftsführerin des Gebäudetechnikverbandes. Der sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, dass das Thema Gebäudeeffizienz bei der aktuellen Regierung nicht mehr allzu hoch im Kurs steht. Da gelte es, immer wieder daran zu erinnern, dass es Maßnahmen seitens der Politik erfordert, wenn die Klimaziele bis 2030 erreicht werden sollen, berichtet Vogt im Interview mit EnBauSa.de.

Frau Vogt, das Kürzel VdZ bezieht sich auf den Ursprungsnamen „Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft“. Heute vertritt die VdZ als Dachverband aber ganz unterschiedliche Verbände von dem Zentralverband des Deutschen Handwerks bis hin zu Herstellerverbänden verschiedener Gebäudetechnik-Komponenten wie dem Wohnungslüftungsverband VFW. Da ist es für Sie als Geschäftsführerin sicher nicht einfach, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bekommen.

Das ist definitiv so. Wir haben im Gebäudebereich eine breit gefächerte Verbändelandschaft, die wir für den Gebäudetechnikbereich bei der VdZ vereinen. Um zu einem guten Konsens zu gelangen, muss man viel moderieren, die ganzen Interessen an einen Tisch bringen und schauen, wie man sich auf eine gemeinsame Position verständigt. Als Geschäftsführerin habe ich mir zum Ziel gesetzt, unseren Mitgliedsverbänden noch mehr Raum für Gespräche zu geben als das bislang der Fall war.

Viele Heizungen in Deutschland sind veraltet. Durch den Austausch könnte man in Sachen Energieeffizienz schon einiges erreichen. Trotzdem tut sich nichts. Was unternimmt die VdZ, um die Endverbraucher zur Energiewende im Heizungskeller zu motivieren?

Zum einen bieten wir Endverbrauchern auf unserem Internet-Portal „Intelligent heizen“ herstellerneutral und technologieoffen Informationen rund um die Themen „Heizung modernisieren“ und „Heizung optimieren“ an. Das ist eines unserer wichtigsten Standbeine. Außerdem informieren wir in Fachzeitschriften und über unsere Social-Media-Kanäle. In Zukunft wollen wir zudem verstärkt zielgruppengenaue Informationen anbieten, zum Beispiel für Familien, die gerade ihre erste Immobilie erstanden haben und diese modernisieren müssen, oder für ältere Menschen, die ihr Haus barrierefrei machen wollen.

Unsere zweite Aufgabe ist es, bei der Politik für das Thema zu trommeln. Bei der derzeitigen Regierung steht das Thema Gebäudeeffizienz leider nicht mehr besonders weit oben auf der Agenda. Da müssen wir gemeinsam mit den anderen Verbänden aus dem Gebäudebereich immer wieder daran erinnern, dass es zusätzliche Maßnahmen seitens der Politik erfordert, um die Klimaziele bei Gebäuden bis 2030 auch nur annähernd erreichen zu können.

Welche Maßnahmen sind das?

Dazu gehört aus meiner Sicht die Umsetzung einer steuerlichen Förderung, denn mit dem Einsparen von Steuern kann man hierzulande erfahrungsgemäß viele Menschen dazu bewegen, tatsächlich etwas zu tun.

Außerdem brauchen wir eine übersichtlichere Ausgestaltung der Förderprogramme, die es jetzt schon gibt. Wir haben ja eigentlich tolle Programme, aber die sind teilweise nicht strukturiert genug. Wir warten jetzt schon seit 2017 auf die Umsetzung der vom Bundeswirtschaftsministerium angekündigten Förderstrategie. Wenn angekündigte Maßnahmen wie das Gebäudeenergiegesetz und die Einsetzung einer Gebäudekommission endlich umgesetzt würden, wäre das Thema Energieeffizienz von Gebäuden auch beim Endverbraucher wieder präsenter.

Als ein Instrument, Klimaschutz im Heizungskeller durchzusetzen, wird eine Besteuerung des CO2-Ausstosses diskutiert. Wie steht die VdZ dazu?

Im Verband gehen die Meinungen dazu bislang auseinander. Nach Aussagen von Bundesregierung und Wirtschaftsministerium soll das Thema in dieser Legislaturperiode nicht weiter verfolgt werden. Wir haben also noch Zeit. Richtig ist aber, dass wir uns damit beschäftigen müssen. Denn langfristig wird Förderung allein nicht ausreichen und wir müssen andere Hebel finden.

Sie sagen, Sie informieren auf intelligent-heizen.de technologieoffen. Gilt das auch für Technologien, die erneuerbare Energien nutzen? Die gelten ja als ein weiterer wichtiger Hebel.

Wir informieren auf der Plattform über alle Technologien und Energieträger, die momentan zur Verfügung stehen. Im Fokus sind dabei Wärmepumpen, Solarthermie und Hybridheizungen oder das Heizen mit Holz. Aus unserer Sicht – vor allem, wenn man sich die Investitionszyklen bei Heizungen anschaut – ist es momentan sinnvoll, auch noch auf etablierte Heiztechniken zu setzen und jetzt die veralteten Heizungen gegen moderne Brennwertgeräte zu tauschen. Diese werden bis Ende der 2030er, Anfang 40er Jahre effizient laufen – auch mit Erdgas. Und dann mit Fokus auf die 2050er Jahre noch einmal in eine erneuerbare Heizung zu investieren, die dann hoffentlich mit zu 100 Prozent erneuerbarem Strom läuft. Wenn wir das 2030-Ziel erreichen wollen, müssen wir vor allem die Austauschrate bei Heizgeräten drastisch erhöhen. Derzeit sind wir bei rund 700.000 Geräten im Jahr, das müssten über eine Million werden. Es ist utopisch zu glauben, dass wir das mit Wärmepumpen erreichen. Aus unserer Sicht werden außerdem die Themen „Power to Gas“, „Power to Liquid“ eine wachsende Rolle spielen. Das zu nutzen ist auch eine Option, die Wärme erneuerbar zu machen.

2013  hat sich die VdZ an der Spitze des Bündnis Energieausweis für eine Reformierung des Energieausweises eingesetzt. Was ist aus diesem Engagement geworden?

Das war ein breit aufgestelltes Bündnis und ich halte den Vorschlag von damals, dass es nur noch einen Energieausweis gibt und nicht mehr die Dualität von Bedarfs- und Verbrauchsausweis, nach wie vor für sinnvoll. Die Diskussion hat aber nicht gefruchtet. Es wurden zwar, wie von uns gefordert, bei der letzten EnEV-Debatte noch Hals über Kopf Energieklassen eingeführt, aber diese geben Verbrauchern nicht wirklich einen echten Überblick. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass es beim Energieausweis einen kompletten Neustart mit einem einzigen gültigen Berechnungsverfahren geben sollte. Die Kommunikation rund um das Bündnis Energieausweis ist aber in den vergangenen Jahren nicht fortgeführt worden – auch weil es unterschiedliche Ansichten unter unseren Mitgliedern gab, inwiefern das noch sinnvoll ist.

Das heißt, in diesem Punkt haben Sie beziehungsweise die Mitglieder des Bündnisses aufgegeben?

Ja. Wir haben es nie formell aufgelöst, aber es ist nicht mehr aktiv.

2015 haben Sie auf der ISH eine Plattform zur Erstellung von Verbundanlagenlabeln vorgestellt. Ziel war es damals Installateuren die Erstellung dieser Label zu erleichtern. Wie hat sich die Plattform entwickelt?

Seit Herbst 2015 gibt es die Energieverbrauchskennzeichnung für Wärmeerzeuger, seitdem sind auch einige neue Produktgruppen hinzugekommen. Sie haben bei enbausa.de gerade erst berichtet, dass es ab Herbst dieses Jahres noch einmal eine Veränderung gibt. All das spiegelt die Plattform wieder. Wir haben dort 150 Marken abgebildet mit über 20.000 Artikeln. Allerdings spielt das Thema Verbundlabel, nimmt man die Abrufzahlen auf der Plattform als Maßstab, am Markt keine große Rolle. Was sehr stark nachgefragt wird, sind die Energielabel für Einzelprodukte. Insofern ist die Plattform sehr erfolgreich und wird von uns auch up to date gehalten – auch vor dem Hintergrund der geplanten EU-Datenbank für energieverbrauchsrelevante Produkte EPREL. Die gibt es seit Anfang dieses Jahres. Allerdings ist die EU damit zeitlich sehr in Verzug. Zum Start gab es nur eine rudimentäre manuelle Eingabefunktion für die Unternehmen. Sobald es einen systematischen Upload gibt, werden wir unsere Mitglieder beim Upload in die EU-Datenbank unterstützen. Das Labeling ist nach wie vor ein relevantes Thema, das aber von der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen wird. Von Silke Thole

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