Wie werden Bauherren, Hausbesitzer und Mieter mitgenommen auf dem Weg zu einem Gebäudebestand, mit dem sich die Klimaziele erfüllen lassen? Und wie erhält die Energiewende im Wärmebereich mehr Drive? Das waren einige der Themen des Effizienzkongresses der Dena in Berlin.
Qualitätssicherung, Erhöhung der Sanierungsquote durch Stärkung und Optimierung der Beratungsangebote und auch eine stärkere Nutzung sektorübergreifender Potentiale zwischen Strom und Wärme wurden als mögliche Schritte diskutiert, die in die richtige Richtung führen.
Markus Schönborn von der Förderbank KfW stellte die Ergebnisse der Qualitätssicherung der durch die KfW geförderten Projekte vor. Diese hat unterschiedliche Stufen, von der Plausibilitätsprüfung bis hin zur Vor-Ort-Kontrolle. Die Ergebnisse der Vor-Ort-Kontrollen aus dem Jahr 2014 liegen jetzt vor. Die Ergebnisse seien insgesamt positiv, so Schönborn. 380 Kontrollen sind erfolgt, 95 Prozent davon haben den Effizienzhaus-Standard eingehalten. "In einigen Fällen wurde der beantragte Förderstandard zurückgestuft", so Schönborn. In der Sanierung war dies mit einem Anteil von 8 Prozent deutlich häufiger der Fall als im Neubau (2 Prozent). Gleichzeitig sei es aber so, dass viele Vorhaben mit einem Aufschlag versehen sind, "sie hätten aber auch eine Stufe besser erreichen können", so Schönborn weiter. Es werde oft besser saniert und gebaut als der Förderstandard.
Wärmebrücken bleiben Problemfeld
Ein zentrales Thema, das in der Ausführung und Berechnung Probleme bereitet ist nach wie vor die Wärmebrückenbewertung, dort gibt es viele Unsicherheiten. Die KfW bietet deshalb seit September ein vereinfachtes Planungs-Tool an. Die Dena hat ein spezielles Experten-Service-Portal aufgebaut. Dort können Berater der Effizienzexpertenliste Fachfragen zur Bilanzierung einreichen, die dann von Experten für die entsprechenden Normen beantwortet werden.
Viel Lob gab es von Roger Worm, Leiter Kommunikation Energieeffizienz im Bundeswirtschaftsministerium für die Energieberatung. Die funktioniere gut, man habe klare Strukturen mit Einstiegsberatung und Vor-Ort-Beratung. Bei den Verbrauchern ist das aber noch nicht angekommen. Funktionierende Strukturen und Förderung reichen offensichtlich nicht aus, die Energieberatung wirklich in die Breite zu bekommen, vor allem bei der Vor-Ort-Beratung gab es enorme Einbrüche. Man müsse besser verzahnen, was es in der Fläche gebe und die bislang teilweise bestehende Abgrenzung zwischen Verbraucherzentralen und Energieagenturen durchbrechen, so Worm.
"Nichts ist besser als von der Sanierung überzeugte Nachbarn"
Christian Stolte, Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude bei der Dena, betonte, dass es wichtig sei, in einer Beratung die Perspektive des Eigentümers einzunehmen und zu erkennen, was Auslöser für einen Sanierungswunsch sei. Dabei könne es um unterschiedliche Themen wie Energieeinsparung, aber auch Behaglichkeit durch weniger zugige Wohnungen oder eine Erhöhung der Wohngesundheit gehen. Und es müsse darum gehen, die Verantwortlichen vor Ort, also zum Beispiel Bürgermeister von der Sanierung zu überzeugen, sagte Worm.
"Nichts ist besser als von der Sanierung überzeugte Nachbarn", nannte Marita Klempnow, Sprecherin des Vorstands des Deutschen Energieberaternetzwerks DEN, ein Mittel zum Erfolg. Mehr regionale Verbundenheit sei notwendig. Man müsse die erfolgreichen Objekte noch sichtbarer machen, ergänzte Jürgen Leppig, Vorsitzender des Energierberaterverbands GIH.
Kaum Raum für weitere Verschärfung der EnEV
Im Bereich der Förderung habe die Reform des Marktanreizprogramms Bewegung gebracht, sagte Ulrich Benterbusch, Leiter der Unterabteilung Wärme und Effizienz im Bundeswirtschaftsministerium. Außerdem werde ein Ausschreibungsmodell zur Energieeffizienz für den Strommarkt neu eingeführt, das werde auch für den Wärmesektor geprüft. Wie man tatsächlich zu dem von der EU geforderten nahezu neutralen Gebäudebestand kommen will bleibt aber offen. Eine Guidance Note der EU-Kommission lässt mittlerweile erkennen, dass mit nahezu klimaneutral ein Primärenergieverbrauch von zirka 30 kWh/m2a gemeint ist, so Peter Rathert, Referatsleiter im Bundesministerium für Bauen und Umwelt. Das wäre vergleichbar mit einem Effizienzhaus 40. Die Spielräume für eine neue Verschärfung der EnEV seien aber nicht groß, wenn man das Wirtschaftlichkeitsgebot zugrunde lege. Ein Standard von 30 kWh/m2a sei wirtschaftlich nicht zu erreichen.
Potentiale könnte möglicherweise die auch von der Konferenz der Bundesbauminister geforderte strukturelle Neuregelung von EnEV und Wärmegesetz bringen. Zur Zusammenlegung hat das Wirtschaftsministerium ein Gutachten in Arbeit, das kurz vor dem Abschluss steht. Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbarer Energien hatte dazu gleich einen Vorschlag mitgebracht: Die Förderung fossil betriebener Heizungen gehöre verboten. von Pia Grund-Ludwig